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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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erste Mal nach England kam.«
    »Tatsächlich?«, bemerkte sie und versuchte sich vorzustellen, was eine wahre Lady zu einer solchen Feststellung sagen würde. »Dann kennt Ihr ihn weitaus länger als ich selbst.«
    »In der Tat.« Sein Lächeln verschwand nicht, aber seine blauen Augen blickten, wie sie nun bemerkte, voller Misstrauen. »Wohin geht Ihr, Mylady?«
    »An keinen bestimmten Ort«, antwortete sie. »Ich dachte, ich könnte einen Ausritt machen.« Sie schenkte ihm ihr umwerfendstes Lächeln. »Es ist solch ein wunderschöner Morgen.«
    »Es tut mir leid, Mylady«, erwiderte er, »aber ich fürchte, das kann ich nicht zulassen.«
    »Wie bitte?«, fragte sie und zog eine Augenbraue hoch. »Ihr könnt es nicht zulassen?«
    »Es herrscht immer noch recht große Verwirrung«, erklärte er mit einem entschuldigenden Lächeln, das sie nicht im Geringsten täuschen konnte. »Nach all der Aufregung über unsere Rückkehr in derselben Nacht wie Lord Tristan sind nun alle Ritter in der Garnison beschäftigt. Aber vielleicht kann Euch heute Nachmittag jemand begleiten.«
    »Sir Sebastian, ich kann mir vorstellen, wie beschäftigt Ihr alle sein müsst«, sagte sie und bemühte sich um einen damenhaften Tonfall. »Aber ich versichere Euch, ich reite jetzt schon geraume Zeit allein und ohne Eskorte aus …«
    »Lord Tristan hat strikten Befehl erteilt, dass Ihr jederzeit beschützt werden sollt«, unterbrach er sie erneut. »Nichts ist ihm wichtiger als Eure und Lady Clares Sicherheit.« Seine Stimme nahm einen entschiedenen Ton an. »Und ich versichere Euch, dass es niemanden in diesem Schloss gibt, der das Vertrauen Eures Ehemannes enttäuschen würde.«
    Seine Warnung war unmissverständlich. »Wie überaus beruhigend«, sagte sie. Ihre Wangen röteten sich leicht, aber ihr Lächeln blieb unverändert. »Ich werde natürlich warten.« Verdammt sei Tristan – er hätte sie ebenso gut in den Kerker werfen können. »Sagt mir, Sir Sebastian, wisst Ihr zufällig, wo sich mein Ehemann gerade befindet?«
    »Tatsächlich … hat er sich in den Kerkern eingerichtet«, räumte er mit ehrlicherem Lächeln ein. »Anscheinend sind er und der Herzog … nun, um ehrlich zu sein, Mylady, sagte er, sie würden beten.«
    »Beten?«, echote sie.
    »Ja, Mylady«, sagte er und klang auch selbst eher zweifelnd. »Anscheinend ist der Herzog einer Art Kreuzritter-Orden beigetreten, der für Gebet und Meditation sowohl das Tageslicht als auch Gesellschaft aufgibt.«
    »Und Tristan hat sich ihm angeschlossen?« Also war Lyan auch ein Vampir, dachte sie schaudernd. Der Dämon in Silas’ Buch hielt eine ganze Garnison römischer Soldaten allein in Schach. Wie sollte sie mit zweien auf einmal fertig werden?
    »Im Vertrauen, Mylady, ich war ebenso überrascht wie Ihr, als ich das hörte«, gab Sebastian zu. »Wie ich bereits sagte, kenne ich Lord Tristan seit Jahren und nichts …« Seine Stimme verklang, als wäre er sich nicht recht sicher, wie er den Satz beenden sollte.
    »Ich weiß genau, was Ihr meint«, sagte sie mit einem Lächeln, das er erwiderte.
    »Er sagte, er würde sich uns bei Sonnenuntergang im Gutshaus anschließen«, bemerkte er. Sie ging auf den Turm zu, und er eilte ihr hinterher. »Mylady, wenn Ihr nur warten wollt …«
    »Muss ich auf alles warten?«, unterbrach sie ihn und wandte sich ihm auf halbem Weg über die Brücke zu.
    »Ich weiß, es erscheint hart«, sagte er. »Tatsächlich weiß ich nicht … Mylady, bitte.« Er nahm sie sanft beim Arm, und sie hätte widerborstig und aufgebracht sein sollen. Aber etwas in seinen Augen berührte sie wider besseres Wissen. Dieser normannische Ritter war ebenso verwirrt und besorgt wie sie selbst. »Lord Tristan mag Euch offensichtlich, und er würde Euer Eindringen höchstwahrscheinlich verzeihen.«
    »Er mag mich?«, wiederholte sie lachend.
    »Offensichtlich eine Untertreibung.« In Wahrheit hatte sie gedacht, dass er übers Ziel hinausschoss. Tristan begehrte sie, aber sie hätte niemals gedacht, dass man dies als ›mögen‹ beschreiben könnte. »Ihr seid seine wahre Liebe.« Er meinte es ernst, wie sie erkannte. »Aber er hat sorgfältigste Anweisungen dafür gegeben, dass er von niemandem gestört werden dürfe, nicht einmal von seinen treuesten Rittern. Wenn Ihr seine Gebete stört, würde er gewiss uns dafür verantwortlich machen.« Sein Lächeln war charmant genug, um Vögel von den Bäumen zu locken. Wäre sie der Mensch gewesen, der zu sein sie vorgab, wäre sie

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