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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Lass nicht los. Egal, was passiert.« Schweiß rann mir übers Gesicht, lief unter meinem MacHalo hervor in meine Augen und sammelte sich zwischen den Brüsten. Ich hatte zu viele Klamotten an – einen Fahrradhelm und eine Lederjacke in der Wüste.
    Christian stellte keine Fragen, sondern schlang die Beine um meine Hüften und verschränkte die Hände auf meinem Rücken. Ich betete, dass er noch genügend Kraft hatte, um sich festzuhalten. Ich wusste nicht, was geschehen würde, aber ich rechnete nicht damit, dass es eine sanfte Reise wurde.
    Ich hielt den Beutel zwischen uns, lockerte die Lederschnur und nahm die Steine heraus. Sie flammten auf, und das blau-schwarze Feuer erfüllte sie.
    Die Umgebung reagierte sofort und gewaltsam, genau wie vorhin der rosafarbene Tunnel.
    Die Wüste warf Wellen auf, und irgendwo ertönte ein schrilles Winseln, das sich rasch zu einem metallischen Kreischen auswuchs. Sand wurde aufgewirbelt; die Körner blieben an meinen Händen und am Gesicht kleben.
    Â»Bist du übergeschnappt? Was, zum Teufel …?« Den Rest des Satzes verschluckte der heulende Wind.
    Der atomarweiße Himmel verdunkelte sich dramatisch schnell zu einem bläulichen Schwarz. Ich schauteauf. Die Sonnen verschoben sich, und eine verdeckte die andere.
    Der Sand unter uns geriet in Bewegung. Hügel wurden aufgeworfen, Senken entstanden. Christian und ich rollten und rollten in ein sandiges Tal, das sich noch immer formte. Ich fühlte, wie die Lampen von meinem MacHalo brachen. Plötzlich regte sich in mir die Angst, die Wüste könne uns mit Haut und Haaren verschlingen. Aber sie mochte uns nicht. Das war das Wesentliche, doch zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts davon.
    Ich gab mir alle Mühe, den Beutel festzuhalten, und drückte ihn an meine Brust. Christians Beine umklammerten meine Hüften wie Stahlbänder, seine Hände waren fest verschränkt.
    Die Wüste begann zu zittern. Das Zittern wurde ein Poltern, das Poltern zu einem Erdbeben, und gerade als ich dachte, wir würden in Stücke gerissen, sank der Boden unter uns abrupt ab, nur um wieder nach oben zu schnellen und uns in die Luft zu katapultieren.
    Während wir dem dunklen Himmel entgegenflogen, raunte ich Christian eine Entschuldigung zu. Er lachte und gab mir zu verstehen, dass ihm ein rascher Tod durch einen Sturz mit gebrochenen Knochen ohnehin lieber sei als das langsame Dahinsiechen wegen Wassermangels. Jetzt war es wenigstens schön kühl, aber vielleicht wäre es dennoch ratsam, die Steine, die diese zerstörende Reaktion offenbar hervorgerufen hatten, wieder einzupacken und abzuwarten, was passierte.
    Ich steckte die Steine in den Beutel und stopfte ihn wieder unter den Hosenbund.
    Wir fielen.
    Ich machte mich auf den Aufprall gefasst.

DREIUNDDREISSIG
    Wir plumpsten in eisiges Wasser.
    Ich tauchte tief ein, strampelte heftig, und als ich an die Oberfläche kam, schnappte ich nach Luft. Ich blinzelte das Wasser aus meinen Augen und sah, dass wir in einem Steinbruch waren. Was für ein Glück. Das musste heißen, dass ein Monster mit rasiermesserscharfen Zähnen in den Tiefen des Baggersees lauerte und kurz davor war, mir die Beine abzubeißen. Die Götter meinten es in letzter Zeit nicht gut mit mir, oder ich erkannte ihre Gunst nicht.
    Und Christian war gar nicht so schlecht dran, wie ich gedacht hatte – immerhin konnte er noch ans Ufer schwimmen.
    Ich kniff die Augen leicht zusammen. Ans Ufer! Er überließ mich mir selbst und nahm in Kauf, dass ich ertrinken könnte!
    Ich vergewisserte mich, dass der Beutel noch unter dem Hosenbund steckte, und stieß mich mit Armen und Beinen durchs Wasser. Ich bin eine gute Schwimmerin und kam nur wenige Sekunden nach Christian an Land. Er brach auf dem mit Gras bewachsenem Ufer zusammen und schloss die Augen.
    Â»Danke, dass du abgewartet und dich vergewissert hast, dass ich nicht ertrinke«, murrte ich schneidend. Dann: »O Christian!« Ich berührte sein verbranntes Gesicht und fühlte ihm den Puls. Er war bewusstlos.
    Mit allerletzter Kraft hatte er sich aus dem Baggersee gehievt.
    Doch eins nach dem anderen: Waren wir hier sicher?
    Ich sah mir die Umgebung an. Der Baggersee war groß und tief; hier und da war er über die Ufer getreten und füllte kleine Tümpel und Teiche. Er lag in einem großen Tal. Die meilenweite grüne Ebene war umgeben von nicht

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