Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Leben gekommen wäre, wurde ihr Haus von der Polizei observiert – zum einen, um für ihre Sicherheit zu sorgen, und zum anderen, um die Presse daran zu hindern, pausenlos an die Tür der Dunnes zu klopfen.
»Ach, der Polizei ist das doch egal.« Sie schlang die Arme um seinen Nacken.
»Und was ist mit deiner Mum?«
»Sie hätte bestimmt nichts dagegen. Sie ist nicht so altmodisch, wie du denkst.«
Er ließ den Blick über den Platz schweifen und zog sie hinter einen Baum. »Darum geht es nicht«, sagte er ernst. »Wir müssen vorsichtig sein. Niemand sollte wissen, dass wir zusammen sind. Vielleicht sollten wir uns in nächster Zeit lieber nicht so oft treffen.«
April spürte, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete.
»Warum?«, fragte sie. Wollte er etwa mit ihr Schluss machen?
»Weil ich dich schützen will. Wir wissen nicht, wie sich das Virus weiter auf meinen Gesundheitszustand auswirken wird. Wenn die anderen sehen, wie wir uns küssen, und ich dann plötzlich richtig krank werde …«
»Aber es haben doch sowieso alle gesehen, wie du mich beim Winterball geküsst hast«, gab sie zurück.
»Ja, aber nur einmal – außerdem haben auch alle mitbekommen, wie du mich weggestoßen hast. Wir müssen Abstand halten, die Vamps glauben machen, dass ich die letzte Person in dieser Stadt bin, mit der du dich einlassen würdest. Deshalb habe ich auch aufgepasst, dass wir uns nur treffen, wenn uns keiner beobachtet.«
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Aber …«
»Nein, April«, erwiderte er. »Es geht nicht anders. Vampire sind äußerst misstrauische Kreaturen, immer auf der Hut. Wahrscheinlich ahnen einige schon, dass es hier irgendwo eine Furie gibt. Milos Tod wird den einen oder anderen ins Grübeln gebracht haben, und wenn sie eins und eins zusammengezählt haben, werden sie davon ausgehen, dass die Furie in der Schule zu finden sein muss. Und wenn alle wissen, dass wir zusammen sind und ich plötzlich krank werde, bist du die Nummer eins auf ihrer Abschussliste.«
April hätte nur allzu gern protestiert, doch ihr war klar, dass Gabriel recht hatte. Wieder berührte sie unwillkürlich die Narbe an ihrer Kehle; um ein Haar hätte das Monster sie umgebracht, und gegen mehrere Vampire auf einmal hatte sie garantiert nicht die geringste Chance. Und es war ja nur für eine Weile, oder? Bis sie sich überlegt hatten, wie sie aus dem Schlamassel wieder herauskommen sollten.
Er sah ihr an, wie sehr sie seine Worte getroffen hatten. Sanft hob er ihr Kinn an. »Hast du Angst, dass sie dir auf die Spur kommen?«
»Ich habe mehr Angst davor, dich zu verlieren.«
Er lächelte.
»Das wird nicht passieren. Wir müssen nur für eine Weile so tun, als würden wir uns nicht füreinander interessieren.«
»Aber warum? Warum sind wir überhaupt zusammen, wenn wir gar nicht wirklich zusammen sein können? «
»Warum?« Er drängte sie in den Schatten des Baums, zog sie eng an sich und küsste sie. » Darum. Ich hab nur gesagt, dass wir uns nicht zusammen in der Öffentlichkeit blicken lassen sollten. Sonst können wir uns sehen, wann immer wir wollen. Du weißt doch, dass ich am liebsten nachts unterwegs bin.«
»Ich glaube nicht, dass meine Mum da mitspielt.«
Er küsste sie wieder. Seine Lippen waren weich, seine Arme stark. April wünschte, sie könnten ewig so stehen bleiben, eng umschlungen. Es musste doch möglich sein, zusammen sein zu können, wann immer sie wollten. Nur wie? Sie musste es unbedingt herausfinden.
Aprils Mutter saß in der Küche, den Kopf in die Hände gestützt. Zwischen ihren Fingern ragten blonde Strähnen hervor.
»Musst du die Haustür immer so zuknallen?«, sagte sie, ohne vom Tisch aufzusehen.
»Freut mich auch, dich zu sehen, Mum«, sagte April. Sie öffnete den Kühlschrank, nahm eine Tüte Saft heraus und knallte die Tür wieder zu.
»April!«
»Entschuldigung«, gab April zurück. »Ich wollte mir nur was zu trinken holen. Du hast dich ja auch schon bedient.«
Vor ihrer Mutter stand ein Glas mit einer dunkelroten Flüssigkeit. Eine Bloody Mary, wahrscheinlich mit mehr Wodka als Tomatensaft, wie sie Silvia einschätzte. In Gedanken nannte April ihre Mutter stets beim Vornamen. So fühlte es sich wenigstens an, als sei sie bloß eine entfernte Freundin der Familie. Der Gedanke, ewig von ihrer Mutter abhängig zu sein, war unerträglich.
»Sarkasmus ist seit jeher die niedrigste Form von Witz«, sagte Silvia und sah blinzelnd zu April auf. »Wieso bist du denn so gut
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