Gefangene der Flammen
Waffe, und Jubal hat eine. Iss das und warte hier, bis ich zurückkomme! Rühr dich nicht von der Stelle, ja?«
Ein argwöhnischer Ausdruck trat in Annabels Augen, und ihre Hand schloss sich so vorsichtig um den Riegel, als könnte ihre eigene Tochter versuchen, sie zu vergiften.
Riley sank das Herz, als ihre Mutter sich von ihr abwandte, die Schultern einzog und einen regelrechten Buckel machte. Riley konnte fühlen, wie sie sich ihr immer mehr entzog und von ihr distanzierte. Ihr Blick war sowohl resigniert als auch anklagend gewesen.
Kopfschüttelnd wandte Riley sich ab und straffte die Schultern. Ihre Mutter war offensichtlich krank und ihr Kummer stärker als ihr Willen zu funktionieren. Riley biss die Zähne zusammen und ging zu Jubal hinüber. Sie konnte jedoch nicht umhin, immer wieder einen Blick zurückzuwerfen, um sicherzugehen, dass niemand es wagte, sich ihrer Mutter zu nähern, solange sie allein war.
»Riley«, begrüßte Jubal sie mit einem leichten Nicken. Sein Blick war ruhelos und glitt über das Lager, zu den Bäumen hinauf und über den Boden. »Alles in Ordnung mit deiner Mom?«
Riley schüttelte den Kopf. »Sie ist erschöpft, aber sie will unbedingt auf den Berg hinauf. Wenn wir es dorthin schaffen, wird sie sich vielleicht besser fühlen. Das hoffe ich zumindest.«
»Wie weit wollt ihr hinauf? Das Beben verschlimmert sich. Der Vulkan ist seit Hunderten von Jahren nicht mehr ausgebrochen, doch das heißt nicht, dass es jetzt auch nicht zu einem Ausbruch kommen wird. Ich weiß nicht, wie sicher wir dort oben sein werden. Gary versucht, uns Daten zu beschaffen. Er muss auf das Satellitenbild warten, aber dann müssten wir in der Lage sein, mögliche Veränderungen an der Form des Berges festzustellen. Aus dem All werden ständig Aufnahmen von diesen Vulkanen gemacht.«
Riley seufzte. Natürlich war das Beben nicht unbemerkt geblieben. »Noch etwas, worüber wir uns sorgen müssen. Glaubst du wirklich, dass der Vulkan ausbrechen wird?«
Jubal runzelte nachdenklich die Stirn. »Es sieht ganz danach aus. Ich bin mir nicht sicher, ob es so eine gute Idee ist, dorthinauf zu steigen, obwohl die Pflanzen, die wir suchen, angeblich in der Nähe der Ruinen wachsen. Und falls die Pflanzen wirklich da sind, brauchen wir sie.«
»Hör zu!« Riley fasste den Entschluss, ihre Karten auf den Tisch zu legen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Sie hatte kein gutes Blatt, aber sie würde die Aufgabe auf jeden Fall erledigen und ihre Mutter beschützen. Die schlechten Nachrichten bestärkten sie nur in ihrer Entschlossenheit, den Berg zu besteigen und was auch immer sich darin befinden mochte, daran zu hindern, freizukommen. »Ich weiß, dass Gary und du bis an die Zähne bewaffnet seid. Ihr gebt euch ja auch nicht gerade Mühe, eure Waffen zu verbergen.«
»Weil ich dachte, sie würden eine abschreckende Wirkung haben, falls jemand glaubte, er könne mit einer Machete Hackfleisch aus unserer Gruppe machen«, gab Jubal ihr zur Antwort.
Riley verzog das Gesicht, weil sie den leisen Vorwurf zu verdienen glaubte. Aber dann tat sie ihn mit einem Schulterzucken ab. »Ich möchte nicht, dass sich jemand in unsere Angelegenheiten einmischt, und deshalb liegt es mir fern, mich in eure einmischen zu wollen …«
Jubal lächelte sie an, doch es lag keine Heiterkeit in seinen Augen. Höchstens so etwas wie Verständnis. »Aber?«, ermutigte er sie.
»Wie habt ihr all diese Waffen und eure Ausrüstung ins Land gebracht? Einige dieser Waffen hatte ich noch nie gesehen. Ihr könnt sie unmöglich in einem Flugzeug mitgebracht haben.«
»Wir haben Freunde in diesem Land, die Privatflugzeuge und Schiffe besitzen. Bei unserer Ankunft hielten sie schon alles bereit, worum wir sie gebeten hatten. Diese Pflanzen sind für sie genauso wichtig wie für uns. Sie sind nie irgendwo anders vorgekommen als in den Karpaten, und dort sind sie inzwischen ausgestorben. Sollten die auf dem Berg tatsächlich dieselben sein, kannst du dir nicht einmal vorstellen, was für ein bedeutender Fund sie für uns wären.«
Sie hörte den Enthusiasmus in seiner Stimme und glaubte, daran zu erkennen, dass er die Wahrheit sagte – oder zumindest teilweise. Auf jeden Fall schien die Besteigung des Berges eine äußerst wichtige Angelegenheit für ihn zu sein. Dafür war Riley dem Himmel dankbar. So würden ihre Mutter und sie wenigstens nicht allein gehen müssen.
»Ich brauche eine Waffe.«
Jubal schaute ihr prüfend in die Augen, und Riley
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