Gefangene der Flammen
befand. Und irgendwie hatte er es trotzdem fertiggebracht. Alles in ihr kribbelte, und sie konnte spüren, wie die Anspannung aus ihren Schultern wich.
Du hast mich deinen Dax genannt.
Schon versteifte sie sich wieder. Sie hatte ihn tatsächlich ihren Dax genannt. Irgendwie war er das für sie, auch wenn es ihr ein Rätsel war, warum.
Du weißt sehr wohl, warum.
Diese Stimme könnte einen Gletscher schmelzen lassen. Wenn sie nicht aufhörte mit diesem Unsinn, würde sie noch über ihre eigene Zunge stolpern. »Ich gehe. Und du «, sagte sie und deutete auf den Boden, »bleibst schön da.« Na bitte. Sie konnte auch witzig sein. Sie lachte noch über ihren eigenen Scherz, als sie aus dem Zelt trat.
Gary folgte ihr hinaus, und als sie gingen, verstummte Dax’ Lachen und hinterließ eine seltsame kleine Leere in Riley, die sie schnell zu verdrängen versuchte. Draußen hielt sie Gary mit einer Hand auf seinem Arm zurück. »Wie halten wir ihn davon ab, zu einem Vampir zu werden?«
Gary sah sie lange an und schien sich seine Worte sorgfältig zu überlegen. »Karpatianer werden mit einer Seele geboren, die ihre andere Hälfte finden muss. Das Licht für ihre Dunkelheit. Nur diese Seele kann ihnen Farben und Gefühle zurückgeben und einen karpatianischen Mann, der schon zu lange ohne diese Dinge lebt, davor bewahren, zum Vampir zu werden. Ohne diese eine Frau, die die andere Hälfte seiner Seele ist, wird er früher oder später gezwungen sein, seine Seele aufzugeben und sich in einen Vampir zu verwandeln, oder er muss die Morgendämmerung aufsuchen und sich das Leben nehmen. Er muss seine Seelengefährtin finden.«
Bei dem Wort »Seelengefährtin« zog sich Riley das Herz zusammen. Sie drückte die Hand an die Brust, weil sie plötzlich kaum noch atmen konnte und ihre Gedanken rasten. »Was ist das karpatianische Wort für ›Seelengefährtin‹, Gary?«
Gary schaute ihr fest in die Augen. »Päläfertiilam.«
Riley hob langsam den Kopf und versuchte zu ignorieren, dass ihr Blut in Wallung kam oder ihr Geist fortwährend die Verbindung zu Dax suchte. Sie presste die Lippen zusammen, um ein Lächeln zu unterdrücken. »Verstehe.«
»Wirklich?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Nein. Aber ich bin sicher, dass ich noch dahinterkommen werde.«
Außerhalb des Zeltes war alles von Asche bedeckt, die noch immer durch das Blattwerk rieselte und alles in ein schneeiges Grau verwandelte. Riley blickte sich um und sah Jubal und Ben mit einigen Einheimischen an einem Lagerfeuer sitzen. Das Camp war erstaunlich groß. Als sie auf Jubal und Ben zuging, kam von einem Pfad zu ihrer Rechten eine weitere Gruppe Männer an.
Unter ihnen entdeckte sie Alejandro, einen ihrer Führer, und Miguel, Hector, Don und Mack Shelton. Sie waren anscheinend eine der zurückkehrenden Suchmannschaften, da jedoch weder Marty noch Pedro bei ihnen waren, schien ihre Suche nicht erfolgreich gewesen zu sein.
Jubal kam zu ihr hinüber. »Hallo, Riley. Schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen! Wie fühlst du dich?«
»Bestens, danke.« Sie blickte sich nach dem zurückgekehrten Suchtrupp um. »Gary hat mir erzählt, dass Marty und Pedro verschwunden sind.«
»Ja, und das sind sie anscheinend noch immer. Ich kann nicht sagen, ob das gute oder schlechte Neuigkeiten sind.«
»Vampire spielen gern mit ihren Opfern«, erklärte Gary in ruhigem Ton. »Es ist für sie nichts Ungewöhnliches, Menschen in lebende Marionetten zu verwandeln. Sollte Mitro der Grund für ihr Verschwinden sein, wird derjenige, der sie findet, wahrscheinlich eine sehr unangenehme Überraschung erleben.«
Riley fuhr schockiert herum. »Hast du ihnen das gesagt?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme und nickte in Richtung des Suchtrupps.
Garys und Jubals Schweigen war Antwort genug.
»Warum habt ihr es ihnen nicht erzählt? Wenn ihr einen Suchtrupp losschickt und die Männer in Gefahr bringt, sollten sie dann nicht wenigstens wissen, womit sie es zu tun haben?« Sie rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Findet ihr das fair, ihr beide?«
Zum zweiten Mal seit dem Erwachen hatte sie den Eindruck, eine warme Hand an ihrem Rücken zu spüren, die sie beruhigte und ihren Zorn von Jubal und Gary ablenkte. Als sie sich jedoch umdrehte, war niemand da.
»Wir hielten es für äußerst unwahrscheinlich, dass sie Marty oder Pedro finden würden«, erklärte Gary. »Bevor Dax sich zurückzog, hat er in einem Umkreis von acht Kilometern die Umgebung des Camps abgesucht und
Weitere Kostenlose Bücher