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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Barrons seinen Spiegel im Arbeitszimmer neu ausgerichtet hatte und mittlerweile auf dem Weg zu ihnen war, dass seine Waffenbrüder den Spiegel in der LaRuhe 1247 gestürmt hatten und der glitschige rosafarbene Tunnel, der an Teile der weiblichen Anatomie erinnerte, noch intakt war und ich nur wegen der Wehen herausgedrängt worden war. Hoffentlich wurden meine Eltern in den nächsten Minuten in Sicherheitgebracht. Für meinen Geschmack waren das zu viele »Hoffnungen« auf einmal.
    Es spielte keine Rolle, welche Hoffnungen ich hatte. Ich war wirksam neutralisiert, aus der Zahlenreihe eliminiert und in eine Halle voller Variablen geworfen worden, von denen keine in die einzige Gleichung passte, die ich verstand und die mir wichtig war.
    Um mich herum waren Milliarden Spiegel. Milliarden Portale. Und ich hatte schon Schwierigkeiten, mich zwischen fünfzehn verschiedenen Rosatönen zu entscheiden.
    Nach einer Weile schaute ich auf die Uhr. Es war dreizehn Uhr vierzehn.
    Ich legte meine Jacke ab und begann, mich auszuziehen. Den Beutel mit den Steinen steckte ich unter den Hosenbund. In der Halle war es zu warm für die vielen Kleiderschichten. Ich zog das Sweatshirt und den langärmeligen Wollpulli über den Kopf und band sie mir um die Taille, dann schlüpfte ich wieder in die Jacke. Ich machte eine Bestandsaufnahme für alles, was ich am Leibe hatte.
    Ein Messer – einen schottischen Dolch –, der dem Lord Master nicht aufgefallen war und den ich in Barrons Books and Baubles geklaut und an meinen linken Unterarm gebunden hatte.
    Ein Babynahrung-Gläschen voll mit Unseelie-Fleisch in der linken Jackentasche.
    Zwei zerquetschte Proteinriegel in der Innentasche.
    Den MacHalo hatte ich noch auf dem Kopf.
    Ein Handy.
    Zudem zählte ich im Geiste alles auf, was ich verloren hatte:
    Batterien und Taschenlampen.
    Wasser.
    Speer.
    Hier gab ich auf – das alles war schon schlimm genug.
    Ich holte mein Handy aus der Tasche und wählte Barrons’ Nummer. Ich war so an seine Unbesiegbarkeit gewöhnt, dass ich überzeugt war, das Gespräch würde durchkommen. Als ich keinen Klingelton hörte, war ich erstaunt. Anscheinend hatte sogar sein Funknetz Löcher, und wenn woanders keine Verbindung zustande kam, dann bekam ich von hier aus ganz bestimmt keine. Selbst wenn ich V’lanes Namen hätte, bezweifelte ich, dass ich ihn an diesen Ort rufen könnte.
    Mein eigener Verstand arbeitete hier fast nicht. Je länger ich hier saß, umso komischer fühlte ich mich.
    Die Halle war nicht nur der Knotenpunkt unendlich vieler Portale, die zu anderen Orten und in andere Zeiten führten. Die vielen Portale bewirkten, dass die Halle lebte und atmete – es gab Ebbe und Flut. Die Halle war Zeit. Sie war uralt und jung, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – alles in einem.
    Das Barrons Books and Baubles vermittelte das Gefühl von räumlicher Verzerrung wegen eines einzigen Spiegels, der in Barrons’ Arbeitszimmer hing.
    Diese Milliarden Spiegel, die sich zu ein und derselben Halle öffneten, beeinflussten sowohl die räumliche als auch die zeitliche Wahrnehmung. Hier verlief die Zeit nicht linear – sie war … Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren, aber ich war ein Teil von ihr und verstand das nicht. Ich war nicht wichtig – ich war lebensnotwendig. Ich war ein Kind – ich war eine runzlige alte Frau. Ich war der Tod – ich war die Quelle der Schöpfung. Ich war die Halle, und dieHalle war ich. Ein winziges Stück von mir sickerte in jedes Tor.
    Mit Dualismus konnte man die Situation nicht annähernd beschreiben. Wie der Ort selbst war ich alles, was möglich war. Es war das furchteinflößendste Gefühl, das ich je empfunden hatte.
    Ich versuchte es mit IYCGM.
    Keine Verbindung.
    Ich betrachtete lange den Eintrag IYD.
    Ryodan hatte gesagt, er würde mich töten, wenn ich die Nummer wählte, ohne in echten Nöten zu sein.
    Mein erster Gedanke war: Ich würde gern sehen, wie er hierherkommt und es versucht. Im zweiten Gedanken entschied ich, mir das lieber nicht zu wünschen, weil er dann tatsächlich hier wäre und mich vielleicht umbringen würde.
    Ich fand kein überzeugendes Argument dafür, dass ich in Todesgefahr schwebte. Mir gefiel meine gegenwärtige Situation nicht, aber ich war bei bester Gesundheit und mein Leben wurde nicht bedroht. Obschon ich mich

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