Gefangene der Flammen
eine hatte ihr erzählt, sie glaubte, in der Nacht zuvor jemanden vor ihrem Haus gesehen zu haben«, fuhr Riordan fort. »Die meisten der Jaguarmänner leben sehr verstreut, doch viele sind auch in die Städte gegangen. Wir befürchteten schon, dass sie anfangen würden, die Frauen hier zu verfolgen.«
»Das war auch Dr. Silvas Sorge«, sagte Juliette. »Dass die Männer sie gefunden hatten. Und da alle sechs verschwundenen Frauen mit Jaguarbabys schwanger waren, nahmen wir an, dass sie von Jaguarmännern entführt worden waren.«
»Juliette und ich gingen zu den Häusern der Frauen, weil wir glaubten, ihre Spur aufnehmen zu können und die Jaguarfrauen zurückzuholen«, fügte Riordan kopfschüttelnd hinzu.
»Doch es waren keine Jaguarmänner«, erklärte Juliette. »Rein gar nichts wies daraufhin, dass sie auch nur in der Nähe der Häuser oder Gärten der Frauen gewesen waren. Ich hätte sie riechen können, wenn sie da gewesen wären.«
»Glaubst du, dass ein Vampir etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte?«, fragte Riordan Dax, um die Sache auf den Punkt zu bringen.
»Du hast ein ungutes Gefühl, das sowohl Juliette als auch Jasmine zu teilen scheinen.«
Riordan runzelte die Stirn und nickte langsam. »Ich spürte die Präsenz von etwas Bösem, aber ich konnte ihm nicht folgen. Es war sehr seltsam. Wir jagen Vampire in allen Wäldern und Städten Südamerikas, doch was ich dort spürte, fühlte sich anders für mich an. Ich konnte den Geruch nicht richtig wahrnehmen, obwohl ich wusste, dass er da war. Sehr übel, aber so schwach, dass ich der Spur nicht folgen konnte. Ich jage Vampire, doch dieser Geruch war … anders . Das ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Ich konnte ihn nicht als den eines Untoten bestimmen.«
»Wir sind Mitro bis in diese Stadt gefolgt«, sagte Dax. »Es würde mich nicht überraschen, wenn er dahintersteckt. Er ist mit Sicherheit anders als alle Vampire, denen du je begegnet bist, und es ist nicht leicht, ihn aufzuspüren, nicht einmal für mich, und ich habe ihn Hunderte von Jahren verfolgt. Er ist tatsächlich … anders.«
Juliette erschauderte und trat näher an Riordan heran. »Jasmine darf nichts davon erfahren und muss rund um die Uhr beschützt werden.«
»Gary und ich können tagsüber bei ihr bleiben«, erbot sich Jubal.
»Und da wir dank Juliettes Cousine Solange tagsüber länger aufbleiben können, werden wir euch, falls nötig, jederzeit zu Hilfe kommen können«, erklärte Riordan.
Dax horchte auf. »Solange?« Er brauchte mehr Information. Er hatte keine Ahnung, womit er es zu tun hatte, doch er war Mitro so lange gefolgt, dass er wusste, wie der Vampir dachte und handelte. Sein Gehirn war auf die beiläufige Unterhaltung angesprungen und mobilisierte plötzlich all seine Instinkte.
»Solange ist meine Cousine«, sagte Juliette. »Dominics Seelengefährtin.«
»Vom Geschlecht der Drachensucher? Er lebt noch?«, fragte Dax.
Riordan nickte.
Dax trat an das Balkongeländer. Er war es nicht gewohnt, von so vielen Personen umgeben zu sein. Doch wie er so dastand und auf die Lichter der Stadt hinausblickte, fühlte er sich nicht mehr ganz so eingeengt. »Was ist anders an Solanges Blut, dass es euch einen längeren Aufenthalt im Tageslicht ermöglicht?«
»Sie ist eine Jaguarfrau von königlicher Herkunft«, erklärte Riordan. »Sie hat Blut mit uns ausgetauscht, und das ermöglicht uns, die Sonne über längere Zeitspannen zu ertragen, doch es hat auch einen Nachteil. Die darauf folgende Schwäche ist sehr ernst und tritt schnell und unerwartet ein. Wir versuchen, diese Fähigkeit nicht allzu oft einzusetzen, weil man sich sehr schnell in Gefahr befinden kann, aber sie verschafft uns auch Vorteile, die wir vorher nicht besaßen.«
»Versetzt jedes Jaguarblut Karpatianer in die Lage, sich länger in der Sonne aufzuhalten?«, fragte Dax, ohne den Blick von dem großartigen Schauspiel des Lichtes abzuwenden.
»Wenn es so wäre, hätte ich das als Erster entdeckt«, sagte Riordan. »Juliette war eine Jaguarfrau. Nach dem Blutaustausch mit ihr wäre ich in der Lage gewesen, mehr Stunden wach zu bleiben.«
Dax runzelte die Stirn. »Woher weißt du, dass du es nicht konntest? Hast du es versucht?«
Riordan und Juliette wechselten einen schockierten Blick, und nach kurzem Schweigen schüttelte Riordan den Kopf. »Ich habe nicht einmal daran gedacht, es zu versuchen. Warum auch? Trotzdem glaube ich nicht, dass Juliettes Blut das Gleiche hätte
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