Gefangene der Flammen
verbrennen kann!«
Die Asche war überall. Sie füllte Rileys Mund und Nase und verstopfte ihr die Kehle. Draußen regnete es weiter glühende Steine, die tiefe Löcher in die umliegende Erde schlugen und sie mit heißen Splittern überschütteten. Ein kleiner Spalt öffnete sich im Boden, der geradewegs auf den schützenden Kreis zulief, aber dann auf einmal innehielt.
Riley schloss die Augen und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie die Kraft besitzen möge, es zu schaffen. Sie spürte, dass die Erde auf ihre Berührung reagierte, und war erstaunt darüber, wie schnell ihr dieser kleine Trost vertraut geworden war. Um den schützenden Kreis herum wuchsen weiter die Mauern, die zum Erstaunen aller sogar mit massivem Stein verkleidet waren, um sie noch dicker und undurchdringlicher zu machen und mit einem zusätzlichen Schutz gegen überhitzte Dämpfe zu versehen. Die Mauern stiegen immer höher und neigten sich zur Mitte hin, um die Decke über ihnen zu verstärken. Nur eine schmale Öffnung blieb.
»Rubin, Granat, diamantene Stärke, schotte uns vor Feuer und Hitze ab!«
Während Riley ihre Beschwörung skandierte, färbten sich die Wände in allen Schattierungen von Rot, und am Eingang bildete sich eine Tür.
Das Donnern und Getöse von draußen wurde gedämpfter, aber die Erdbewegungen setzten sich unerbittlich fort, als die letzten offenen Stellen sich schlossen und versiegelten. Die Erde schlingerte wie ein Schiff auf sturmgepeitschter See, und Riley brach kraftlos auf dem Boden der dunklen Höhle zusammen. Sie war so erschöpft, dass sie nicht mehr denken konnte. Sie hatte getan, was sie konnte, und entweder überlebten sie nun, oder sie überlebten nicht. Wenigstens hatte sie es geschafft, sich und ihre Begleiter vor Gasen und allem anderen, was vom Himmel fiel, zu schützen, doch falls der Berg in die Luft flog und überhitzte Lava ihre Höhle fand, würde es keine Rolle spielen, ob sie drinnen waren oder nicht. Die Hitze würde den Stein zerschmelzen, und vermutlich würden sie ersticken, bevor die feurige Lava sie auch nur erreichte.
Da absolute Dunkelheit in der Höhle herrschte, die Riley erschaffen hatte, zündete Jubal eine Kerze aus seinem Rucksack an und steckte sie in den Boden. Das Dach und die Wände funkelten von Edelsteinen, die ein sehr schönes, schon fast beruhigendes Leuchten abgaben.
Jubal blickte sich voller Erstaunen in der mit Edelsteinen besetzten Höhle um. »Fantastisch, Riley! Ob wir hier lebend herauskommen oder nicht, lass mich dir sicherheitshalber schon mal Danke sagen.«
Gary reichte ihr eine Flasche Wasser, die er aus seinem Rucksack genommen hatte. »Hier, trink ein wenig! Du bist doch sicher vollkommen erschöpft.«
Riley merkte, dass sie kaum die Hand anheben konnte, um die Flasche zu nehmen. Ihre Glieder waren bleiern und zitterten fast ebenso stark wie der Boden. »Falls der Berg wirklich in die Luft fliegt, nützt uns diese Höhle nichts. Das ist euch doch wohl klar, oder?«
»Du hast es immerhin geschafft, uns einen Unterschlupf vor Asche, Gestein und Feuer zu verschaffen«, wandte Jubal ein. »Und ich glaube, dass du die Eruption tatsächlich auf ein Minimum reduziert und von uns weggeleitet hast.«
»Das ist doch verrückt!«, platzte Ben heraus. »Wie hast du diese Höhle aus dem Nichts heraus geschaffen? Was bist du? Ich würde es nicht glauben, wenn mir jemand so etwas erzählte.«
»Es gibt viele Dinge auf dieser Welt, die schwer zu glauben sind«, sagte Gary. »Es ist leichter, die Vorfälle als Fantasien zu verwerfen oder sie zu leugnen, als wären sie nicht geschehen. Riley ist offenbar extrem begabt …«
»Das ist keine Begabung«, unterbrach Ben ihn. »Niemand kann tun, was sie tat. Ist das eine Art schwarzer Magie? Daran glaube ich zwar auch nicht, obwohl ich einige verrückte Dinge auf meinen Reisen gesehen habe, doch das hier …« Wieder brach er ab und schüttelte den Kopf.
Riley warf ihm einen verstohlenen Blick zu. In den Schatten, die das schwache Licht warf, sah er abgespannt und gestresst aus, was sie ihm nicht verdenken konnte. Sie war mit den seltsamen Dingen aufgewachsen, zu denen ihre Mutter imstande gewesen war, doch selbst als Kind schon hatte sie gewusst, dass andere niemals akzeptieren würden, dass Pflanzen unter den Füßen ihrer Mutter wuchsen, wohin sie auch ging, und sich nach ihr ausstreckten, wenn sie in ihrer Nähe war. Es gab keine Erklärung, die irgendeinen Sinn für Ben ergeben würde.
»Dann nenn es
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