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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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das wirklich?«, fragte ich.
    Offensichtlich hörte er mich. Freude und Erleichterung durchströmten mich – sie passten nicht zu der Angst, die ich in den Augen des umwerfenden Schotten entdeckte. Er sah mich an, beugte sich näher zu mir, musterte mich verwirrt, dann schüttelte er den Kopf. Nein, Mac. Bleib, wo du bist. Komm nicht her. Geh zurück.
    Â»Ich weiß nicht, wie ich zurückkomme.«
    Wo bist du?
    Â»Siehst du das nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. Es sieht aus, als stündest du in einem großen Kaktus. Für einen Moment dachte ich, du wärest hier bei mir. Wie siehst du mich?
    Ich bat ihn mehrfach, das zu wiederholen. Ich bin nicht die beste Lippenleserin. Das Wort »Kaktus« machte mich stutzig. Ich sah keinen einzigen Kaktus in seinem Wald. »Ich befinde mich in der Hall of All Days.«
    Seine Tigeraugen leuchteten auf. Bleib nicht zu lange dort! Die Halle beeinflusst dich.
    Â»Das dachte ich mir schon.« Vor ein paar Minuten war plötzlich der rosafarbene Handschuh an meiner Hand, und ich hatte Geräusche im Ohr, die man auf einem Spielfeld hört. Ich begann, auf der Stelle zu joggen. Die Halle ließ sich nicht hinters Licht führen. Der Handschuh blieb an meiner Hand. Ich lief vor dem Spiegel einen engen Kreis. Der Handschuh und die Erinnerung verschwanden.
    Es ist ein gefährlicher Ort. Ich war auch eine Zeitlang dort. Ich habe mich für einen Spiegel entschieden. Eine schlechte Wahl. Sie sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Sie zeigen dir nicht, wohin sie führen.
    Â»Machst du Witze?« Um ein Haar wäre ich aus der Haut gefahren. Wenn ich auf einen tropischen Strand zuging, endete ich vielleicht im Nazi-Deutschland, und das mit den unerwünschten schwarzen Haaren?
    Der, den ich mir ausgesucht habe, hat mich auf jeden Fall getäuscht. Seither springe ich von einer Dimension zur nächsten. Einige der Spiegel zeigen die Wahrheit, andere nicht. Und es gibt keine Möglichkeit, die einen von den anderen zu unterscheiden.
    Â»Aber du bist ein Lügendetektor!«
    Das funktioniert nicht in der Halle, Mädchen. Das klappt nur außerhalb der Halle, und dort auch nicht immer. Ich bezweifle, dass dir deine Sidhe-Seher-Sinne dort weiterhelfen.
    Ich joggte immer noch in einem kleinen Kreis, schloss die Augen und suchte diesen Ort im Zentrum meines Bewusstseins. Zeig mir, was wahr ist , befahl ich. Dann machte ich die Augen auf und sah Christian an. Er stand immer noch in dem dunklen Wald.
    Â»Wo bist du?«
    In einer Wüste. Er lächelte bitter. Mit vier Sonnen und ohne Nacht. Ich habe einen schlimmen Sonnenbrand und schon zu lange nichts mehr gegessen und getrunken. Wenn ich nicht bald eine Dimensionenverlagerung finde, bin ich  … in Schwierigkeiten.
    Â»Eine Dimensionenverlagerung?« Ich wollte von ihm wissen, ob er damit die IFS meinte, und erklärte, was sie waren.
    Er nickte. Die gibt es im Überfluss. Nur hier sind keine. Obwohl mir der Spiegel einen sauberen, gutausgeruhten jungen Mann zeigte, erkannte ich jetzt, da ich wusste, wonach ich suchen musste, die Erschöpfung und Anspannung. Ja, noch mehr als das … ich spürte auchnoch eine Art… widerwillige Akzeptanz. Von Christian McKeltar? Auf keinen Fall!
    Â»Wie schlecht bist du dran, Christian?«, fragte ich. »Und lüg mich nicht an.«
    Er lächelte. Ich erinnere mich, dass ich das einmal zu dir gesagt habe. Hast du mit ihm geschlafen?
    Â»Das ist eine lange Geschichte. Beantworte meine Frage.«
    Das ist ein Ja. Ah, Mädchen. Die Tigeraugen begegneten für einen spannungsgeladenen Moment meinem Blick. Schlecht, antwortete er schließlich.
    Â»Stehst du wirklich da? Ich meine, auf deinen Füßen?« Entsprach irgendetwas, was ich sah, auch nur im Entferntesten der Wahrheit?
    Nein. Mädchen.
    Â»Könntest du aufstehen, wenn du wolltest?«
    Ich weiß nicht genau.
    Ich vergeudete keine Zeit mehr.
    Ich stieg in den Spiegel.

ZWEIUNDDREISSIG
    Einige Spiegel fühlten sich an wie Treibsand. Sie wollen einen nicht gehen lassen. Ich erwartete, dass sich dieser hier genauso verhielt wie der, der im Haus des Lord Master hing: widerstandsfähig und bereit, mich mit einem Gummischnippen wieder auszuspucken.
    Es war schwer, in ihn zu steigen; er war zäher als der erste, aber es erwies sich, dass es noch schwerer war, auf der anderen Seite auszusteigen. Ohne Christian hätte ich es vermutlich nicht

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