Gefangene der Flammen
den Zoll zu bringen.«
Dax schaute auf und blickte Gary prüfend ins Gesicht. »Karpatianer? Sind deine Freunde Karpatianer?«
Gary nickte. »Ja. Sie haben uns mit Waffen und der Ausrüstung für diesen Trip versorgt. Sie sind unser Notfallkontakt und warteten bereits darauf, von uns zu hören«, antwortete Gary. »Wir müssen es bis zu einer Lichtung schaffen …«
»Du hast sie schon angerufen? Wann hast du das getan?«, fragte Dax. Seine Stimme war leise, gefährlich leise, und bei den letzten Worten klang sie schon fast wie ein Zischen.
Riley versteifte sich, und ihr Herz schlug schneller. Dax klang regelrecht … beängstigend. Gary schien an die abrupten Veränderungen im Verhalten karpatianischer Männern jedoch gewöhnt zu sein, denn er zuckte mit keiner Wimper.
»Wir wussten, dass sie unseren Anruf schon erwarteten. Sowie wir Empfang hatten und sie informieren konnten, dass wir noch am Leben waren, haben wir es getan. Bei Sonnenuntergang haben wir sie angerufen.« Gary zuckte mit den Schultern. »Sie schicken uns einen Helikopter, um uns abzuholen. Sie wissen von der Verletzung des Professors und werden sich auch um die andere kümmern.«
»Was hast du ihnen über mich erzählt? Und über Mitro?« Dax’ Stimme wurde noch eine Oktave leiser.
»Dass du bei uns bist und dass ein gefährlicher Vampir sich hier herumtreibt.« Gary nahm seine Brille ab und schaute Dax in die Augen. »Ich habe dir mein Blut gegeben. Würdest du lieber meine Gedanken lesen? Dann kannst du die Informationen sehr viel effizienter nutzen.«
Dax schüttelte den Kopf. »Ich weiß zu schätzen, dass du mir erlauben würdest, in deine Privatsphäre einzudringen, doch bis ich ›sehen‹ muss, über wen wir reden, ist das nicht nötig. Handelt es sich um mehr als einen karpatianischen Jäger?«
»Wir sprechen von den Brüdern de la Cruz«, erklärte Gary. »Sie wurden vor Jahrhunderten nach Südamerika geschickt. Kanntest du sie früher?«
»Wir wurden nach Geschlechtern benannt und hatten keine Nachnamen. Einen solchen Namen kenne ich nicht. Zeig sie mir.«
Gary rief sich das Aussehen der Brüder de la Cruz so detailliert in Erinnerung, wie er konnte. Da Dax seit vielen Jahrhunderten nicht mehr in den Karpaten gewesen war, war es durchaus möglich, dass er die Jäger, die Vladimir in die Welt hinausgeschickt hatte, nicht gekannt hatte.
Dax schlüpfte an der Barriere in Garys Kopf vorbei, um sich die Bilder anzusehen. Sein finsteres Stirnrunzeln verstärkte noch das ungute Gefühl in Rileys Magengrube. Sie verstand nicht, wieso Gary nicht auch beunruhigt war von der Anspannung des karpatianischen Jägers.
Noch während sie es dachte, richteten Dax’ facettenreiche Augen sich auf ihr Gesicht. Sie spürte seine Berührung sofort. Augenblicklich drang eine wohltuende Wärme in ihr Bewusstsein ein, und ihr war, als umfingen sie starke Arme.
Du bist mit mir verbunden, Riley. Er nicht. Er liest, was ich ihn lesen lassen will.
Prüfend betrachtete sie Dax’ Gesicht. Da war nichts Finsteres, ja eigentlich überhaupt kein Ausdruck auf seinen gut aussehenden Zügen. Gary hatte keinen Grund, besorgt zu sein, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, weil Dax nur völlig sachlich wirkte.
Was ist los?
Ich bin ein Jäger. Ich muss die verfolgen, die einmal meine eigenen Leute waren. Ich sehe dunkle Schatten, wo andere sie nicht wahrnehmen. Mitro hatte eine Seelengefährtin, und selbst das hat ihn nicht davon abgehalten, sich für das Böse zu entscheiden. Ich will dich nicht in eine möglicherweise noch gefährlichere Situation bringen.
Damit wandte Dax die Aufmerksamkeit wieder Gary zu, veränderte aber leicht die Haltung, sodass Riley sich eingehüllt von seiner Wärme fühlte. Die ungute Energie, die eben noch so intensiv gewesen war, dass sie dem sich aufbauenden Druck in dem Vulkan geähnelt hatte, war nicht mehr da.
»Ich erkenne nur einen von ihnen. Den, den du Zacarias nennst.«
Gary runzelte die Stirn. Dax’ war wie immer leise und zurückhaltend, doch Gary hatte etwas von den Bedenken des Jägers mitbekommen. Riley fand es seltsam, aber Dax war in Garys Geist gewesen und hatte vielleicht ein Echo seiner Irritation dort hinterlassen.
Offenbar war Gary klug genug, um Dax’ Hauptsorge zu erkennen. »Ich weiß, dass Zacarias als sehr gefährlich gilt, doch falls du dich sorgst, er könnte zum Vampir werden, kann ich dich beruhigen. Zacarias hat eine Seelengefährtin. Er ist sicher, solange sie lebt.«
Riley erhob den Blick
Weitere Kostenlose Bücher