Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Auseinandersetzung ziemlich lautstark gewesen.
»Ich habe ihn mit einem anderen Mädchen erwischt.«
»Oh, das hat Sie garantiert mächtig geärgert«, warf Carling ein.
»Ja, das hat es. Das ist wohl verständlich. Deshalb habe ich die Party ja verlassen.«
»Ach ja?«, fragte Dr. Tame.
»Worum geht es hier eigentlich?«, fragte Silvia. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Nun ja, das Ganze kommt uns eben sehr merkwürdig vor«, antwortete Tame.
April runzelte die Stirn. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Nun, dass Ihr Freund, der Ihnen wenige Wochen zuvor erst das Leben gerettet hat, sich plötzlich mit einer anderen Frau eingelassen haben soll. Noch dazu, wo Sie beide zusammen bei der Party aufgetaucht sind. Das ist doch ziemlich seltsam, oder etwa nicht?«
»Eigentlich nicht. Offen gestanden war es ein Missverständnis. Ich dachte, es gibt eine andere Frau, aber in Wahrheit habe ich etwas in den falschen Hals bekommen.«
»Das ist doch alles absolut lächerlich«, warf Silvia ein. »Was legen Sie meiner Tochter eigentlich zur Last?«
»Im Augenblick gar nichts«, antwortete Johnston. »Ich versuche nur, die Ereignisse dieses Abends zu rekonstruieren.«
»Ich dachte, das liegt auf der Hand: Gabriel Swift hat Marcus Brent getötet – was kein allzu großer Verlust ist, nebenbei bemerkt.«
Johnston nickte. »Danach sieht es auf den ersten Blick aus, das ist richtig.«
»Und auf den zweiten?«
»Wir wollen gar nicht in Abrede stellen, dass Gabriel Swift Marcus Brent getötet hat. Im Prinzip haben wir ihn auf frischer Tat ertappt.«
April musste sich beherrschen, ihnen nicht an den Kopf zu werfen, dass Gabriel in Wahrheit nicht der Täter war, aber sie hatte das dumpfe Gefühl, dass sie sich damit nur noch tiefer hineinreiten würde. Ihre letzte Unterredung mit DI Reece kam ihr wieder in den Sinn. Du musst dich vorsehen, hatte er sie gewarnt . Sie brauchen dringend einen Tatverdächtigen. Im Moment haben sie zwar deinen Freund, aber sie werden ihm nicht alles in die Schuhe schieben können. April wusste, dass sie unter gehörigem Druck standen, der Öffentlichkeit so schnell wie möglich einen Schuldigen zu präsentieren, aber sie würden ja wohl kaum sie anklagen, nur weil sie niemand anderen finden konnten, oder? April fiel auf, dass Johnston sie die ganze Zeit über angestarrt hatte.
»Leider haben wir ausschließlich Aprils Version der Geschehnisse dieses Abends. Niemand hat gesehen, wie Marcus Brent auf sie losgegangen ist. Wir haben nicht die leiseste Ahnung, weshalb er überhaupt auf diesem Ball aufgetaucht ist …«
»Weil er ein kranker Psychopath ist?«, schlug Silvia ungehalten vor. »Muss ich Sie daran erinnern, dass er meiner Tochter vor wenigen Monaten beinahe den Arm abgerissen hätte?«
»Mag ja sein«, räumte Johnston ein. »Wie ich bereits sagte, all das kommt uns reichlich merkwürdig vor, und ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie uns nicht die ganze Wahrheit sagen.«
Mit einem Ruck schob Silvia ihren Stuhl zurück und stand auf.
»Okay, April. Da es uns ja freisteht, jederzeit zu gehen, schlage ich vor, dass wir genau das jetzt auch tun«, sagte sie und starrte DCI Johnston finster an. »Ihre Vorgesetzten werden von diesem Vorfall erfahren, verlassen Sie sich drauf.«
»Sie sollten uns lieber nicht drohen, Mrs Dunne«, gab Johnston zurück. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mit Ihrer Beschwerde diesmal viel werden ausrichten können. Ich habe nämlich Anweisung von ganz oben, diesem Treiben in Highgate endgültig einen Riegel vorzuschieben. Tatsache ist, dass Ihre Tochter bei allen vier Vorfällen zugegen war, was mich zu der Annahme führt, dass sie mehr weiß, als sie erzählen will. Deshalb steht es uns sehr wohl zu, ihr so viele Fragen zu stellen, wie wir für richtig halten. Und genau das werden wir auch tun, und zwar so lange, bis wir die Fälle aufgeklärt haben.«
»Tja, nächstes Mal werden Sie Ihre Fragen wohl oder übel in Gegenwart unseres Anwalts stellen müssen.«
»Ich freue mich bereits darauf. Nur noch eine letzte Frage, Miss Dunne. Wo ist Gabriel Swift?«
»Du brauchst nicht darauf zu antworten, April«, sagte Silvia und wandte sich wieder Johnston zu. »Sie wollen mich doch nicht zu Ihrer Feindin machen, Inspector. Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben.«
Johnston setzte sich ungerührt auf seinem Stuhl zurück.
»Sie haben ein ziemlich ungezügeltes Temperament, Mrs Dunne«, sagte er lächelnd. »Ich frage mich, ob Ihre Tochter
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