Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
was sie zu tun hatte – sie würde den Körper ihrer Mutter reinigen und salben und sie auf die Rückkehr zu Mutter Erde vorbereiten. Annabel war eine Tochter der Erde, die für kurze Zeit der Welt geborgt worden war und mit Ehrerbietung und Dank zurückgegeben werden musste.
    Riley würde die vier Himmelsrichtungen bezeichnen und die Elemente und Richtungen anrufen müssen, die die Energien binden würden, doch vorher würde sie ihrer Mutter die letzte Ehre erweisen, indem sie ihren Körper läuterte und reinigte. Das in den Boden einsickernde Blut verursachte Riley keine Übelkeit mehr. Überall, wo diese dunkle Lebensessenz die Erde berührte, griff diese nach ihrer Reichhaltigkeit und Fülle, dem Leben ihrer Mutter, um es im Kreis der Wiedergeburt zu regenerieren und noch gehaltvoller zu machen.
    Riley erhob die Hände zum Himmel, rief die Feuchtigkeit und zog all diese schweren Tropfen zu sich herunter. Regen antwortete, ein feiner Sprühregen, der auf die Überreste ihrer Mutter fiel und sich mit ihrem Blut vermischte, sodass es wieder zum Leben zu erwachen schien und in Tröpfchen von den Blättern auf den Boden fiel, um dort langsam in die Erde einzusickern. Als der letzte Blutstropfen im Boden verschwunden war, rief Riley die Luftströme aus dem Blätterdach herbei, die die ganze Zeit darauf gewartet hatten, dass sie das Element benutzte. Der Regen hörte auf, als der Wind den Leichnam umwehte und wie ein Fächer Annabels sterbliche Überreste trocknete.
    Tief im Innersten verspürte Riley wieder ein Brennen, das durch ihren Körper lief, eine elektrische Energie, die erneut zutage trat, und wie von selbst streckten ihre Hände sich über ihre Mutter aus und woben ein kompliziertes Muster in der Luft. Riley war sich jeder Bewegung absolut sicher, und das Muster erwachte zum Leben, bis eine zarte blaue Flamme über die Überreste strich und sofort wieder verschwunden war.
    Riley bückte sich und nahm Erde in die Hände. »Mutter Erde, ich gebe dir deine Tochter zurück. Ich danke dir für das Geschenk des Lebens. Für die Jahre des Glücks. Für den Dienst an der Menschheit.« Während sie die Worte murmelte, ließ sie die fruchtbare schwarze Erde über Annabels Leichnam durch ihre Finger rinnen.
    Dann blickte Riley nach Norden und rief die Macht der Luft an. Als die Luftströme sie wieder umspielten, wandte sie sich nach Süden und beschwor die Macht der Erde. Der Boden antwortete mit einem spürbaren Erbeben unter ihr. Nach Osten gewandt, rief sie das Feuer, bis der Bereich um die sterblichen Überreste ihrer Mutter von schwach brennenden Flammen umgeben war. Riley drehte sich nach Westen um und rief die Macht des Wassers an, um zu reinigen und zu erneuern.
    Als all das geschehen war, beschrieb Riley wieder mit den Händen ein Muster. Dabei wirkte sie anmutig wie der Dirigent eines Orchesters und murmelte leise, aber machtvolle Worte. »Luft, Erde, Feuer, Wasser, hört mich an! Seht in dieser Nacht eure Tochter Annabel auf ihr Kind herabblicken! Unterstützt ihre Heilung in dieser traurigen Lage! Lasst das Feuer eine schonungslose Reinigung vornehmen! Lasst die Luft negative Energien mit sich nehmen! Möge das Wasser den reinigenden Scheiterhaufen säubern, wenn die Erde sich erneuert! Luft, Erde, Feuer, Wasser, erzeugt einen Kreis natürlicher Macht! Bildet einen dreifachen Ring und bringt eure Tochter in die Erde! Nehmt eure Tochter heute Nacht zurück und haltet sie für immer fest umfangen! Lasst niemanden diesen Ort der Ruhe stören, und möge meine Mutter innerhalb des Kreises Frieden finden! Wie auf der Erde, so auch unter ihr.«
    Die Erde tat einen tiefen Atemzug, den Riley fühlen und hören konnte. Er war die Antwort auf ihr andächtiges Ritual. Eine Welle der Bewegung ging durch den Boden, als er auflebte. Überall, wo die Lachen und Tropfen von Annabels Blut eingedrungen waren, schossen Blumen und grüne Pflanzen aus dem Boden und stiegen durch die reiche Erde in Richtung Himmel auf. Wieder erschauerte das Land, und unter dem zerfetzten Leichnam riss der Dschungelboden auf und zog Annabels sterbliche Überreste in diese tiefe Erdspalte hinein. Mineralhaltiger, schwarzer Lehm brodelte auf, und mit ihm schossen junge grüne Triebe aus der Erde auf.
    Von Annabel – oder ihren Überresten – war nichts mehr zu sehen. Die Pflanzen waren jetzt schon so dicht und üppig, dass der gesamte Bereich zu einer Grotte von überwältigender Schönheit geworden war. Mitten in einem See sternblütiger

Weitere Kostenlose Bücher