Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
aufhielt?
    Du hast mich von dem Makel des Vampirs befreit. Ist es möglich, das Gleiche auch bei meinen Brüdern zu tun?
    Manolito konnte spüren, wie der Jaguarmann sein Bewusstsein erweiterte und all seine Sinne darauf konzentrierte, die Gefahr zu finden. Er hob schnuppernd den Kopf, lauschte angespannt und ließ seine Augen fortwährend und unruhig über ihre nähere Umgebung gleiten.
    »Was auch immer da draußen ist, ist fern von uns«, sagte er schließlich. »Aber andere haben den Regenwald betreten.«
    Manolitos Herz zog sich zusammen. Seine Gefährtin. Er war sich dessen völlig sicher. Sie kam zu ihm. So musste es sein. Kein Gefährte konnte eine lange Trennung von dem anderen überleben. Sie waren zwei Hälften eines Ganzen und brauchten einander, um vollständig zu sein.
    Komm zu mir ... Es war ein Befehl. Eine Bitte. Doch er kannte nicht einmal ihren Namen und konnte sie sich auch nicht richtig vorstellen. Manolito schloss die Augen, um seine Erinnerungen für sich zu behalten. Haut. Er erinnerte sich an ihre unglaubliche Haut, die weicher war als alles, was er je berührt hatte, und sich wie Seide unter seinen Lippen anfühlte. Und an ihren Geschmack, so feurig und natürlich wie sie selbst. Sein Puls beschleunigte sich, das Atmen fiel ihm schwerer, und er konnte spüren, wie sein Körper sich verkrampfte. Er hatte vergessen, wie es war, zu begehren, Lust zu verspüren, an eine Frau zu denken und mit ihr eins werden zu wollen. Oder vielleicht hatte er das Gefühl auch nie wirklich gekannt. Vielleicht hatte er so vielen anderen Männern ins Gehirn geblickt, dass es bis jetzt nur eine Illusion gewesen war. Doch nun erkannte sein Körper die Frau, die er brauchte, und verlangte nach Befriedigung-
    »Karpatianer, du taumelst vor Erschöpfung. Was du für mich getan hast – den Vampir aus meinem Körper auszutreiben –, war sehr schwierig für dich«, stellte Luiz ruhig fest.
    »Ja.« Aber noch schwieriger war es, zu den Sträuchern, Farnen und zerbrochenen Ästen, die am Boden lagen, hinüberzuschauen und die schemenhaften Gesichter des Bösen, das ihn aus dem Dickicht heraus anstarrte, zu sehen. Auch aus den zahlreichen Wasserfällen und Bächen starrten Augen wie aus einem nassen Grab. Alles schien so durchscheinend zu sein wie ein grauer, feuchter Nebelschleier vor den leuchtenden Farben des Regenwaldes.
    Der Jaguarmann entkrampfte sich, als seine innere Anspannung nachließ, doch Manolito war wachsamer denn je. Fern von hier hatten andere den Wald betreten, das war richtig, aber was auch immer ihn in der Schattenwelt belauerte, war noch immer da und wartete und beobachtete. Der Jaguarmann konnte diese andere Welt weder sehen noch spüren, doch Manolito wusste, dass er noch immer in Gefahr war. Oder vielleicht war die Schattenwelt ja tatsächlich nur ein Hirngespinst, und er verlor allmählich den Verstand.
    Noch immer sorgfältig darauf bedacht, ganz als Herr der Lage zu erscheinen, ließ Manolito sich langsam auf dem Boden nieder, weil seine Beine ihn nicht länger tragen wollten. Mit einem fast unmerklichen Stirnrunzeln blickte er sich noch einmal sehr be dächtig um. Warum sah er alles wie durch einen Schleier, als wäre er nur halb in seiner Welt und halb in einer anderen? Er grub seine Hand in die Erde, in der er geschlafen hatte, in der Hoffnung, dass sie ihm Halt geben und ihn von den Schatten fernhalten würde.
    Genau, wie er erwartet hatte, bestand der Boden aus terra preta, der fruchtbaren schwarzen Erde, die man hier und da zwischen dem kärgeren rötlichen Tonboden oder dem weißen Sand im Dschungel finden konnte. Im Gegensatz zu den anderen Bodenarten im Regenwald erhielt die terra preta Fruchtbarkeit. Dieses kostbare Erdreich hier zu finden war ein entscheidender Grund für die Entscheidung seiner Familie gewesen, diese Insel zu erwerben.
    Die Brüder De La Cruz hatten erkannt, dass diese Erde ihr Schlüssel zum Überleben und zur Hoffnung war. Weit entfernt von ihrem Ursprungsland, ohne ihre heimatliche heilende Erde, hatten sie in früheren Jahrhunderten den Regenwald und den größten Teil Brasiliens nach etwas Fruchtbarem und Verjüngendem abgesucht, das ihnen nicht nur beim Verheilen von Wunden und beim Schlafen helfen würde, sondern ihnen auch die nötige Kraft verlieh, sich so fern von ihrem Prinzen, ihrem Volk und ohne Gefährtinnen, die sie unterstützten, ihre Ehre zu bewahren. Manolito füllte seine Hände mit der kostbaren Erde und drückte sie in die Wunden an seinem Bauch

Weitere Kostenlose Bücher