Gefangene der Flammen
Jubal.
Riley konnte nicht umhin, den beiden Männern zuzusehen. Die Bewegung der Lippen des Jägers an Garys Handgelenk faszinierte sie. Die Zähne des Karpatianers vereinten ihn und Gary, als wären sie Brüder, von denen einer den anderen retten würde, ohne an seine eigene Sicherheit zu denken. Dax wirkte kühl und ruhig, aber die Flämmchen in seinen eigenartigen, facettenreichen Augen tanzten. Riley hatte nur einen kurzen Blick darauf erhaschen können, doch ihr Herz begann im gleichen Rhythmus zu schlagen wie das seine, Schlag für Schlag, und ihr Blut rauschte durch ihre Adern, als wäre sie mit dem Jäger verbunden, statt ihr Freund und Weggefährte.
Dax warf ihr einen schnellen Blick zu, als er Garys Handgelenk freigab und sich aufrichtete. Es war keine Spur von Blut an seinen Lippen – und auch nicht das kleinste Anzeichen einer Wunde an Garys Handgelenk. Riley wusste nicht, was sie davon halten sollte. Neben ihr stand Ben, der am ganzen Körper zitterte, aber abgesehen davon wie gelähmt zu sein schien.
Die klaffende Wunde in Dax’ Brust begann nun doch zu bluten, aber irgendeine unsichtbare Kraft verhinderte, dass das Blut austrat. Dax hob eine Hand voll Erde vom Boden auf, vermischte sie mit seinem Speichel und bedeckte die Brustwunde mit dem Brei. Dabei schloss er die Augen, als verschaffte es ihm eine gewisse Erleichterung, seine Wunde mit Schmutz und Speichel zu verschließen.
»Ich habe seit vielen Jahrhunderten kein Blut mehr bekommen. Es ist ebenso wundervoll wie schrecklich.« Sein Blick glitt über Rileys Gesicht. »Ich bin ausgehungert, und dennoch wage ich nicht, zu viel zu nehmen. Nur gerade genug, um meine Wunden zu heilen, bis ich wieder daran gewöhnt bin, Nahrung aufzunehmen. Und dann werde ich mich gut ernähren müssen, um den Untoten zu jagen.«
Riley presste die Lippen zusammen und nickte, als verstünde sie, obwohl das nicht ganz stimmte. Jubal schien jedoch zu wissen, was der Jäger meinte, denn auch er ging zu ihm und reichte ihm sein Handgelenk.
Dax griff mit überraschend sanften Händen nach dem anderen Arm. »Du hast hier Schmerzen. Der Knochen ist gebrochen«, sagte er und strich sehr sachte über die Verletzung.
Riley, die ihn aufmerksam beobachtete, sah die Hitze, die von Dax’ Handfläche auf Jubals Arm ausstrahlte. Sie konnte ihr leichtes Flimmern sehen und stand dicht genug bei den Männern, um die Wärme auch zu spüren. Die hellen Furchen, die der Schmerz in Jubals Gesicht gegraben hatte, glätteten sich langsam.
»Besser?«
Jubal nickte. »Sehr viel besser. Danke!«
Riley bemerkte, dass Dax sich nicht dafür entschuldigte, ihm den Arm überhaupt erst gebrochen zu haben, und dass Jubal auch nichts dergleichen von ihm zu erwarten schien.
Ihr Freund murmelte nun genau den gleichen Satz wie Gary, und wie schon zuvor beugte sich Dax über die angebotene Hand, öffnete die Pulsader und trank.
Diesmal dankte er den beiden Männern, als er fertig war, und wandte sich dann Riley zu. Ihr ganzer Körper prickelte. Hitze durchflutete sie, und ihr Blick heftete sich auf Dax’ Mund. Was ist los mit mir? Eigentlich hätte sie schreien müssen vor Entsetzen. Da hatte sie einen waschechten Vampir vor Augen, der das Blut ihrer Freunde trank, und sie stand einfach nur da und bestaunte ihn!
Riley befeuchtete die plötzlich trockenen Lippen – und sofort glitt Dax’ Blick zu ihrem Mund, und die Flammen in seinen Augen schlugen noch höher. Eine pulsierende Hitze breitete sich zwischen Rileys Schenkeln aus, ihre Brüste wurden schwer und schmerzten vor Verlangen. Sie schluckte heftig und sah, dass Dax nun ihre Kehle betrachtete. Er schien sich jeder ihrer Bewegungen bewusst zu sein, jedes Atemzuges, den sie tat.
Neben ihr begann Ben, unkontrolliert zu zittern. »Oh Gott! Oh Gott! Er wird uns umbringen. Er wird uns alle umbringen!«
Beschämt, dass sie ihn vergessen hatte, legte Riley beruhigend eine Hand auf seine Schulter. »Beruhig dich, Ben! Wenn Gary und Jubal sagen, dass er ein Freund ist, sollten wir ihnen glauben, finde ich.«
Aber der arme Ben glaubte ihnen nicht. Er musste befürchtet haben, der Vampir würde ihn aussaugen, denn sein Verstand hatte offensichtlich völlig ausgesetzt. Kreischend wirbelte er herum und rannte in den Dschungel, wo er in seiner wilden Hast zu entkommen gegen Bäume prallte und immer wieder stolperte.
»Ben!«, schrie Riley ihm hinterher. »Jemand muss ihn aufhalten! Er ist völlig durchgedreht.«
»Ich kann ihn wohlbehalten
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