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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Mal«, sagte Riordan mit grimmig verzogenem Mund.
    Er stand plötzlich vor ihr, packte sie blitzschnell um die Taille und setzte sie in kurzer Entfernung von dem Wagen wieder ab. Eine kaum noch zu bezähmende Ungeduld lag in seinem nicht gerade sanften Griff. MaryAnn versank zwar nicht im Schlamm, doch jetzt krabbelten Insekten überall um sie herum. Sie biss sich auf die Lippe und verkniff sich tapfer eine Bemerkung, während sie sich vorsichtig umschaute. Dann nahm sie ihr Insektenspray heraus und besprühte die Tierchen großzügig, wobei »versehentlich« auch Riordans steifer Nacken etwas abbekam.
    »Oje! Das tut mir leid.« Ohne seinen bösen Blick zu beachten, steckte sie die Spraydose ordentlich in eine ihrer breiten Gürtelschlaufen. Ihrem kindischen Drang nachzugeben, hatte ihr wenigstens ein bisschen Genugtuung verschafft. Sie wusste, dass sie das Problem nur hinausschob, doch sie würde auf ihre Art darauf hinarbeiten und sich von niemandem bedrängen lassen.
    Der Dschungel war überhaupt nicht so, wie sie erwartet hatte. Er war dunkel und ein bisschen Furcht einflößend. Die Luft war schwer vor Feuchtigkeit, aber auch ganz still vor Erwartung, als beobachteten tausend Augen sie. Das Summen von Insekten und die unaufhörlichen Rufe der Vögel waren das Einzige, was sie hören konnte.
    MaryAnn schluckte und blieb völlig reglos vor Angst stehen; sie wagte nicht, sich zu bewegen. Aus irgendeinem Grund hatte sie gedacht, der Dschungel würde sehr geräuschvoll sein, erfüllt von dem Geschrei von Tausenden von Affen und Papageien, aber sie hörte nur Vögel und Insekten. Ihr Herz begann zu hämmern, als sie irgendwo in der Ferne einen Jaguar brüllen hörte, und es lief ihr kalt den Rücken hinunter.
    MaryAnn räusperte sich. »Ich habe vielleicht vergessen, euch von meinem kleinen Problem mit Katzen zu erzählen. Hauskatzen. Irgendwelche anderen Arten kenne ich nicht, doch Katzen machen mir Angst. Sie haben so einen konzentrierten Blick und scharfe Krallen, die sie in die Leute schlagen.« Sie plapperte sinnloses Zeug daher und konnte es sich einfach nicht verkneifen. Das war jämmerlich und beschämend, aber sie hatte sich das hier schließlich auch nicht ausgesucht. »Also verwandelt euch bitte, bitte nicht in eine Raubkatze oder so etwas. Und falls sich eine an uns heranpirscht, ist es wahrscheinlich das Beste, mir nichts davon zu erzählen. Ich würde es wirklich lieber gar nicht wissen.«
    »Wir beschützen dich schon«, versicherte ihr Juliette.
    »Ich dachte, du wüsstest, dass du in den Dschungel kommst«, sagte Riordan mit nur mühsam unterdrücktem Ärger. War diese Frau wirklich die Gefährtin seines Bruders? Sie war völlig ungeeignet für ihre Lebensweise. Manolito würde sie ordentlich in die Mangel nehmen müssen.
    »Ranch«, berichtigte ihn MaryAnn. »Du sprachst von einer Ranch am Rand des Regenwalds.« Und das war schon schlimm genug gewesen, da ihr mehr ein luxuriöses Fünf-Sterne-Hotel ganz in der Nähe vorgeschwebt hatte. »Du hast kein Wort von einer Insel gesagt und auch nichts davon, mitten im Regenwald zu sein. Ich dachte, du würdest Juliettes Schwester dorthin zu mir bringen. Habe ich nicht deutlich genug erklärt, dass ich ein Stadtmensch bin? Straßenräuber und dunkle Gassen sind mir zehn Mal lieber als das hier.«
    Zu ihrer eigenen Beruhigung berührte sie die beiden kleinen Pfefferspraydosen neben dem Insektenspray in den Gürtelschlaufen unter ihrer Jacke. Sie war auf Jaguar männer gefasst gewesen, aber nicht auf Jaguare. Und sie konnte Riordans Gesichtsausdruck entnehmen, dass seine Meinung von ihr immer schlechter wurde, aber das war ihr egal. Sie zwang sich nicht seinetwegen, einen Ort zu betreten, von dem sie wusste, dass er extrem gefährlich für sie war. Sie brauchte niemandem etwas zu beweisen; das hatte sie noch nie nötig gehabt.
    Riordan winkte ihr, und MaryAnn zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, während sie ihm widerstrebend folgte. Juliette war hinter ihr und sah klein, hübsch und wachsam aus. Sie bewegte sich mit Leichtigkeit und Anmut über den erstaunlich abwechslungsreichen Urwaldboden. Der Wald war feucht und unerbittlich dunkel, und trotzdem konnte MaryAnn Farben sehen, die sie in dieser Finsternis eigentlich gar nicht hätte sehen dürfen. Sie war verblüfft über die enorme Vielfältigkeit der Schattierungen und Töne. Auch dass sie keine Tiere sahen, überraschte sie. Sie hatte immer gedacht, überall im Dschungel lauerten welche, die

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