Gefangene der Dunkelheit
umzusehen. »Natürlich«, murmelte der Höfling mit einem seltsamen Leuchten in den Augen. »Wie konnte ich das vergessen? Dieser Weg ist bereits versperrt.« Er trat auf den Schädel eines der Skelette und zermalmte ihn unter seinem Stiefel. »Aber sei’s drum. Es gibt noch einen weiteren.« Er schaute zurück, sah, dass Michael ihn beobachtete, und lächelte. Schließlich wandte er sich wortlos ab, um den Übrigen zu folgen.
Siobhan stand in dem vom Mondlicht beleuchteten Hain und beobachtete, wie die Männer die Reste des gestohlenen Schatzes ihres Bruders aus dem Geheimversteck in den Höhlen auf Pferde luden. »Das ist ein Fehler«, sagte sie leise zu Michael, der neben ihr stand. »Ihr solltet gehen, ihr alle, jetzt.« Sie stellte sich vor, wie Tristan entdecken würde, dass sie fort war. Er würde denken, sie hätte ihn verraten und alle ihre Liebesworte wären nur Lügen gewesen. »Herr Jesus«, flüsterte sie und hob eine Hand an ihre Augen.
»Ja, meine Liebe«, antwortete Michael grimmig. »Wir sollten verschwinden, und du solltest diesen Verrückten zurücklassen.« Gaston stand nun inmitten des Kreises der Bäume und blickte mit seinem seltsamen kleinen Lächeln zum Mond hinauf. »Der Tod seines Herrn hat ihm endgültig den Verstand geraubt.«
»Sean«, sagte sie und trat zu ihrem Bruder. »Wofür brauchen wir das jetzt? Wir sollten aufbrechen.«
»Ich werde Gold brauchen, um Söldner anzuheuern«, antwortete er, als glaubte er, auch sie sei nicht mehr recht bei Verstand. »Wir werden doppelt so viele Truppen brauchen, um das Schloss ein zweites Mal einzunehmen. DuMaine wird vorbereitet sein.«
»Sean …« Bevor sie diesen Wahnsinn kommentieren konnte, ließ ein seltsamer Laut sie beide sich umwenden. Gaston hatte zu singen begonnen, eine Art tonloser Sprechgesang in einer Sprache, die sie nicht verstand. »Was, im Namen der Hölle …?«
Seine Stimme wurde lauter und erfüllte den Hain, und alle hielten bei dem inne, was sie gerade taten, um ihn wie gebannt zu beobachten. »Gaston, hört auf«, sagte sie und trat vor. »Sean, mach, dass er aufhört.« Ein seltsames, milchiges Licht stieg in einem Kreis um sie herum in Säulen vom Boden auf – eine Säule vor jedem Baum. »Ihr Bastard, was tut Ihr?« Er schaute zu ihr zurück und lächelte, führte aber seinen Gesang fort. Sie taumelte, als der Boden unter ihren Füßen zu beben begann. »Sean!« Sie wandte sich um und sah ihren Bruder sie mit weit aufgerissenen Augen ansehen, aber die Übrigen lächelten oder zeigten ausdruckslose Mienen.
»Was ist los?«, fragte Sean, als sollte sie es wissen. In jeder Lichtsäule brach der Boden auf, und ein dichteres, grüneres Licht in der Gestalt eines Menschen schoss daraus hervor. »Herr Jesus!«
»Zieh dein Schwert!«, rief sie ihm zu, während sie dasselbe tat, und er gehorchte, als wäre er aus einer Trance erwacht. Die Männer gingen wie im Traum auf die Lichter zu. »Halt sie auf!« Sie streckte die Hand aus und bekam Michaels Arm zu fassen, aber er schleuderte sie heftig genug von sich, dass sie zu Boden fiel. »Michael, halt!« Sie schleuderte ihren Dolch auf ihn und traf ihn durch den Oberschenkel, und er stürzte und schrie vor Schmerz. »Was tut Ihr?«
Er sah sie an, als erwachte er aus einem Albtraum. »Bei Gott, ich weiß es nicht.« Die Übrigen hatten die sich windenden Lichter erreicht und traten mit gezogenen Schwertern und Dolchen hinein. Ein jeder veränderte sich unter einer Art Lichtblitz, wurde größer und hielt ein kurzes, breites Schwert, das dem von Siobhan ähnelte, in Händen.
»Seht unser Heer, Kinder!«, rief Gaston lachend, aber die Stimme war nicht mehr Gastons Stimme. »Nun werden wir unser Schloss einnehmen.«
Wie als Antwort galoppierten drei große Pferde in den Kreis. »Siobhan!«, schrie Tristan und schlug zu, als einer der Geisterkrieger angriff. »Zurück!« Er schlug dem Mann den Kopf von den Schultern, aber er richtete sich im Handumdrehen wieder auf, setzte sich seinen Kopf auf die Schultern und war wieder der Geisterkrieger.
»Tristan, Vorsicht!«, schrie sie, als der Mann erneut angriff und ihren Liebsten von seinem Pferd stieß.
»Nehmt die Frau!«, rief Gaston und lachte freudig, während er auf Isabels Pferd deutete. »Bringt sie zu mir!«
»Nein!«, schrie Siobhan, unsicher, wen sie zuerst angreifen sollte. »Sean, kämpfe mit ihnen!«
»Das können wir nicht!«, rief er zurück. »Es sind unsere Leute!«
»Wir müssen es tun!« Sie versenkte ihr
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