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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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und schwarz gewesen waren, ohne jegliches Gefühl der Hoffnung, war die Luft jetzt drückender und zum Schneiden dick vor Anspannung, als beherrschten Unbehagen und Beklommenheit dieses Gebiet. In der Ferne hörte er spöttisches Gelächter und das Gewisper von Stimmen, die seinen Namen riefen. Sie wussten, dass er kam, und warteten auf ihn.
    War es wirklich möglich für eine ganze Armee von Untoten, einen Weg zurück ins Land der Lebenden zu finden? Wenn ja, würde er einen Weg finden müssen, sie daran zu hindern. Er musste seine Ängste um MaryAnn in den Hintergrund verdrängen und dieser Welt seine volle Aufmerksamkeit widmen. Er konnte nicht an zwei Orten zugleich sein. Ihm blieb nichts anders übrig, als sich darauf zu verlassen, dass Riordan schon eingetroffen war, um MaryAnn vor Unheil zu bewahren. Manolito wagte nicht, an ihr Bewusstsein zu rühren, weil er nicht riskieren wollte, sie versehentlich in diese Geisterwelt hineinzuziehen. Er musste sie vor jeglicher Gefahr bewahren, koste es, was es wolle – selbst wenn der Preis dafür sein eigenes Leben war, wenn es sich nicht verhindern ließ. Und so verbannte er sämtliche Gefühle aus seinem Bewusstsein und wandte seine ganze Aufmerksamkeit seinem unmittelbaren Problem zu.
    Falls die Vampire vorhatten, ins Land der Lebenden einzufallen, hatten sie jemanden mit großer Macht, der ihnen half. Razvan oder Xavier, die beiden mächtigsten Magier, die es gab. Vielleicht sogar beide. Niemand sonst könnte diese Art von Macht ausüben. Und falls Xavier und Maxim Verbündete waren und zusammenarbeiteten, um das Volk der Karpatianer zu vernichten, würde Xavier Maxim mit Sicherheit darüber informiert haben, dass er versuchte, einen Weg zu finden, eine Armee von Untoten um sich zu scharen. Jeder wusste, dass Xavier über Schattenkrieger verfügte, vor langer Zeit verstorbene Ehrenmänner, deren Seelen von dem geschickten Magier gefangen gehalten wurden, damit sie taten, was er von ihnen verlangte. Falls Xavier also die Schattenkrieger einspannen konnte, würde er vielleicht auch einen Weg finden, die Legionen von Untoten, die auf der Wiese der Nebel warteten, für seine Zwecke zu benutzen.
    Der Weg erschien Manolito irgendwie länger, und mehr Leute grüßten ihn zaghaft, was ihn überraschte. Als sein Geist beim ersten Mal erschienen war, hatten die meisten sich mit einer schnellen Geste zur Wiese der Nebel abgewandt, doch nun schienen die Bewohner ihn zu akzeptieren. Je mehr er sich seinem Ziel näherte, desto leichter wurde ihm ums Herz, und er erkannte jetzt, dass sein Geist beim ersten Mal düster und der Verwandlung nahe gewesen war, so nahe, dass er sogar im Land der Toten mehr als Vampir denn als Vampirjäger betrachtet wurde. Die Atmosphäre um die Wiese hatte ihn nicht gestört, er hatte sie sogar instinktiv gesucht. Nun musste sein Geist viel heller und normaler erscheinen. Der zunehmend dunklere Fleck auf seiner Seele war dank MaryAnn kleiner geworden. Er schuldete ihr mehr, als ihm bewusst gewesen war.
    Schließlich gelangte er zu der Wiese, hielt an und ließ seinen Blick über die weite Fläche voller Schlicklöcher und Moore gleiten. Sie sah aus wie ein schwammiger Sumpf, und als er versuchsweise einen Fuß daraufsetzte, sank er bis zum Knöchel ein. Sein Körper besaß hier kein Gewicht, weswegen das Einsinken überhaupt keinen Sinn ergab. Er zögerte und betrachtete das Ödland prüfend. Nur ein bisschen Unkraut und Disteln waren in der Mitte des Sumpfes zu erkennen. Dunkles Schilf, geknickt wie alte Strohhalme, säumte die Ränder. Dampf stieg aus Luftlöchern in der Erde auf, und Minerale aller Farben – aber nur dumpfe, keine hellen – umrahmten brodelnde Tümpel voller Schlick. Der Schlamm gurgelte und blubberte und verspritzte große, dunkle Klumpen in den aufsteigenden Dampf.
    Der Nebel lag wie ein dichtes Tuch über der Wiese, ein graugrüner Dampf, der stark nach Schwefel roch. Manolito stand eine Zeit lang da, beobachtete die aufsteigenden heißen Gase und fragte sich, wieso es bei seinem ersten Besuch so leicht gewesen war, die Wiese zu überqueren.
    »Du siehst ein bisschen ratlos aus, Manolito«, begrüßte ihn eine Stimme hinter ihm.
    Manolito fuhr herum und fand sich Auge in Auge mit Vlad Dubrinsky wieder. Gefühle wallten so schnell und heftig in ihm auf, dass der Schock über das Wiedersehen seine Zuversicht zu erschüttern drohte. Freude. Schuldbewusstsein. Scham. Erstaunen. Stolz. Vlad Dubrinsky war mehr als ein Prinz für ihn

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