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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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schüttelte. »Denkst du, du könntest mir etwas befehlen?« Wieder schüttelte er sie. »Mir? Deinem Gefährten des Lebens? Du wagst es, meinen Geist beeinflussen zu wollen? Mich anzugreifen?«
    Mit wem hatte sie sich verschworen, um ihn in eine Falle zu locken und zu töten? Sie hatte ihn getäuscht. Aber noch während die Worte ihm entschlüpften, während er auf die Idee kam, sie könne ihm etwas antun wollen, verwarf er den Gedanken schon.
    Was tat und dachte er? Hatte er tatsächlich den Verstand verloren ? War er ein Feigling, wie sie sagte? Er war ohne jede Furcht in den Kampf gegen den Vampir gezogen. Niemand hatte seinen Mut je angezweifelt, doch er schikanierte seine Gefährtin, wenn sie Liebe brauchte und beruhigt werden musste. Er unterstellte ihr Dinge, die die Unschuld in ihren Augen und in ihrem Bewusstsein Lügen straften.
    War das sein wahrer Charakter? Oder war es irgendeine Manifestation des Wolfes, der sich mit seinem karpatianischen Blut vermischte? Beide Spezies waren dominant. Beide verlangten sofortigen Gehorsam, der Wolf vielleicht sogar noch mehr. Wer wusste schon, was für Geheimnisse sich diese scheue Gesellschaft bewahrt hatte? Es war offensichtlich, dass sie in den Untergrund gegangen waren und noch immer existierten, aber er hatte keine Chance zu verstehen, was geschah – die dichte Mähne, der verschärfte Geruchssinn, das ausgezeichnete Gehör, das brennende Bedürfnis, seine Gefährtin an seiner Seite zu behalten, sein Duft überall an ihr...
    Er war wütend auf sich selbst, nicht auf sie. Er hätte die Wolfseigenschaften in ihr erkennen müssen, hätte besser darauf vorbereitet sein müssen, was geschehen könnte, wenn er ihr Blut zu sich nahm. Doch er war so besessen von ihr gewesen, dass sein Bedürfnis nach der körperlichen Vereinigung mit ihr beim Erwachen sogar noch größer gewesen war als das zwingende Bedürfnis, Nahrung aufzunehmen. In all den Jahrhunderten seiner Existenz hatte er so etwas noch nie erlebt. Sie war in jedem seiner Gedanken und hatte so gründlich Besitz von ihm ergriffen, dass er wusste, ohne sie würde er nicht überleben können. Schlimmer noch – als sie ihren Geist vor ihm verschlossen hatte, war die andere Welt wieder in sein Bewusstsein eingedrungen, und er war in den grauen Schatten umhergeirrt und hatte versucht, einen Weg zu finden, sich wieder mit Geist und Körper mit ihr zu verbinden.
    Er konnte sie nicht zwingen, ihn zu akzeptieren. Er konnte nicht mehr in ihren Geist eindringen und mit ihm verschmolzen bleiben, und er konnte ihr auch nicht klarmachen, was es für Konsequenzen für ihn hatte, wenn sie ihm diese geistige Verbindung vorenthielt. Und da sie sich von ihm zurückgezogen hatte, konnte er auch nicht mehr die nötige Kraft aufbringen, geistig ganz und gar im Land der Lebenden zu bleiben. Um ihn herum verblassten schon die Farben, bis alles grau und düster war, und als er auf seine Hände herabblickte, konnte er durch sie hindurchsehen. Sein Gehirn fühlte sich an, als würde es jeden Moment seinen Schädel zum Zerbersten bringen, so heftig war der Schmerz, der in seinen Schläfen pochte. Normalerweise konnte er Schmerz aus seinem Bewusstsein ausschließen, aber das war jetzt unmöglich. Auch seine Zunge fühlte sich ganz seltsam an, dick und wie mit Kupfer überzogen.
    MaryAnn wehrte sich gegen Manolitos harten Griff und öffnete den Mund, um ihn zurechtzuweisen, so verletzt, dass sie sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen hätte, und so wütend, dass sie versucht war, noch einmal mit ihren viel zu scharfen Fingernägeln nach ihm auszuholen. Aber irgendetwas an ihm erregte ihre Aufmerksamkeit, und deshalb unterdrückte sie ihre verletzten Gefühle und zwang sich zur Vernunft.
    »Hast du Kopfschmerzen, Manolito?«
    Er nickte und presste die Hände gegen seine Schläfen. »Ich dürfte keinen solchen Schmerz verspüren. Ich verstehe das nicht.« Es sei denn, es ist der Wolf. Oder diese Frau, die vorgibt, meine Gefährtin zu sein, obwohl sie in Wahrheit eine Marionette des Vampirs und auf meine Vernichtung aus ist.
    MaryAnn schrak zusammen, als sie diese Gedanken auffing, und zog sich fast aus seinem Geist zurück, aus Angst, dass er sie mit seinen Unterstellungen noch mehr verletzen würde, aber dann vernahm sie plötzlich ein Geräusch. Ein Summen wie von Millionen von Insekten, nur viel schlimmer noch als das, was sich bereits in ihrem Kopf abspielte. Vor Schreck verschlug es ihr den Atem. Ihr Instinkt riet ihr, sich schnell

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