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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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mich, wer das sein mag.
    Ich drifte durch die kalten, düsteren Träume.
    Ein Mann in roter Robe streckt die Hände nach mir aus. Er ist schön, verführerisch und sehr böse auf mich. Er ruft mich zu sich. Irgendwie hat er Einfluss auf mich. Ich möchte zu ihm gehen. Ich muss. Ich gehöre zu ihm. Er hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Ich werde dir von ihr, um die du trauerst, erzählen, verspricht er. Ich werde dir von ihren letzten Tagen erzählen. Du willst das doch wissen? Ja, ja. Ich weiß zwar nicht, von wem er spricht, dennoch wünsche ich mir verzweifelt, von ihr zu hören. War sie glücklich? Hat sie gelächelt? Hat sie tapfer bis zuletzt durchgehalten? Ist sie schnell gestorben? Bitte sag, dass es schnell ging und sie keine Schmerzen hatte. Finde das Buch für mich, sagt er, und ich werde dir alles erzählen und alles zurückgeben. Ruf die Bestie. Lass sie mit mir allein. Ich will dieses Buch nicht haben. Ich werde dir die, um die du trauerst, zurückgeben. Ich werde dir deine Erinnerungen und mehr zurückgeben.
    Ich denke, dass ich für diese Erinnerungen sterben würde.
    Du musst leben , um diese Erinnerungen zurückzubekommen, grollt eine Stimme aus der Ferne. Ich fühle ein Prickeln auf meiner Haut und höre die Gesänge, die die Stimme das Mannes in roter Robe übertönen. Er ist fuchsteufelswild, zerschmilzt zu Blut, dann zieht er sich zurück, und ich bin vorerst sicher vor ihm.
    Ich bin ein Drachen in einem Tornado, aber ich habe eine lange Schnur. Die Schnur ist gespannt. Irgendwo hält jemand das andere Ende fest, und obschon mir dieser Jemand den Sturm nicht ersparen kann, lässt er mich nicht los, bevor ich meine ursprüngliche Stärke wiedererlangt habe.
    Es ist genug.
    Ich werde überleben.

    Er spielt Musik für mich. Das mag ich sehr.
    Ich finde noch etwas Vergnügliches, was ich mit meinem Körper anfangen kann. Er nennt es »tanzen«. Er legt sich aufs Bett, verschränkt die Hände hinter dem Kopf – ein Berg von Muskeln und Tätowierungen auf scharlachroter Seide – und sieht mir zu, wie ich nackt im Zimmer herumtanze. Sein Blick ist gierig, glühend, und ich weiß, dass ihm mein Tanz sehr gefällt.
    Der Rhythmus ist eindringlich. Der Text passend, denn mein Tier hat mir kürzlich beigebracht, dass der Moment der Wonne »Orgasmus« oder »Kommen« genannt wird; der Song ist von einem Bruce Springsteen und wird von jemandem gesungen, der sich Manfred Mann nennt. Immer wieder heißt es da: I came for you.
    Ich lache, während ich mitsinge. Immerzu lasse ich diesen Song spielen. Er beobachtet mich. Ich verliere mich in dem Rhythmus mit zurückgeworfenem Kopf. Als ich ihm einen Blick zuwerfe, singt er: Girl, give me time to cover my tracks.
    Ich lache. »Niemals«, sage ich. Wenn sich mein Tier aus dem Staub macht, werde ich ihm nachspüren. Es gehört mir, und das sage ich ihm auch.
    Seine Augen werden schmal. Er springt vom Bett und packt mich. Ich errege ihn. Das steht ihm ins Gesicht geschrieben, und ich spüre die Spannung in seinem Körper. Er tanzt mit mir. Wieder einmal staune ich über seine Stärke und Selbstsicherheit – ein echtes Raubtier habe ich da verführt. Das bedeutet, dass ich auch ein echtes Raubtier bin. Ich bin stolz.
    Unser Sex ist heiß. Wir beide tragen blaue Flecken davon.
    Â»Ich möchte, dass es immer so ist«, erkläre ich.
    Seine Nasenflügel blähen sich auf, und in den dunklen Augen blitzt Spott auf. »Versuche, dir diesen Gedanken einzuprägen.«
    Â»Das brauche ich nicht zu versuchen. Ich werde nie anderes denken.«
    Â»Ah, Mac«, sagt er, und sein Lachen ist so düster und kalt wie der Ort, von dem ich geträumt habe, »eines Tages wirst du dich fragen, ob es möglich ist, mich noch mehr zu hassen.«

    Mein Tier liebt Musik. Er hat ein pinkfarbenes Gerät, das er Eye-Pod (Augenhülle) nennt, obschon es nicht so aussieht; mit diesem Ding spielt er viele Lieder – manche mehrmals – und beobachtet mich genau, auch wenn ich nicht tanze.
    Einige der Songs machen mich wütend – ich mag sie nicht. Ich versuche, ihn dazu zu überreden, sie nicht mehr zu spielen, aber er hält den Eye-Pod hoch, so dass ich nicht heranreichen kann. Die harten, sexy Songs wie »Pussy Liquor« und »Foxy, Foxy« gefallen mir. Er möchte schwungvolle, fröhliche

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