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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Knoten verhärteten, die sie unschwer unter ihrer Haut erkennen konnte. Ihr drehte sich der Magen um, und wieder kämpfte sie ihre Panik nieder. Selbst wenn sie das hier nicht für sich tun wollte, musste sie es für Manolito tun.
    Bilder schossen ihr so blitzartig durch den Kopf, dass ihr ganz übel davon wurde. Sie zogen so schnell vorüber, dass sie sie weder unterscheiden noch richtig sehen konnte, aber es waren Bilder von Wölfen, die auf zwei Beinen gingen. Eine kollektive Erinnerung. Ihre Haut spannte sich und wurde viel zu straff. Ihre Sicht umwölkte sich, bis sie nur noch Bot und Schwarz wahrnahm. Wieder krümmten ihre Finger sich zu Klauen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte. Ein wahnsinniger Schmerz durchzuckte sie.
    Sie versuchte, zu atmen und sich zu zwingen loszulassen, aber ihr Verstand weigerte sich nachzugeben. Ihr Kopf ließ es nicht zu. Was, wenn sie für immer gefangen blieb in diesem Zustand?
    Der Baum schwankte, der Vampir kreischte, und der schrille Laut ging ihr durch Mark und Bein und krampfte ihr vor Furcht das Herz zusammen. Er war auf den Rand der Plattform gesprungen, stand direkt vor dem Geländer und beeilte sich, den Schutzzauber außer Kraft zu setzen. Ihr blieben nur noch Sekunden, um sich zu entscheiden.
    MaryAnn legte ihre Hand auf Manolitos Schulter und berührte sein Gesicht. Er war woanders und kämpfte für sie. Er verließ sich darauf, dass sein Bruder kam und seinen Körper beschützte, doch sie war alles, was er hatte. Sie atmete tief ein und wieder aus.
    Sogleich spürte sie, wie ihr eigenes Ich in einen Strudel hi neingerissen wurde und innerlich schrumpfte. Sie war sich dessen voll bewusst, aber ihre Herrschaft über ihren eigenen Körper ließ rapide nach. Alles in ihr bestürmte sie zu widerstehen, aber sie hielt ihren Blick auf Manolito gerichtet, und sein Anblick gab ihr den Mut, sich dem Unvermeidlichen zu beugen.
    Während das, was MaryAnn ausmachte, sich immer mehr zurückzog, sprudelte die Wut des Wolfes aus ihr heraus, und sie konnte die unabwendbare Macht des Tieres spüren, seine immense körperliche Kraft und Willenskraft. Es war ihr Wächter, ihr Beschützer, der jetzt ihren Platz einnahm und ihre Muskeln, Knochen und Gelenke streckte und dehnte, um sie seinem kraftstrotzenden Körper anzupassen.
    MaryAnn merkte, wie ihre Haut aufriss, verspürte aber keinen Schmerz dabei. Sie fühlte auch nicht, wie ihre Knochen und ihr Körper sich verformten oder ihre Organe sich verlagerten; da war nur tief in ihr das Gefühl, beschützt und sicher zu sein.
    In diesem Moment durchbrach der Vampir die Barriere und stürzte sich mit einem hasserfüllten Zischen auf Manolitos Körper. Die Wölfin warf sich dazwischen, und noch im Sprung vollzog sich die Verwandlung ihren Körpers. Sie prallten zusammen, die Wölfin knurrend, der Vampir mit einem schrillen Kreischen. Überall im Wald brach ein wahnwitziges Geschrei aus, als die Affen und Vögel auf den schrecklichen Lärm des Kampfes reagierten.

16. Kapitel
    M anolito bewegte sich schnell durch die öde Schattenwelt und suchte die dunkleren Ecken, wo sich die Untoten in Horden zum Heulen und Wehklagen zusammenfanden, während sie darauf warteten, ihr Schicksal zu erfahren. Manolito hatte den Eindruck, sich noch immer in seinem Körper zu befinden, als er über den unebenen Boden schritt und sich einen Weg durch das Gewirr riesiger Wurzeln bahnte, als befände er sich noch im Regenwald. Aber er war zu leicht, so leicht, dass er fast schwebte, und seine Arme und Hände waren durchsichtig, als er an sich heruntersah. Er konnte die verrottende Vegetation auf dem Weg zu den Bergen schroffer Felsen sehen, die den Übergang zur Wiese der Nebel bildeten.
    Ein paar Geister warfen ihm finstere Blicke zu, als er an ihnen vorbeiging, zwei hoben eine Hand, als hätten sie ihn erkannt, aber meistens wurde er kaum beachtet. Es war ein merkwürdiges Gefühl für ihn, als er durch die Wälder und über die Hügel glitt, dass er zwei Arten von Bewohnern sehen konnte, die das Land bevölkerten, obwohl ihm das vorher noch nie aufgefallen war.
    Die Wiese der Nebel schien diejenigen, die wenig oder gar keine Reue für ihre Taten in ihrem früheren Leben empfanden, von jenen zu trennen, die sich bemühten zu verstehen, wo sie falsch gehandelt hatten. Nur wenige waren da gewesen, um ihn zu begrüßen.
    Als er der Wiese näher kam, stiegen Hitze und Dampf auf, um ihn von allen Seiten einzuhüllen. Wo die Nebel vorher einfach nur grau

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