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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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geschafft.
    Ich war gefangen in dem silbernen Leim und konnte meine Glieder kaum noch bewegen. Ich trat und boxte, soweit es mir möglich war, und drehte mich dabei so, dass ich zu guter Letzt nicht mehr wusste, wo der Weg hinaus war. Scheinbar konnte man nur in eine Richtung gehen.
    Plötzlich fühlte ich Christians Hand auf meinem Arm (er konnte stehen) und drängte mit ganzer Kraft zu ihm.
    Im College in Ashford, wo ich manche Kurse belegt hatte, gibt es einen Windkanal, der durch die einzigartige Position des Mathe-Gebäudes und die Häuser der Naturwissenschaften darum herum entstanden war. An besonders windigen Tagen ist es fast unmöglich, diesen Kanal zu durchqueren. Man muss sich gefährlich weit nach vorn beugen, den Kopf einziehen und sich mit aller Kraft gegen den Wind stemmen. Ich hatte schmerzlichgelernt, dass es eine Bruchgrenze gibt, wo ein missmutiger Architekt ein »Auge« in den Windkanal, in dem es absolut windstill ist, eingebaut hat. Passt man nicht auf und kämpft sich weiterhin vorwärts, fällt man auf die Nase, und zwar vor den Augen all der Mathe- und Naturwissenschafts-Schnösel, die das Windauge kennen und in der Nähe herumlungern, weil sie sich den Spaß, die Neulinge – insbesondere die mit kurzen Röcken – fallen zu sehen, nicht entgehen lassen wollen.
    So war es in diesem Spiegel.
    Ich schob, kämpfte, drückte mit aller Macht, plötzlich gab es keinen Widerstand mehr, und ich flog aus dem Spiegel direkt in Christians Arme. Ich hatte so viel Schwung, dass ich Christian mitriss und wir beide uns auf dem sandigen Boden kugelten.
    Ich wollte nach Luft schnappen, aber es gelang mir nicht. Ich befand mich in einem Glutofen. Und das Licht hier war so grell, dass ich meine Augen nicht öffnen konnte; die Luft war heiß und trocken, so dass ich kaum atmen konnte.
    Es fiel mir schwer, mich einigermaßen zu akklimatisieren; schließlich atmete ich doch ein und hatte das Gefühl, meine Lunge würde versengt. Ich öffnete meine Augen einen Spalt, sah Christian an und rollte mich von ihm.
    Er war schlimmer dran als schlimm. Er schwebte in echter Gefahr. Seine Haut war gebräunt, hatte aber einen ungesunden Stich ins Rote, seine Lippen waren aufgesprungen, und ich sah ihm an, dass er ernsthaft ausgetrocknet war. Blasen überzogen sein Gesicht.
    Ich drehte mich um, in der Hoffnung, einen Spiegel hinter mir zu sehen, der uns in Sicherheit bringen würde.
    Da war keiner.
    Dafür sah ich Hunderte mannshohe Kakteen – jeder von ihnen könnte derjenige sein, in dem Christian mich gesehen hatte. War der Spiegel in einem der Kakteen? Es leuchtete ein, dass in Welten, die die Feenwesen unbeobachtet besuchen wollten, die Spiegel irgendwo verborgen und in die Umgebung integriert waren. Oder hatte Cruces geheimnisvoller Fluch alles verändert?
    Ich überlegte, ob ich mich auf die nächsten Kakteen stürzen und Danis Methode, die sie beim Überwinden der Bannzauber angewandt hatte, übernehmen und hoffen sollte, dass es ein Portal in beide Richtungen war. Dani hatte außer jeder Menge blauer Flecken nichts damit erreicht. Und die Kakteen schützten sich selbst mit unendlich vielen Stacheln.
    Blinzelnd sah ich mich um.
    Wir waren in einer riesigen Wüste.
    Es war brütend heiß, und weit und breit kein Schatten – nur Sand.
    Ich hob den Blick und bereute es sofort. Der Himmel war schmerzhaft hell mit vier blendenden Sonnen. Er war weißer als weiß – radioaktiv-weiß.
    Â»Du bist eine verdammte Idiotin«, brachte Christian durch die aufgeplatzten Lippen heraus. »Jetzt werden wir beide hier sterben.«
    Â»Nein, das werden wir nicht. Durch welchen Kaktus bin ich gekommen?«
    Â»Keine Ahnung, und diese Gerippe sind giftig. Ich wünsche dir viel Glück, wenn du sie genauer untersuchst.«
    Verdammt. Dann zu Plan B, der hauptsächlich mit Beten zu tun hatte.
    Ich zog den schwarzen Beutel aus dem Hosenbundund bereitete mich darauf vor, die Steine bloßzulegen. Würden sie uns in die Halle zurückbringen, wo wir uns gemeinsam das nächste Portal aussuchen konnten? Wer weiß? Alles war besser als dies hier. Christian würde hier sterben, genau wie ich.
    Ich rollte zu Christian und drückte mich an ihn.
    Â»Ach, und jetzt flirtest du mit mir, Mädchen«, sagte er schwach und zeigte ein leichtes Lächeln.
    Â»Leg die Arme und Beine um mich, Christian.

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