Gefangene der Flammen
zu Dax. Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber sie wusste, dass Garys Worte ihn in keiner Weise umgestimmt hatten.
Nun kam auch Jubal zu ihnen und brachte Garys Rucksack mit. »Wir sollten uns jetzt besser auf die Socken machen«, sagte er, nachdem er Riley und Dax grüßend zugenickt hatte.
»Ja, wir gehen besser, wenn wir rechtzeitig die Lichtung erreichen wollen, um die anderen in Sicherheit zu bringen«, stimmte Dax zu und beendete damit das Gespräch über die karpatianischen Jäger. »Wie groß ist der Helikopter, den sie schicken?«
»Keine Ahnung, doch ich bezweifle, dass auf dem ersten Flug für uns alle Platz sein wird«, meinte Gary.
Riley hockte sich auf den Boden und grub die Hände in die Erde, um dem Vampir nachzuspüren. Er hatte sich zielstrebig in Richtung Fluss bewegt und überall Tod und Zerstörung hinter sich zurückgelassen. Die Natur schreckte vor der Abscheulichkeit, die den Untoten ausmachte, zurück. Die Außenwelt verblasste um Riley, bis sie sich in einer anderen Umgebung befand, wo sie das Gewisper des Regenwaldes hören konnte. Die Bäume sprachen zu ihr, froh über ihr Erscheinen, und tauschten gern Informationen mit ihr aus.
Das mulmige Gefühl in ihrer Magengrube, das sie bisher gequält hatte – die erschreckende Beklommenheit, die ein Teil von ihr zu sein schien, seit ihre Mutter nicht mehr lebte –, war verschwunden. Jetzt, mit den Händen in der tröstlichen Erde, wo sie Annabels Seele wieder nahe war, erkannte sie, dass diese schreckliche Beklommenheit vom Blut des Vampirs herrührte, das das ihre rief.
Entsetzt über diese plötzliche Entdeckung, riss sie die Hände aus der Erde und ließ sich, schaudernd vor Ekel, auf die Fersen zurückfallen. Ein eisiger Schauder des Abscheus lief ihr über den Rücken. Sie hatte gewusst, dass sie in irgendeiner Weise mit Mitro verbunden war, doch sie hatte geglaubt, die Verbindung sei im Boden, in der Erde, aber nicht in ihrem eigenen Körper.
Was hast du, sívamet ?
Dax’ warme Stimme, die in ihr Bewusstsein drang, half ihr, sich wieder zu fassen.
Ich brauche eine Minute. Sie konnte Gary und Jubal jetzt nicht ansehen. Die beiden hatten ihr so viel geholfen und ihr beigestanden, und die ganze Zeit über hatte ihr Blut nach dem Vampir gerufen.
»Geht ihr schon einmal los und nehmt die anderen mit!«, befahl Dax. »Wir holen euch dann ein.«
Jubal blickte auf Riley herab, doch Dax glitt vor sie, ohne sich scheinbar auch nur bewegt zu haben. Jubal blickte zu dem Karpatianer auf, und irgendetwas flackerte in seinen Augen auf, das augenblicklich dazu führte, dass Dax sich anspannte wie eine angriffsbereite Schlange.
»Ist das okay für dich, Riley? Uns später einzuholen?«, fragte Jubal trotz der sich aufbauenden Spannung.
»Ja. Aber trotzdem danke, Jubal, dass du fragst.« Gary und Jubal haben die ganze Zeit auf mich aufgepasst, Dax. Du brauchst dich nicht gleich aufzuregen, nur weil er Besorgnis um mich zeigt.
Ich habe noch nie erlebt, dass mein Wort angezweifelt wurde , antwortete Dax. Und es fällt mir schwer, längere Zeit in Gesellschaft anderer als der meiner Seelengefährtin zu sein. Ich habe noch niemals so viel Zeit mit anderen verbracht und empfinde es als sehr ermüdend.
Das hatte Riley nicht bedacht. Natürlich war es schwierig für ihn; schließlich hatte er Jahrhunderte allein verbracht. Schon vor seiner Gefangenschaft in dem Vulkan war er Vampirjäger gewesen und war Monate, ja Jahre ohne Begleitung auf der Jagd gewesen. Zwischenzeitlich hatte sich die Welt verändert und war eine völlig andere geworden. Er hatte Hunderte von Jahren für den Schutz seines Volkes gekämpft, und später, während er in einem Vulkan eingeschlossen gewesen war, war seine Spezies nahezu ausgestorben.
Jubal hob die Hand und führte die anderen in Richtung Fluss, um Miguel zu folgen. Der Professor wurde getragen. Die verbliebenen Träger wechselten sich miteinander ab, als sie immer tiefer in den Regenwald vordrangen. Innerhalb kurzer Zeit hatte die üppige Vegetation und das Blattwerk sie verschluckt.
Dax wartete, bis sie fort waren, bevor er sich neben Riley hockte. »Du hast viel von Arabejilas Blut in deinen Adern. Mitro glaubt, dass sie noch lebt, was ein großer Vorteil für uns ist.«
Riley nickte. »Das verstehe ich, aber mir war nicht bewusst, dass es nicht nur die Erde war, die mir verriet, wo Mitro war. Doch jetzt kann ich spüren, dass mein Blut ihn ruft.« Sie holte tief Luft und zwang sich, Dax in die Augen
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