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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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eindringen konnten. Rileys Überraschung wich Euphorie, und ihre Welt veränderte sich wieder mal. Der Gesang der Erde war stark und schön; er summte an ihren Armen hinauf und durch ihre Adern und an ihren Nervenenden entlang, in harmonischen Schwingungen, die sie mit einem Gefühl uralter, enormer Macht und grenzenloser Kraft erfüllten. Für einen Moment schloss Riley die Augen, lehnte sich auf die Fersen zurück und kostete die Empfindung aus.
    Benutz die Kraft, die dir die Erde gibt! , riet Dax. Streck deine Sinne aus, als wären sie Fühler!
    Es gab nichts auf Erden, was nicht mit ihr verbunden war. Riley hatte das verrückte Gefühl, dass sie sogar spüren könnte, was auf der anderen Seite der Welt vorging, wenn sie sich nur genügend Mühe gäbe. Unter den gegebenen Umständen beschränkte sie sich jedoch auf eine etwas weniger grandiose Wirkung. Statt mit der halben Welt versuchte sie, nur mit der umliegenden Erde Verbindung aufzunehmen. Ihre Sinneswahrnehmung erstreckte sich zu allen vier Ecken des Camps und darüber hinaus, bewegte sich durch den sandigen Boden des Regenwaldes, bis sie die Gruppe aufspürte, die in tödlicher Absicht auf das Lager zumarschierte.
    »Großer Gott!« Riley konnte das Elend, die Wut und den Makel des Bösen spüren, die diesen Leuten wie ein fauliger Gestank anhafteten.
    Denk daran, Riley, dass du die Kontrolle hast und deine Aufgabe das Sammeln von Informationen ist! Wir müssen wissen, wie viele Leute nahen und was für Überraschungen Mitro für uns bereithält. Du machst das sehr gut.
    Riley wappnete sich für einen genaueren Blick auf den Mob. Im Geiste konnte sie einen erst kürzlich rasierten, seltsam auf und ab wippenden Schädel sehen. Dann einen anderen Kopf, der mit blutigen Kratzspuren überzogen war, die sich schon entzündet hatten. Durch die Augen eines Baumfrosches beobachtete sie den unter ihm vorbeiziehenden Mob.
    Enttäuscht, dass sie nicht noch mehr erkennen konnte, nahm sie ihre ganze Macht zusammen und griff noch tiefer in die Erde. Sogar ihre Stiefelspitzen bohrten sich in den inzwischen weichen Boden. Ein zweites Bild der mordlustigen Meute erschien, und es war, als hätte sie zwei Paar Augen, mit denen sie aus verschiedenen Winkeln sah. Dann wurde ihre Sicht von einem dritten und einem vierten Augenpaar erweitert, und langsam wurde es schwierig, sich all den visuellen Eindrücken anzupassen.
    Atme, Riley! Du machst das großartig. Leg die Furcht ab! Du kannst das. Ich bin bei dir. Und das war er wirklich. Sie konnte ihn unter sich, um sich herum und in ihren Gedanken spüren. Im Moment fühlte es sich auch weder unheimlich noch störend an, weil sie Dax in ihrem Bewusstsein und in ihrer Nähe haben wollte. Gut, dann konzentrier dich jetzt auf das, was du erreichen willst! Und vertrau darauf, dass deine Fähigkeiten den Rest erledigen!
    Es sind so viele Augen, durch die ich sehe! Worauf soll ich mich konzentrieren? Riley hatte schon Kopfschmerzen von all den auf sie einstürmenden Bildern. Sie sah den Regenwald aus den verschiedensten Winkeln, alle mit einem anderen Ausblick auf die herannahende Gefahr.
    Dax’ Stimme war ruhig und fest, als hätten sie alle Zeit der Welt und dies wäre nichts als eine Übung, statt einer Sache auf Leben und Tod. Nimm ein einzelnes Bild und konzentrier dich dann auf ein Detail!
    »Okay. Ich werde es versuchen.« Riley entschied sich für das erste Bild, das sie durch die Augen des Baumfrosches erhielt.
    Wieder blickte sie auf die Köpfe der Leute herab, die unter ihr vorbeizogen. Einer von ihnen erregte ihr Interesse. Es war der Kopf einer Frau, deren dichtes schwarzes Haar mit Laub und Asche bedeckt war wie das der meisten anderen. Aber sie trug noch etwas anderes in ihrem Haar, das wie ein aus Knochen geschnitzter und bemalter Schmuck aussah. Riley konnte Teile der roten und weißen Zeichnungen unter der Asche sehen. Sie konzentrierte sich auf diesen Haarschmuck, und als die Frau weiterging, verfolgte der Frosch sie mit den Augen, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war.
    Das Bild der Frau erschien jedoch sofort aus einer anderen Perspektive. Jetzt sah Riley sie von vorn, aber so, dass sie immer noch eine klare Sicht auf den Haarschmuck dieser Frau hatte. Auch ihr Gesicht war teilweise zu sehen, doch um nicht abzuschweifen, konzentrierte Riley sich auch weiterhin auf dieses eine Element. Da die Frau sich jedoch bewegte, begann Rileys Sicht von Bild zu Bild zu wechseln. Die Blickwinkel veränderten sich, und die

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