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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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zurückzuziehen, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie hatte übersinnliche Fähigkeiten. Sie konnte Gedanken lesen. Sie hatte es schon seit Jahren getan; ihr war es nur nicht bewusst gewesen. Es war nichts, wovor sie Angst zu haben brauchte. Sie musste nur herausfinden, wie sie es tat.
    Sie atmete tief aus und konzentrierte sich auf Manolito, erfüllte ihre Gedanken mit ihm und wünschte ihm mit aller Kraft, dass er sich besser fühlte. Sie versuchte, ihm den Schmerz zu nehmen und zu sehen, was – oder wer – ihn quälte. Das Summen wurde stärker, lauter; es drängte sich in ihr Bewusstsein und verursachte ihr eine solche Übelkeit, dass sie zum Geländer lief und sich darüberbeugte, aber sie hielt durch, entschlossen, noch weiter vorzudringen. Nun hörte sie Stimmen, leise, doch beharrlich, die sich in Manolitos Bewusstsein einschlichen und ihm das Hirn zermarterten.
    »Manolito.« Sie nahm seine Hand und drückte sie ganz fest. »Wir werden angegriffen. Du wirst angegriffen. Ich kann sie hören. Sie versuchen, dich dazu zu bringen, mich zu töten.«
    Er zögerte nicht, ihre Hand mit seiner zu umfassen. »Das sind die Untoten. Maxim versucht, mich von der anderen Seite her in eine Falle zu locken.« Endlich ergab jetzt alles einen Sinn, und in gewisser Weise war es eine Erleichterung zu wissen, dass er nicht verrückt war. Er hatte seine Gefährtin nicht angegriffen. Ihm war gar nicht der Gedanke gekommen, wie angreifbar er in der Welt der Schatten sein würde, doch er hätte das bedenken müssen. Sein Körper lebte, und ein Teil seines Geistes war wieder zu dem eines Lebenden geworden, was bedeutete, dass den Toten bewusst sein würde, dass er nicht zu ihnen gehörte.
    »Wie kann er das, da er doch tot ist?«
    »Maxims Geist verweilt noch im Land der Schatten, und dort ist auch mein Geist. Er muss mich von innen heraus angreifen.« Manolito zog MaryAnn in seine Arme. »Ich will nicht, dass deine letzten Erinnerungen an deinen Gefährten Zurückweisung und Ärger sind. Ich kann nicht glauben, dass Maxim sich Zugang zu dem Geist eines so kampferprobten, ausgefuchsten Karpatianers, wie ich es angeblich bin, verschaffen konnte. Ich bin seinem Einfluss wie ein unerfahrener grüner Junge erlegen.« Manolito hob ihre Hand an seinen Mund und küsste ihre Fingerknöchel. »Verzeih mir, MaryAnn. Ich hätte dir um nichts auf der Welt wehgetan. Es ist mein Privileg, dich zu beschützen, und schon bei der ersten Prüfung habe ich versagt.«
    »Nein, das hast du nicht«, widersprach sie. »Sag mir einfach nur, wie wir ihn dazu bringen können aufzuhören.« Denn was immer auch Maxim ihm antat, quälte Manolito; das konnte sie in seinen Augen sehen und in seinem Bewusstsein spüren. »Sag mir, was es dazu braucht.«
    »Ich muss ganz in jene andere Welt hinüberwechseln. Aber das bedeutet, dass mein Körper hierbleibt und schutzlos und leicht angreifbar sein wird. Falls sie dich umbringen oder meinen Körper zerstören, bin ich verloren. Sie müssen einen Plan haben.«
    MaryAnn schob das Kinn vor. »Ich kann dich dorthin begleiten. Ich bin ziemlich sicher, dass ich weiß, wie.«
    Manolito schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist viel zu gefährlich. Ich kann mich durch die Schattenwelt bewegen, weil mein Geist dorthin gezogen wurde, aber du lebst und gehörst nicht in dieses Reich. Sie würden sofort auf dich aufmerksam werden, wenn du es betrittst. Ich glaube, dass sie dich dort töten können.«
    »Und ich glaube, dass dieser Maxim bereits dabei ist, dich in jener anderen Welt zu töten.«
    »Er wird mich nicht töten.« Manolito nahm ihr Kinn in seine Hand. »Hör mir zu, MaryAnn. Es ist wichtig. Ich war verärgert, als ich merkte, dass ich mich veränderte und zum Werwolf wurde, so wie du dich veränderst und Karpatianerin wirst, aber ich war nicht wütend aus den Gründen, die du mir unterstellst. Auch nicht aus denen, die ich dir genannt habe. Was auch immer für einen Einfluss Maxim auf mich haben mag, im Moment denke ich völlig klar. Andere Frauen mit übersinnlichen Fähigkeiten sind erfolgreich in Karpatianerinnen verwandelt worden. Es ist ein schmerzhafter Prozess, doch sie sind gesund und glücklich und scheinen sehr zufrieden zu sein mit ihrem Leben. Ich erwarte nicht weniger für dich.«
    Er beugte sich vor, um einen Kuss auf ihren Oberkopf zu hau chen. »Die Entdeckung des Wolfes verändert allerdings die Situation. Es gibt keinen Präzedenzfall. Wir haben keine Ahnung, was dir widerfahren könnte, wenn ich

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