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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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übersinnliche Begabung!«, sagte Jubal. »Sie hat eine Affinität zur Erde, und die reagiert auf sie. Hoffentlich ist diese Verbindung stark genug, um den Ausbruch von uns wegzulenken!«
    »Affinität zur Erde? Einen Vulkanausbruch weglenken? Das ist doch alles Schwachsinn!«, protestierte Ben. »Und unmöglich. Ich habe zwar gerade mit eigenen Augen eine Menge irres Zeug gesehen, doch verdammt noch mal, Leute – es ist unmöglich! «
    Garys Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Ist es das? Woher weißt du, was möglich ist und was nicht? In Indonesien glauben die Menschen, ihr Sultan hätte die Vulkane jahrhundertelang beruhigt und bezähmt. Sie sind überzeugt davon, dass er sie vor der Heftigkeit der Eruption beschützen kann. Und wir haben alle möglichen unerklärlichen Geschehnisse auf dieser Expedition gesehen.«
    Während er sprach, prasselten noch mehr Steine und Trümmer mit beängstigender Heftigkeit auf das Dach der Höhle. Riley widerstand dem Bedürfnis, sich die Ohren zuzuhalten. Jeder donnernde Aufschlag ließ ihren Herzschlag stocken, und sie hatte die ganze Zeit über den unangenehmen, kupfernen Geschmack von Blut im Mund.
    Eine zweite Explosion erschütterte den Berg und ließ sie sogar in ihrer Höhle von einer Seite zur anderen taumeln. Riley klammerte sich an die Erde, grub ihre Finger tief hinein, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo der Ausbruch stattgefunden hatte und wie schwerwiegend er gewesen war. Gleichzeitig versuchte sie, sich in der Erde zu verankern. Doch es war sinnlos, und sie wurde gegen Gary geschleudert, wobei ihre Köpfe so hart zusammenstießen, dass seine Brille durch die Höhle flog. Ben stolperte über Annabels Rucksack und stieß mit der Schulter gegen die mit Edelsteinen besetzte Wand der Höhle. Jubal war der Einzige, der mehr oder weniger das Gleichgewicht bewahrte, weil er die wellenartigen Bewegungen des Bodens ausglich, als surfte er im Knien.
    »Sind alle okay?«, fragte er.
    Die anderen nickten nur, weil der Schreck ihnen die Sprache verschlagen hatte.
    »Das klang weit entfernt«, versuchte Jubal es kurz darauf noch einmal.
    Rileys Herz hatte sich ein wenig beruhigt. Sie schluckte ein paar Mal und räusperte sich, bevor sie sprach. »Ja, es fühlt sich weit entfernt an, als wäre es auf der anderen Seite des Berges gewesen. Ich kann spüren, dass mehrere offene Schlote den Druck vermindern und dass dieser Ausbruch nicht katastrophal, sondern mehr wie ein Aufstoßen war. Aber es ist draußen.« Sie suchte grimmig Garys Blick. »Ich konnte es nicht festhalten und gleichzeitig den Vulkan beruhigen. Sollten wir also recht haben und die Eruption fand auf der anderen Seite des Berges statt, sodass wir nicht verbrennen werden, müssen wir uns mit dem Bösen auseinandersetzen – was immer es auch sein mag.«
    Im Mund spürte Riley den bitteren Geschmack des Versagens, und kalte Angst kroch über ihren Rücken, doch tief in der Erde krümmten sich ihre Finger und klammerten sich an … Hoffnung. Sie nahm die schwer zu bestimmende Gegenwart eines anderen wahr – die eines Mannes voller Kraft und Macht. Doch seine Berührung war sehr sachte; er war ein Kind der Erde, so wie sie. Sofort empfand sie Trost, weil sie nicht ganz allein war auf der Welt. Sie erhielt einen Eindruck von Ruhe und Entschlossenheit. Von jemandem, der nie aufgeben oder die Waffen strecken würde.
    Riley stockte der Atem. Für einen Moment schien dieser Mann an ihren Geist zu rühren, ganz leicht nur, doch es war eine Liebkosung, die sie in ihrem Kopf wahrnahm. Und da wusste sie, dass er sich ihrer ebenso bewusst war wie sie sich seiner. Er fühlte sich ganz und gar nicht böse an. Nein, diese Präsenz war völlig anders. Sanft. Riley erhielt den sehr lebhaften Eindruck eines mächtigen Wesens, das keine Angst vor seiner eigenen Kraft hatte und großes Selbstvertrauen besaß. Am liebsten hätte sie sich für einen Moment an ihn geklammert, an diesen starken Anker in einer explodierenden Welt, die vollkommen chaotisch und verrückt geworden war.
    Aber er war schon wieder fort, bevor sie Verbindung zu ihm aufnehmen konnte. Ein leiser Protestlaut entschlüpfte ihren Lippen. In diesem kurzen Moment war zum ersten Mal wieder Hoffnung in ihr erwacht. Riley könnte nicht erklären, warum, doch sie hatte sich nicht mehr so allein gefühlt. Er verstand das Geflüster der Erde, die Informationen, die sie sammelte, wenn sie die Hände in die Erde grub – ihre starke Affinität zu Mutter Erde und das Bedürfnis,

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