Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
von Sekunde zu Sekunde … verwirrter fühlte.
    Erinnerungen aus meiner Kindheit regten sich in meinem Bewusstsein; eigentlich waren sie für bloße Erinnerungen zu lebhaft und verlockend.
    Ich tanzte unbeschwert durch sie hindurch, bis ich eine fand, die ich mochte.
    Mein zehnter Geburtstag. Mom und Dad hatten eine Überraschungsparty für mich gegeben. Meine Freunde waren da, lachten und brachten Geschenke mit – alles wirkte so real, als müsste ich mich nur zu ihnen ins Esszimmer gesellen, wo sie Kuchen und Eiscreme aßen. All das sah ich ganz deutlich in dem glänzenden Boden aus gegossenem Gold. Ich strich mit dem Finger über dieVision. Das Gold wellte sich; ich berührte unseren Esstisch und war kurz davor, in die Szene einzutauchen, in meinen zehn Jahre alten Körper zu schlüpfen und über etwas, was Alina gesagt hatte, zu lachen.
    Alina war tot. Dies war nicht die Gegenwart. Es war nicht real.
    Ich wandte den Blick abrupt ab.
    Direkt vor mir nahm eine andere Erinnerung Gestalt an. Mein erster Einkaufsbummel mit meinen Tanten in Atlanta. Er hatte einen großen Eindruck bei mir hinterlassen. Wir waren bei Bloomingdale’s. Ich war elf. Ich schlenderte umher und betrachtete all die schönen Dinge. Die goldenen Wände und Spiegel nahm ich gar nicht mehr wahr.
    Ich schloss die Augen, stand auf und bewegte mich. In dem Moment, in dem ich mich rührte, verschwanden die Erinnerungen, und meine Gedanken waren wieder klar.
    Ein Gedanke kam mir in den Sinn. Ich runzelte die Stirn und ging ein paar Meter, dann blieb ich stehen.
    Die Erinnerungen flackerten wieder auf.
    Mein Daddy feuerte mich bei meinem ersten – und letzten – Softballspiel an. Er hatte mir einen rosafarbenen Handschuh gekauft, und meine Mutter hatte mit magentafarbenem Garn meinen Namen und Blumen daraufgestickt. Die Jungs lachten über mich und meinen Handschuh. Ich lief los, um einen Groundball zu fangen und ihnen zu beweisen, wie gut ich war. Der Ball prallte vom Boden ab, traf mich im Gesicht. Meine Nase blutete, und eine Ecke meines Zahns war ausgebrochen.
    Ich zuckte zusammen.
    Sie lachten noch mehr und zeigten mit den Fingern auf mich.
    Ich manipulierte diese Erinnerung, spulte sie zurück. Dieses Mal fing ich den Ball, warf den Läufer an der Homeplate aus dem Spiel und brachte den Ball so rechtzeitig zurück, dass der Catcher den Läufer an der dritten Base erwischte.
    Die Jungs bewunderten meine Gewandtheit.
    Mein Daddy platzte fast vor Stolz.
    Es war eine Lüge, aber eine wunderschöne.
    Ich ging weiter in der Halle umher.
    Die Erinnerung explodierte zu rosafarbenem Handschuh-Staub, der auf den Boden rieselte.
    In der Halle stehen zu bleiben war gefährlich, vielleicht sogar tödlich.
    Mein Verdacht wurde kurze Zeit später bestätigt, als ich an einem Skelett, das im Schneidersitz auf dem Boden hockte und zwischen zwei Spiegeln an der goldenen Wand lehnte, vorbeikam. Seine Haltung bot keinen Hinweis auf einen Kampf oder Todesqualen. Irgendwie machte der Tote einen friedvollen Eindruck. War er hier verhungert? Oder hatte er hundert Jahre verloren in Träumen erlebt? Ich verspürte keinen Hunger, obwohl ich sollte, wenn man bedachte, dass ich seit dem gestrigen Nachmittagskaffee nichts mehr zu mir genommen hatte. Brauchte man hier, wo die Zeit ganz anders verlief, überhaupt Nahrung?
    Im Vorbeigehen warf ich einen Blick auf die Spiegel.
    Einige der Wesen in den Spiegeln schauten erschrocken zurück. Offenbar konnten mich manche ebenso klar sehen wie ich sie.
    Ich musste früher oder später eine Entscheidung treffen, und früher war wahrscheinlich besser. Mittlerweile war ich der Ansicht, dass Gold die friedvollste, vollkommenste Farbe war, die ich je gesehen hatte. Undder Boden – so einladend! Warm und glatt. Ich könnte mich hier ausstrecken und meinen Augen ein bisschen Ruhe gönnen … Kräfte sammeln für meine Reise, die bestimmt strapaziös werden würde.
    Erste Gefahr in der Hall of All Days: Wenn man hier jeden Tag immer wieder im Geiste durchleben konnte – und zwar richtig  –, wieso sollte ich dann von hier fortgehen? Hier könnte ich meine Schwester retten. Und auch die Welt. Nach einer Weile würde mir der Unterschied gar nicht mehr auffallen.
    Zweite Gefahr in der Hall of All Days: Wenn alles möglich war, wie sollte man dann eine Auswahl treffen?
    Es gab weiße tropische

Weitere Kostenlose Bücher