Gefangene der Flammen
den Kreis nicht verlassen. Er ist im Augenblick der einzig sichere Ort«, warnte Gary.
»Und errege keine Aufmerksamkeit!«, fügte Jubal flüsternd hinzu. »Das Ding kämpft um sein Leben. Entweder kann Riley es in dem Vulkan festhalten, oder es wird auf die Welt losgelassen, und du hast ja schon einen kleinen Vorgeschmack von dem bekommen, was es bewirken kann. Du willst bestimmt nicht das Interesse dieser Kreatur erregen.«
Riley war sich der Männer kaum bewusst und beachtete sie auch nicht, als sich ganz unversehens etwas an ihrer Kehle und in ihrem Körper bewegte. Scharfe Fänge bohrten sich in ihre Haut. Brennende Säure drohte sie zu ersticken. Krallen schlugen hasserfüllt nach ihr. Dies war die Kreatur, die ihre Mutter ermordet hatte, und sie war sich Rileys jetzt bewusst geworden und richtete ihre Aufmerksamkeit auf sie.
Aber Riley ließ keine Hassgefühle in sich zu. Dies hier war ihre Aufgabe, ihre Pflicht, und durfte nichts mit Bosheit zu tun haben – sie durfte diesem Unhold keine Möglichkeit geben, in ihr Bewusstsein einzudringen. Täuschung gehörte zu seinen Waffen, doch sie, Riley, war stärker.
Sie gab nicht mal dem Bedürfnis nach, sich an den Hals zu fassen, um zu sehen, ob das herausströmende Blut real war oder nicht, sondern flüsterte eine weitere Beschwörung, um die üble Kreatur in dem Vulkan festzuhalten.
»Ich rufe dich zu Hilfe, Licht. Umhülle mich mit deiner Macht und Kraft!
Schick das Übel in den Boden, schütze mich vor dem, was mir zu schaden sucht!
Finde den Schuldigen, spüre ihn auf, lass die Finsternis seinen Angriff erwidern, dein Licht hell brennen und das Böse heute nicht gewinnen!«
Die Kreatur schlug zurück. Immer wieder holte sie mit ihren scharfen Krallen nach Rileys Kehle aus, bis sie wund und aufgerissen war und höllisch brannte. Riley bekam kaum noch Luft durch ihre zerfetzten Stimmbänder, und Blut schoss aus ihrer offenen Halsschlagader, durchtränkte ihre Kleidung und versickerte im Boden.
»Finde ihn! Binde ihn! Leg das Böse in Ketten, in Feuer geschmiedet und in Fels gehauen!«
Das Geflüster der Erde beruhigte und tröstete Riley, die ihre Hände tief in ihr vergraben hatte, das Böse mit zu Fäusten geballten Händen festhielt und sich weigerte, es loszulassen, egal, wie sehr es kämpfte, sich wand und wehrte oder wie tief es seine Krallen in ihren Körper schlug und versuchte, ihr die Eingeweide herauszureißen. Schmerz durchfuhr sie wie ein Blitz, und sie wusste, wenn sie den Blick senkte, würde sie sehen, dass ihr Magen aufgerissen war und ihre Lebensessenz den Boden tränkte.
»Ich rufe Himmel und Erde an.
Erzeugt einen Kokon, aus dem nichts geboren werden kann!
Füllt diesen Raum mit schwarzem Kristall, um dieses Übel einzuschließen, es für immer festzuhalten und zu binden!«
Arabejila. Emni hän ku köd alte. Tódak a ho canasz engemko, kutenken canasz engemko a jälleen. Andak a irgalomet terád it.
Die Stimme drang in Rileys Kopf und ließ ihr Blut zu Eis erstarren. Doch sie zwang sich, ihre Furcht zu unterdrücken. Sie befand sich in dem schützenden Kreis und hatte nicht vor, sich einschüchtern zu lassen.
Mühsam schaffte sie es, ihre Ängste zu verdrängen und sich auf die Worte, die er gesagt hatte, zu konzentrieren. Er hatte den Namen ihrer Vorfahrin genannt. Die anderen Worte hatte Riley nicht verstanden, aber sie hatte sofort erkannt, dass es dieselbe Sprache war, in der der Träger unaufhörlich vor sich hin gemurmelt hatte. Dieses üble Wesen kannte sie – oder wohl eher ihre Vorfahrin – und glaubte, dass Arabejila noch am Leben war. Diese Erkenntnis verhalf Riley zu einer wichtigen Information, die sie vorher nicht besessen hatte. Was oder wer auch immer dieses bösartige Wesen war, seiner Stimme nach zu urteilen, war es männlich, und es war nicht allmächtig. Es machte Fehler. Außerdem hatte sie neben der Drohung, die in der Stimme lag, auch Furcht darin wahrgenommen. Er fürchtete Arabejila. In Anbetracht der Tatsache, dass sie es war, die ihn in dem Vulkan eingeschlossen und jahrhundertelang dort festgehalten hatte, ergab das auch durchaus einen Sinn. Möglicherweise war Arabejila sogar das Einzige, was er wirklich fürchtete.
Wenn er Rileys Vorfahrin fürchtete, bedeutete das, dass er Grund dazu hatte, und das wiederum ließ den Schluss zu, dass er irgendwie verwundbar war. Riley holte noch einmal tief Luft und schloss die Fäuste noch fester um ihn, um zu verhindern, dass er ihr entkam.
Ein weiterer
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