Gefangene der Flammen
oder?«
»Willst du, dass ich mich in einen Drachen verwandle?« Seine Stimme klang nun anders und veranlasste sie, genauer über ihre Unterhaltung nachzudenken: Irgendetwas an dem, worüber sie sprachen, war für Dax von Interesse, Riley war nur nicht sicher, was.
»Wir könnten zu Fuß gehen, falls es nicht zu weit ist.«
»Ich hatte an etwas anderes gedacht«, erwiderte Dax und ließ ein Bild in ihrem Kopf entstehen, wie er sie vom Boden aufhob und sich mit ihr in die Luft erhob.
»Nein. Auf keinen Fall! Denk nicht mal …« Sie kreischte, als dieser unverschämte Mann sie einfach aufhob und mit ihr losrannte.
»Ich kann nicht glauben, dass du mich schon wieder trägst.«
Aufrichtig erstaunt blickte er auf sie herab. »Ich kann mich in einen Drachen verwandeln, mit ›Magie‹ eine Explosion begrenzen und alle möglichen unglaublichen Kunststücke vollbringen, doch du kannst nicht glauben, dass ich dich trage?«
»Das war nur eine Redensart. Und jetzt lass mich runter! Ich will mich nicht wie von Tarzan durch den Dschungel tragen lassen.«
»Ich kenne diesen Tarzan nicht, aber falls er die Angewohnheit hat, seine Frau zu tragen, würde ich ihn mögen, glaube ich.« Sein Lachen ging ihr durch und durch. »Und jetzt schling die Arme um meinen Nacken und halt dich fest!«
Und damit stieg er auch schon mit ihr in die Luft empor. Als sie das Blätterdach durchbrachen, umfasste Dax ihre Taille und drehte sie, damit sie den Boden unter ihnen und die Richtung, in die sie flogen, sehen konnte. »Du meine Güte …« Aus dieser Höhe konnte sie deutlich den Vulkan erkennen, aus dessen einer Seite noch immer Rauch hervorquoll. Die Lavaströme, die sich aus dem Berg ergossen, sahen in der Abenddämmerung wie Bänder orangefarbenen Lichtes aus. Es war ein Anblick, der einem auf einer solch elementaren Ebene Respekt und Bewunderung abrang, dass Riley nur in ehrfürchtigem Schweigen zusehen konnte.
»Ich hatte gehofft, dass dir das gefällt.«
»Wie könnte das irgendjemandem nicht gefallen, Dax? Es ist schöner, als mit Worten zu beschreiben ist.«
»Und die Höhe macht dir nichts aus?«, fragte er mit einem neckenden Tonfall in der Stimme.
»Wenn du mich loslässt, wird die Höhe mir sogar sehr viel ausmachen.« Riley merkte, dass ihre Fingernägel sich in Dax’ Arme bohrten, die um ihre Taille lagen. Langsam entspannte sie ihre Muskeln und vertraute darauf, dass er sie nicht fallen lassen würde.
»Ich werde dich nicht loslassen«, versicherte er ihr, und eine wundervoll träge Wärme durchströmte sie.
Der Himmel färbte sich rot und golden, und kleine Funken in denselben Farben umschwärmten sie von allen Seiten. Zuerst hielt Riley sie für Glut aus dem Vulkan, aber dann bemerkte sie, dass sie in ihrer Nähe blieben, obwohl Dax und sie sich rasend schnell voranbewegten.
»Was sind diese roten und goldenen Funken in der Luft um uns?«
»Die Begleiterscheinungen einer Entscheidung, die ich traf. Mitro war dabei zu entkommen, und ich war nicht stark genug, um ihn zurückzuhalten. Ich brauchte ein wenig mehr, als ich zu geben hatte …«
»Du hast dich jahrhundertelang in einem Vulkan einschließen lassen, doch du machst dich für sein Entkommen verantwortlich? Es ist meine Schuld, dass er jetzt frei ist, Dax, weil meine Mutter und ich nicht rechtzeitig dorthin gelangt waren. Und weil ich nicht stark genug war, ihn gefangen zu halten.«
»Nein, Riley. Mitro aufzuhalten ist meine Aufgabe. Das ist sie immer schon gewesen.«
Ein beklemmendes Schweigen breitete sich aus. Riley wusste nicht, was sie entgegnen sollte. Sie wollte ihn trösten, war aber nicht sicher, wie.
»Und was für eine Entscheidung war das?«, fragte sie stattdessen. »Du sagtest, du hättest eine Entscheidung getroffen, als du mit Mitro in dem Vulkan gefangen warst … eine Wahl, deren ›Begleiterscheinung‹ diese roten Funken sind, die dich manchmal umtanzen, besonders, wenn du dich sehr schnell bewegst. Was war diese Entscheidung?«
»Mitro und ich waren nicht die Einzigen, die in diesem Berg festsaßen. Lange bevor wir dort eintrafen, hatte ein Feuerdrache sich diesen Vulkan als seine letzte Ruhestätte ausgesucht. Als Mitro zu fliehen versuchte, bot mir dieser Drache an, seine Seele mit meiner zu vereinen, um mir seine Kraft und Fähigkeiten zukommen zu lassen.«
»Du meinst, es gibt tatsächlich Drachen?«
Dax lachte. »Ich erzähle dir, dass ich meine Seele mit der eines Drachen vereint habe, und du bist viel mehr an der Frage
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