Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
bin der zuständige Ermittlungsbeamte. DS Carling haben Sie ja bereits kennengelernt, stimmt’s?«
»Wo ist Inspector Reece?«, fragte Silvia.
»Er ist nicht mehr bei uns«, antwortete Carling tonlos.
»Ich bin jetzt für die Ermittlungen in diesem Fall zuständig, Mrs Dunne«, erklärte Johnston.
»Nun ja, Sie werden wohl oder übel warten müssen, bis unser Anwalt hier ist, bevor Sie mit Ihrem Verhör anfangen«, gab Silvia zurück.
»Natürlich haben Sie vollkommen recht, Mrs Dunne, aber dies hier ist keine offizielle Vernehmung, sondern wir wollen April lediglich ein paar Fragen darüber stellen, was heute Abend vorgefallen ist.«
»Ich stehe also gar nicht unter Arrest?«, fragte April.
»Aber nein«, antwortete Johnston, als wäre die Vorstellung völlig absurd. »Es steht Ihnen selbstverständlich frei, jederzeit zu gehen, Miss Dunne.«
Silvia sprang auf. »Aber wieso haben Sie das nicht gleich gesagt?«, herrschte sie ihn an. »Komm, April, das ist doch eine Zumutung.«
Der Inspector hob einen Finger. »Einige unserer Fragen werden Sie uns allerdings vorher noch beantworten müssen. Natürlich können wir auch einen offiziellen Befragungstermin für morgen früh anberaumen, wenn Ihnen das lieber ist.«
Silvia starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
»Freistehen also im Sinne von ›Sie bleiben genau da sitzen, wo Sie sind‹, ja?«, erklärte Silvia mit unüberhörbarer Wut in der Stimme. »Ist das die übliche Vorgehensweise bei solchen Fällen, Inspector? Sie lassen mich auf dem Revier antanzen und stellen es so hin, als müsste ich meine Tochter abholen, die erneut einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, das Sie nicht verhindern konnten. Und dann sieht es plötzlich so aus, als hätten Sie sie stundenlang ohne einen konkreten Tatverdacht festgehalten, nur weil Sie ›ein paar Fragen‹ an sie haben? Ist das etwa Ihre Vorstellung von professioneller Ermittlungsarbeit?«
»Ich versichere Ihnen, Mrs Dunne, ich hatte niemals die Absicht …«
Silvia verzog das Gesicht und setzte sich wieder hin.
»Ersparen Sie mir Ihre Versicherungen, Inspector«, unterbrach sie barsch. »Sie sind es nicht wert, sich darüber zu unterhalten. Also, bringen wir es hinter uns – vorausgesetzt, Sie stellen ihr tatsächlich nur ein paar einfache Fragen und wollen nichts von ihr wissen, wofür wir den Rat unseres Anwalts benötigen.«
»Nur ein paar Fragen«, gab Johnston zurück.
»Gut. Aber ich will gleich klarstellen, dass meine Tochter nichts Unrechtes getan hat, und ich verbitte mir jede Andeutung, sie könnte in die Sache verwickelt sein.«
»Ich nehme es zur Kenntnis«, sagte Johnston. »Vielleicht könnten Sie uns als Erstes erzählen, was heute Nachmittag nach Schulschluss vorgefallen ist, Miss Dunne.«
April schilderte, wie sie durch den Park gelaufen und Ling begegnet war und dass sie in die Kirche gegangen waren, um sich in Ruhe zu unterhalten.
»Wieso ausgerechnet in die Kirche?«, fragte Johnston.
»Wieso nicht?« Silvia musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen.
»Na ja, es ist ein ziemlich ungewöhnlicher Ort für zwei Jugendliche, noch dazu, wenn die eine davon sonst nie einen Fuß in eine Kirche setzt. Wieso nicht in ein Café oder zu Ihnen nach Hause?«
Silvia machte Anstalten, etwas zu erwidern, doch April berührte ihren Arm.
»Mum, bitte«, sagte sie. »Es ist doch nur eine ganz normale Frage. Wir sind in die Kirche gegangen, weil Ling etwas sehr Persönliches mit mir besprechen wollte. Deshalb wollten wir irgendwo hingehen, wo es ruhig ist.«
»Etwas Persönliches?«, wiederholte Johnston.
»Etwas Persönliches«, bestätigte April. »Mädchenkram.«
»Beispielsweise, wo man sich ungestört mit seinem Freund treffen kann?«, hakte Carling nach.
»Nein!«, antwortete April. »Ich hatte keine Ahnung, dass Gabriel auftauchen würde. Und außerdem ist er nicht mein Freund.«
»Tatsächlich? Wir hatten den Eindruck, als wären Sie und Gabriel Swift ein Paar.«
»Nein. Na ja, eine Zeit lang waren wir es.«
»Waren Sie beide intim?«, bohrte Carling mit einem schmierigen Lächeln nach.
»Nein.« April wurde rot und sah zu ihrer Mutter hinüber. »Ich mochte ihn, das ist alles. Aber jetzt ist es vorbei.«
»Ah ja«, meinte Johnston und blickte auf seine Notizen. »Sie haben sich an dem Abend in Waterlow Park gestritten. Worum ging es bei dem Streit?«
April zuckte mit den Schultern. Mittlerweile hatte es sich sowieso längst herumgesprochen. Schließlich war ihre
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