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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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und seinen Seiten, um nicht noch mehr Blut zu verlieren.
    Aber selbst mit der Erde in den Händen verdunkelte sich das dichte, glänzende Blattwerk von leuchtendem Grün zu einem trüben Grau. Manolito stockte der Atem, als ihm ein Gedanke kam. Falls seine Gefährtin tot war, würde er dann aufhören, Farben zu sehen?
    Der Regenwald mit seinen intensiven, leuchtenden Farben und seiner wilden Schönheit konnte Neuankömmlinge förmlich überwältigen. Manolito jedoch fühlte sich wie zu Hause an einem Ort, der von vielen als beklemmend und bedrohlich empfunden wurde. Nachdem seine Gefährtin sein Empfindungsvermögen und seine Fähigkeit, Farben zu sehen, wiederhergestellt hatte, müsste er ei-
    gentlich geblendet sein von all den Farben, doch da seine Umgebung zwischen Farbe und Schatten hin- und herschwankte, fragte er sich, ob das nicht bedeuten könnte, dass sie tot war. War sie deshalb nicht bei ihm? Für einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben. Sein Herz dröhnte in seinen Ohren, in einem fieberhaften Schrei nach seiner anderen Hälfte.
    Nein. Er stieß den angehaltenen Atem aus. Sie lebte. Er spürte sie. Ihr Bewusstsein rührte an das seine. Ganz kurz nur, aber er hatte deutlich gespürt, wie ihr Geist den seinen berührte. Neben ihm regte sich der Jaguarmann und lenkte Manolitos Aufmerksamkeit augenblicklich wieder auf sich. So angreifbar, wie er sich fühlte, ohne zu wissen, was real und was Illusion war, zwang er sich, wieder aufzustehen und dem Mann gegenüberzutreten.
    »Lass mich dir helfen«, erbot sich Luiz und runzelte die Stirn, als er den feinen Schweißfilm auf Manolitos Haut bemerkte. Er bemühte sich um eine leise, sanfte Stimme, als er das jähe Aufflackern in den Augen des karpatianischen Jägers sah. »Sind deine Verwundungen so schlimm?«
    Manolito schüttelte den Kopf. Er konnte es sich nicht leisten, zwischen zwei Welten hin und her zu driften. Nicht, wenn er Freund und Feind nicht unterscheiden konnte. Das allein schon brachte ihn in größere Gefahr denn je, und trotzdem schien er einfach nicht damit aufhören zu können. In einem Moment war der Dschungel noch voller strahlender Farben und von den vertrauten nächtlichen Geräuschen erfüllt, und im nächsten war schon wieder alles stumpf und grau, die Farben trübe und verschwommen, die Schatten lebendig von etwas, das nicht lebendig, aber auch nicht tot war. Er zwang sich, sich voll und ganz auf seine derzeitige Situation zu konzentrieren und so viele Informationen wie möglich zu erlangen, solange er Gelegenheit dazu hatte.
    »Weißt du, wer diese Frau ist, die deine Männer für den Vampir ausfindig machen sollen?«
    Sofort verschloss sich das Gesicht des Jaguarmannes und nahm einen argwöhnischen Ausdruck an. »Ich bin mir nicht sicher. Es sind nur noch ein paar reinrassige von unseren Männern übrig. Frauen noch weniger, und nur eine oder zwei von fürstlichem Geschlecht.«
    »Mein jüngster Bruder hat seine Gefährtin gefunden. Sie ist ein Jaguarmensch. Und von aristokratischer Herkunft. Meinst du vielleicht sie?« Manolito wollte die Frage klären. Denn falls das ein raffinierter Plan sein sollte, Juliette, Riordans Gefährtin, wieder in die Hände zu bekommen, konnten sich die Jaguarmenschen auf einen Krieg gefasst machen. Die Brüder De La Cruz würden Juliette mit ihrem Leben beschützen, und auch jeder andere Karpatianer würde es tun.
    »So dumm würde niemand sein, Karpatianer.«
    »Manolito.«
    Luiz nahm diese höfliche Geste mit einem ebenso höflichen Kopfnicken zur Kenntnis.
    Karpatianer gaben nur sehr selten ihre Namen Feinden preis. Manolito hatte ihm seinen Familiennamen nicht genannt, weil er zu vorsichtig war, aber das brauchte Luiz nicht zu wissen.
    »Diese andere Frau ist in Gefahr. Vielleicht können meine Leute helfen.«
    Luiz atmete tief ein, zögerte und nickte dann. »Und ich möchte dich auch darum bitten, meinen Brüdern beizustehen. Wenn ich einen von ihnen zu dir bringe, würdest du dann in Betracht ziehen, ihn von dem Makel des Vampirs zu reinigen?«
    Schweigen entstand, das nur vom Summen nächtlicher Insekten unterbrochen wurde. Manolito wusste, was da von ihm verlangt wurde – ein gewaltiger Gefallen –, doch es war auch eine enorme Vertrauenssache.
    »Ich müsste Blut aufnehmen, um so etwas zu tun«, gab er zu. »Es handelt sich hier um einen Meistervampir, der nicht so leicht zu schlagen ist. Ich könnte versuchen, ihn zu heilen, ohne meinen Körper zu verlassen, aber falls es so schwierig

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