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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Der Klang von MaryAnns Schreien und Bitten, die Bilder ihrer Folter waren für immer in sein Herz, seinen Verstand und sogar in seine Seele eingebrannt.
    »Er kann sie nicht lieben, wenn er einfach so herumsteht«, sagte Draven. »Jeder Mann würde zusammenbrechen, wenn er seine Gefährtin so brutal misshandelt sähe.«
    Manolito schaute durch ihn hindurch. Draven Dubrinsky würde nie erfahren, was Liebe war. Aber Manolito wusste es. Er spürte es in jedem Schlag von Kirjas Faust, in jedem Tritt seiner Füße und in jeder Berührung seiner Hand an MaryAnns Körper. Doch das alles war nur Illusion. Ein Trugbild, weiter nichts.
    Er zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er Bäche von blutigem Schweiß über seinen Körper strömen spürte. Auch das war eine Illusion. »Ein Spiel, Maxim, mehr nicht. Du treibst deine Spiel chen mit mir, und dabei weißt du sehr genau, dass ich mich niemals beugen werde. Du kennst mich. Also mach weiter, wenn es sein muss, doch es kommt mir reichlich kindisch vor, sogar für dich.«
    Maxim fauchte, bleckte seine Zahnstümpfe und winkte die Illusion mit einer Handbewegung weg.
    »Sieh mich an«, schnarrte Draven, der überaus verärgert darüber war, dass Manolito ihn nicht einmal zur Kenntnis nahm.
    »Ich habe nicht den Wunsch, mit dir zu reden, dich zu sehen oder dich in irgendeiner Form als real zu betrachten«, sagte er und beobachtete dabei mehr Maxim als Draven. Vlads Sohn hatte Macht, aber es war Maxim, der gerissen und hasserfüllt genug war, um zurückzukehren und das karpatianische Volk zu vernichten.
    »Ich finde es widerlich, Maxim, dass du mit jemandem wie dem da Umgang pflegst. Er hat unsere geliebte Schwester auf dem Gewissen. Du magst ihm vielleicht verziehen haben, doch ich will nicht in seiner Nähe sein. Glaub ja nicht, dass ich einen wie diesen Ausgestoßenen des Geschlechts Dubrinsky fürchte. Vor langer Zeit hätte ich die Gelegenheit begrüßt, ihm das Leben zu nehmen. Es wäre nichts gewesen, verglichen mit Ivorys Verlust, aber trotzdem hätte ich es gern getan, so wie auch du es hättest tun sollen, Maxim.«
    Er hielt seinen Blick unverwandt auf den Freund von einst gerichtet, und seine Stimme triefte förmlich vor Verachtung.
    Maxim knurrte, und Speichel rann an seinem Kinn hinunter, als er drohend seinen Kopf hin und her wiegte. »Sprich nicht so herablassend mit mir. Mit deiner Treulosigkeit hast du schon vor langer Zeit bewiesen, auf wessen Seite du stehst.«
    Zum ersten Mal erlaubte sich Manolito, einen Anflug von Ärger in seine Stimme einfließen zu lassen. »Wage es nicht, das Wort ›treulos‹ zu benutzen, wenn der Mörder deiner Schwester an deiner Seite steht! Du bist tiefer gesunken, als ich es für möglich gehalten hätte, als du zum Hündchen dieser niederträchtigen Bestie geworden bist. Kriech vor ihm, Maxim, wie die, die deine Anerkennung suchen. Leck ihm die Stiefel, wenn es sein muss. Aber ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, solange dieser ...« Absichtlich hielt er inne und schwenkte seine Hand in Richtung Draven. »Solange dieses ... Stück Dreck dein Herr und Meister ist.«
    »Ich bin von königlichem Blut!«, empörte sich Draven. »Du solltest vor mir auf den Knien rutschen.«
    Manolito gönnte ihm nicht einmal einen Blick. Ohne die Augen von Maxims abzuwenden, beschwor er im Geist ein Bild von Ivory herauf. Für Manolito war sie so jung und unschuldig wie beim letzten Mal, als er sie gesehen hatte; die Erinnerung an sie war so sehr ein Teil von ihm, dass sie nie verblassen würde. Er schickte das Bild über den Pfad des Blutbandes, das ihn mit Maxim vereinte. Ivory mit ihrem Lachen und ihrer strahlend hellen Seele. Ivory, wie sie Maxim die Arme um den Hals warf und ihn auf die Wange küsste. Ivory, wie sie mit einem Schwert in der Hand und mit verbundenen Augen vor dem Haus der Malinovs stand, im Kreise ihrer Brüder und der Brüder De La Cruz. An jenem Tag brachten sie ihr bei zu kämpfen.
    Hör auf damit!, schrie Maxim und presste seine Finger an seine Augenhöhlen.
    Manolito projizierte die liebevollen Erinnerungen gnadenlos; genauso hatte Maxim ihn mit MaryAnns Folter gequält. Ivory als kleines Kind auf Maxims Schultern. Ihr erstes Mal in der Luft, sicher und beschützt im Kreise ihrer Brüder, Ruslan immer unter ihr und Maxim und Kirja an ihren Seiten, während Vadim und Sergey hinter ihr und vor ihr durch die Lüfte flogen. Ihr Lachen. Der Mond, der ihr strahlendes Gesicht beleuchtete, als sie die Treppe hinunterrannte, um sie

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