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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Regenwald umgeben sah, wo MaryAnn auf der Terrasse neben seinem Körper saß, mit angezogenen Knien und einer Hand in seinem Haar. Blut war an ihrer Schulter und vorne an ihrer Brust, und ihr Top war halb zerrissen. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, aber sie schien dem Mann zu vertrauen, der so dicht neben ihr stand. Es war Riordan, sein Bruder, der sich gerade vorbeugte, um sich ihre Wunden anzusehen.
    Er hätte besorgt aussehen müssen, doch da war etwas Verstohlenes, Gerissenes an ihm, während er über ihr stand wie ein Raubtier über seiner Beute. Dann wandte er den Kopf und lächelte ihn an, und Riordans Gesicht verschwamm und wurde zu dem Kirjas, der einer von Maxim Malinovs Brüdern war.
    Manolito blieb fast das Herz stehen, aber er blieb völlig ruhig, aus Angst, sich zu bewegen und damit vielleicht den Angriff auf MaryAnn auszulösen. Alles in ihm drängte ihn, die geistige Verbindung zu ihr aufzunehmen, sie zu warnen ...
    Maxim beugte sich vor. »Menschen sind so leicht zu täuschen.«
    Manolito schloss die Augen, als Erleichterung ihn jäh durch zuckte. »Das glaube ich nicht. Und soweit ich mich erinnere, hat mein Bruder Rafael Kirja das Herz herausgerissen und ihn in den tiefsten Schlund der Hölle geschickt, wo er und seinesgleichen hingehören.« Ein Mensch mochte die Gefahr nicht spüren, doch die Wölfin in MaryAnn schon. Eine solche Beschützerin wäre augenblicklich in Erscheinung getreten, wenn ein Vampir MaryAnn angegriffen hätte.
    »Ich hoffe nur, du bist dir sicher«, spöttelte Maxim.
    Im selben Moment stieß Kirja MaryAnn beiseite und schnitt Manolito die Kehle durch. MaryAnn schrie auf und versuchte wegzukriechen, doch der Vampir packte sie an den Knöcheln, warf sie herum und riss ihr die Kleider vom Leib. Dann trat er ihr heftig in die Rippen und bückte sich, um ihr immer wieder seine Fäuste ins Gesicht zu schlagen. Sie rollte sich weg, und er packte sie an ihren Haaren und zerrte sie zu Manolito hinüber, wo er sie festhielt, während er sie zwang, das Blut aufzulecken, das aus der Kehle ihres Gefährten quoll.
    Manolito erfuhr, dass es weit schlimmere Dinge gab als körperliche Folter. Er hatte sich gesagt, es sei nicht wirklich MaryAnn, aber seine Augen und sein Verstand weigerten sich, ihm zu glauben. Er erinnerte sich immer wieder selbst daran, dass Kirja schon lange tot und aus der Welt der Lebenden verschwunden war, doch das Blut und die Schreie waren nur allzu real. Er erschauderte, als Kirja fortfuhr, MaryAnn zu schlagen. Manolitos Magen rebellierte, als der Vampir ihr weitere Misshandlungen zufügte und die schlimmsten Gräueltaten an ihr verübte, die Maxim sich ausdenken konnte ... und dieses Scheusal hatte eine ausgesprochen rege Fantasie.
    Manolito hatte nicht die Macht, sich diesen Bildern zu verschließen, und deshalb versuchte er, seine Emotionen abzuschalten. Aber es war ausgeschlossen. In diesem Land war es ihm bestimmt, Gefühle zu haben – das war bei allen so –, und die Emotionen waren sogar noch tausendfach verstärkt. Nun wusste er, wie die Untoten einen Geist um den Verstand bringen konnten. Er konnte seine Gefühle nicht abschalten; er musste jeden Schlag, jede noch so widerliche, abartige Demütigung, die MaryAnn zu ertragen hatte, mitempfinden. Seine Lungen brannten vor Sauerstoffmangel; seine Hände zitterten. Er ballte sie zu Fäusten... um was zu tun ? Diese Monster hatten keine Körper. Das hier war nur ein perverses Spiel mit seinem Geist. Sie warteten darauf, dass er es nicht mehr ertrug und sich mit MaryAnns Geist verbinden würde, um nach ihr zu sehen und sein eigenes Leid zu lindern.
    Manolito schüttelte den Kopf. »Du wirst sie nie bekommen, Maxim, egal, was du mir antust. Egal, was du mir zeigst.«
    Kirja stieß seine Faust in MaryAnns Brust, riss ihr Herz heraus und hielt es triumphierend hoch, während sie schrie und schrie. Ein kalter Schauder durchzuckte Manolito, aber er blieb stoisch und mit unbewegter Miene stehen. Sollte es sein Schicksal sein, die nächsten Jahrhunderte ihren Schmerz zu spüren und mit anzusehen, wie sie gefoltert wurde, würde er dazu bereit sein. Sie durften sie nicht bekommen. Es waren vielleicht nur Minuten vergangen oder Stunden – Zeit bedeutete nicht viel an diesem Ort –, doch ihm kam es vor wie mehrere Lebenszeiten, ja, wie Jahrhunderte, in denen er gezwungen war, mit ansehen zu müssen, wie die andere Hälfte seiner Seele ertragen musste, was auch immer Kirja, Maxim oder Draven sich gerade vorstellten.

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