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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Strände, die sich über Meilen erstreckten; das Wasser war so klar, dass man die Korallen in Regenbogenfarben sah, und glitzerte in der Sonne. Silberne Fische sprangen und spielten in der Brandung.
    Da waren Straßenzüge mit sagenhaften Häusern. Wüsten und weite Ebenen. Reptilien aus grauer Vorzeit in grünen Dschungeltälern, postapokalyptische Städte und Unterwasserwelten. Da waren Spiegel, die sich ins All öffneten, tiefschwarz mit funkelnden Sternen. Portale zu Nebelwolken und sogar eines, das direkt zum Horizont eines Schwarzen Loches führte. Ich versuchte, mir das Wesen vorzustellen, das dorthin wollte. Ein Unsterblicher, der schon alles gesehen hatte? Ein Feenwesen, das nie sterben konnte und wissen wollte, wie es sich anfühlte, von einem Schwarzen Loch verschluckt zu werden? Je mehr ich in der Hall of All Days sah, umso mehr begriff ich, dass ich nichts über den Unsterblichen wusste, der das alles kreiert hatte.
    Da waren Spiegel, die so schreckliche Bilder zeigten, dass ich sofort wegschaute, sobald ich auch nur einenkurzen Blick auf das erhaschte, was derzeit auf der Welt geschah. Wir haben einiges davon selbst verschuldet. Anscheinend hatten es andere Wesen in anderen Welten auch nicht besser gemacht als wir. In einer war ein Mann mit einem erschreckenden Experiment beschäftigt; er sah mich, grinste und griff nach mir. Ich lief Hals über Kopf und mit klopfendem Herzen davon und rannte lange. Schließlich sah ich hinter mich. Da war niemand. Ich nahm an, dass es sich um einen »Einwegspiegel« gehandelt hatte. Gott sei Dank! Ich fragte mich, ob alle Spiegel in der Halle nur in eine Richtung funktionierten, oder ob es auch welche gab, die man hin und zurück benutzen konnte. Wenn ich in einen stiege, könnte ich dann gleich wieder zurückkehren, sobald mir die Umgebung nicht gefiel? Nach allem, was mir Barrons erzählt hatte, war dieses ganze Konstrukt unberechenbar.
    Wie war ich in diese Halle gelangt? Was hatten die Steine getan, um mich aus einem Tunnel, der durch mehrere Spiegel geschaffen worden war, hinauszukatapultieren und mich in den Strudel des gesamten Netzwerks zu werfen? Waren sie so etwas wie Leuchttürme? Wäre ich immer hier gelandet, wenn ich sie aus dem Samttuch genommen hätte?
    Ich ging weiter, schaute mich um. Oft wandte ich den Blick schnell wieder ab.
    Schmerz, Vergnügen, Freude, Folter, Liebe, Hass, Gelächter, Verzweiflung, Schönheit, Horror, Hoffnung, Trauer – alles war in der Hall of All Days verfügbar.
    Es gab surreale Spiegel mit Dali-Landschaften, die den Gemälden sehr ähnlich waren, als hätte sie jemand hier aufgehängt und animiert. Da waren auch noch Tore zu Traumländern, die so fremdartig aussahen, dass ich nicht einmal beschreiben konnte, was ich sah.
    Ich blickte in einen Spiegel nach dem anderen und wurde immer unsicherer. Ich hatte keine Ahnung, ob überhaupt eins dieser Tore in meine Welt führte. Waren das alles verschiedene Planeten? Andere Dimensionen? Stünde mir eine gefährliche Reise durch ein undurchdringliches Labyrinth bevor, würde ich einen der Spiegel betreten?
    Milliarden. Es gab Milliarden Entscheidungsmöglichkeiten. Wie sollte ich da jemals den Weg nach Hause finden?
    Mir war, als würde ich tagelang durch die Halle wandern. Wer weiß? Es könnte tatsächlich Tage gedauert haben. Zeit bedeutete gar nichts in dieser Halle. Nichts hatte hier Bedeutung. Ich war winzig, alles um mich herum riesengroß. Ein Skelett – ein menschliches. Alles war still, nur das Klappern meiner Stiefelabsätze auf dem goldenen Boden war zu hören. Ich fing an zu singen und stimmte jedes Lied an, das ich kannte, schaute in die Spiegel und nahm vor manchen Reißaus.
    Irgendwann blieb ich abrupt stehen und riss die Augen auf.
    Â»Christian!«, schrie ich ungläubig. Er hatte mir den Rücken zugekehrt und ging durch einen dunklen Wald, aber der Mond im Spiegel leuchtete hell, und seine Figur und den Gang hätte ich überall erkannt. Die langen Beine in der ausgebleichten Jeans. Das dunkle, zu einem Pferdeschwanz zusammengefasste Haar. Die breiten Schultern und der selbstsichere Gang.
    Sein Kopf zuckte herum. Seitlich an seinem Hals entdeckte ich eine rote und schwarze Tätowierung, die bei unserer letzten Begegnung noch nicht da gewesen war.
    Mac? Seine Lippen bewegten sich, aber ich konnte ihn nicht hören. Ich trat näher.
    Â»Bist du

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