Gefangene der Leidenschaft
hoch. „Sie ähnelt eher einem armseligen Waisenkind als einer Anführerin.“ Sie wandte sich Morgan zu. „Ist sie wirklich das Oberhaupt der MacAlpin, Mylord Grey? Oder wollt Ihr den Hofnarren an Witz übertreffen?“
„Ich spaße nicht, Madam.“
„Warum habt Ihr sie dann wie eine Gefangene hierher gebracht?“ fragte die Königin.
„Weil sie versucht hat, sich Eurem Wunsch zu widersetzen, Madam. Lady Brenna besteht darauf, einen Mann ihrer Wahl zu heiraten.“
„Ist das wahr?“ Plötzlich wechselte der Ausdruck der Königin von Verachtung zu lebhaftem Interesse.
„Ja, Madam. Ich war gezwungen, ihr bis in die Highlands zu folgen. Dort beschloss ich, dass es im Interesse Eurer Majestät sei, sie bei mir zu behalten, damit Ihr über ihr Schicksal entscheiden könnt.“
„Sie ist vor Euch davongelaufen?“ Die Königin musterte die junge Frau mit wachsender Neugier. „Diese kleine Person hat es geschafft, Morgan Grey zu entkommen? Sie hat den Dolch gegen ihn erhoben und ihn verwundet?“ Elizabeths Augen blitzten. „Oh, was für ein köstlicher Spaß. Der Mann, der ganze Armeen bezwang, hat Schwierigkeiten, mit einer einzigen Frau fertig zu werden. Ist das die Möglichkeit!“
Morgans Blick wurde stahlhart.
„Ihr wart also gezwungen, ihr in die gefährlichen Highlands zu folgen?“ fragte Elizabeth mit einem belustigten Unterton.
Er nickte.
„Wie überaus interessant.“ Die Königin beobachtete die beiden scharf. Wie auffallend sie vermieden, einander anzusehen. Es war offensichtlich, dass wilde Gefühle zwischen ihnen herrschten. „Und dann habt Ihr sie gegen ihren Willen hergebracht.“ Die Königin lächelte. „Eine sehr ... kluge Entscheidung, Mylord Grey. Obwohl Mary von Schottland vermutlich nicht einverstanden wäre.“
Jetzt wandte Elizabeth sich an Brenna. „Ihr wollt also Euren Gatten selbst auswählen?“
„Das haben die MacAlpins immer getan.“
Brennas trotziger, stolzer Ton löste im Saal ein gespanntes Schweigen aus. Alle Blicke richteten sich auf die Frau, die auf dem Thronsessel saß. Trotz ihrer kleinen Statur war Elizabeth jeder Zoll eine Königin. Sie duldete in ihrer Gegenwart keine Respektlosigkeiten. Schon gar nicht von jemandem, der Bündnistreue geschworen hatte.
Brennas feste, klare Stimme hallte durch die Stille. „In meinem Land werden Frauen nicht wie Vieh gehandelt. Sie dienen auch nicht als Schmuck, mit dem die Männer sich zieren. Wir werden um unserer selbst willen geliebt und geschätzt: Und da unser Leben so tief durch die Wahl des Partners geprägt wird, hört man auf unsere Stimme.“
Die Augen der Königin blitzten, aber um ihre Lippen spielte in Lächeln. Ein hörbares Seufzen ging durch die Menge. Elizabeths Ärger hatte sich gelegt.
Sie wandte sich den würdevollen Männern in den dunklen Roben zu, die auf der seitlichen Galerie saßen. „Ich ersuche den Rat, die Worte dieser Schottin zu beachten. Eure Königin ist nicht die einzige Frau, die sich ihren Gemahl selbst wählen möchte!“
Morgan schmunzelte, die Stimmung in dem Saal entspannte sich.
Die Königin wandte sich wieder an Brenna. „Was soll ich mit Euch tun, Brenna MacAlpin? Soll ich alle englischen Adligen vor Euch paradieren lassen, bis Ihr einen entdeckt, der Euer Interesse erregt?“
„Nein, Majestät. Der Engländer, der mein Herz gewinnen wird, ist noch nicht geboren.“
„Habt Ihr Euer Herz schon einem Schotten geschenkt?“
Morgan wartete gespannt. Er merkte nicht, dass er den Atem anhielt.
„Nein. Trotzdem werde ich mich nicht wie ein Kalb verschachern lassen!“
Das Lächeln der Königin schwand. „Ich rate Euch, Eure Zunge zu hüten, Brenna MacAlpin. Über Euer Schicksal entscheide ich!“
Elizabeth sah das trotzige Funkeln in Brennas Augen, bevor sie den Kopf senkte. Und obwohl sie den Mut der Schottin bewunderte, verlangte sie Respekt.
„Wie steht es mit Euch, Morgan Grey?“ Ihr war nicht entgangen, wie er die Frau neben sich ansah. „Wäret Ihr bereit, die undankbare Aufgabe zu übernehmen, diese widerspenstige Lady zu heiraten?“
„Majestät. Ihr kennt meine Meinung über das unheilige Sakrament des Elends.“
Im Saal wurde gelacht.
„Oh ja. Ihr sagtet einmal, dass die Ehe die niederste Form der Sklaverei sei.“
Alden hätte fast laut losgelacht. Er starrte auf einen Punkt am Boden, um seinen Freund nicht ansehen zu müssen.
Elizabeth war sichtlich erregt. Sie erhob sich vom Thronsessel und ging auf Morgan zu. „Ich bin mehr als
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