Gefangene der Liebe
halben Stunde vor der Tür stehen würde.
Was er noch sehr höflich von sich fand.
Ein Mann, der einen ohne Vorwarnung in Schwierigkeiten mit dem Geheimdienst bringt, verdiente es eigentlich nicht, höflich behandelt zu werden.
âKaffee?â, fragte Avery. âEr ist ganz frisch.â
Matthew nickte und folgte seinem Vater in die Küche. Nachdem Matthew sich groÃzügig aus dem Zuckertopf bedient hatte, schmeckte der Kaffe stark, heià und süÃ. Koffein und Zucker waren jetzt genau richtig.
âWie warâs in Cartagena?â, fragte Avery, der seinem Sohn gegenüber am Küchentisch saÃ.
Das ist die Preisfrage, dachte Matthew ironisch und rangsich ein Lächeln ab. âHeiÃâ, antwortete er knapp.
âJa, sicher. Ich nehme an, du hast Douglas Hamilton getroffen?â
âJa, in der Tat.â Matthew blickte seinen Vater forschend an. âSag mal, wusstest du eigentlich, was das für ein Mann ist, als du mich gebeten hast, ihm zu helfen?â
âWie meinst du das?â
âHamilton ist ein ausgemachter Mistkerl.â
âWirklich? Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich war mit seinem Vater befreundet.â
âEr wollte, dass ich eine Frau für ihn aufspüre. Seine Freundin.â
âIm Ernst? Ach, Junge, hätte ich das gewusst, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dich damit zu behelligen. Bitte entschuldige.â
Allmählich verrauchte Matthews Ãrger. Der alte Herr wirkte tatsächlich verblüfft. Das war nicht gespielt. Und wann hatte Avery sich je bei ihm entschuldigt?
âJedenfalls habe ich sie gefunden.â
âUnd warum bist du dann so erledigt?â
Einen Moment sah Matthew seinen Vater starr an. Das geht dich nichts an, wollte er sagen, überlegte es sich jedoch anders.
âIch habe etwas mit ihr angefangenâ, sagte er leise. âDas hätte niemals passieren dürfen.â
Avery nickte verständnisvoll. âDas kann die Sache schon komplizieren, wenn man Gefühle für eine Frau entwickelt.â
âIch habe keine Gefühle für sie entwickeltâ, entgegnete Matthew scharf. âIch habe nur etwas mit ihr angefangen. Das ist alles. Ich â¦â Er begegnete Averys Blick. âIch habe mich zum Narren halten lassen. Verdammt, ich hätte es wirklich besser wissen müssen.â
âWenn man verliebt ist, handelt man eben nicht immer rational.â
âDad! Ich versuche, dir die ganze Zeit klarzumachen â¦â
âAls ich deine Mutter kennenlernte, ist es mir doch auch soergangen.â
Ãberrascht hob Matthew die Augenbrauen. Er konnte sich nicht erinnern, dass sein Vater jemals über seine Mutter gesprochen hätte.
âIch habe sie so sehr geliebt, dass ich Angst hatte, es zu zeigen. Deine Mutter hat mein Leben komplett verändert, und ich dachte, wenn sie je aufhören würde, mich zu lieben â¦â Avery lachte verlegen. âAber das hat sie nicht. Ihre Liebe hat mir Halt gegeben. Als sie starb, war ich völlig verzweifelt. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt und ⦠und dich und deine Brüder sträflich vernachlässigt. Das tut mir noch heute leid, aber â¦â
âJa, du hast dich wirklich nicht um uns gekümmert.â Leise fügte Matthew hinzu: âAber ich bin froh, dass ich jetzt den Grund dafür kenne. Ich verstehe, wie sehr du unter Mutters Tod gelitten haben musst.â Er räusperte sich. âDoch das ist etwas anderes. Diese Frau ⦠sie hat mich nicht geliebt. Und ich habe sie nicht geliebt.â
Avery nickte verständnisvoll. âNatürlich nicht.â
In einträchtigem Schweigen leerten Vater und Sohn ihre Kaffeetassen. SchlieÃlich stand Matthew auf.
âIch muss in die Firmaâ, sagte er.
Avery brachte ihn zur Tür. âWenn du Glück hast, wirst du eines Tages erkennen, dass die Sache auch ihr Gutes hatte, mein Sohn. Die Zeit heilt alle Wunden.â Er lächelte wehmütig. âWas geschehen ist, ist geschehen.â
âJaâ, Matthew erwiderte das Lächeln. âUnd der Zweck heiligt die Mittel.â
Bevor sie auseinandergingen, sahen Vater und Sohn sich lange an, und dann umarmten sie sich zum Abschied â etwas ungeschickt, weil sie es nicht kannten.
Mit einem Taxi fuhr Matthew zum Flughafen. Während der Fahrt dachte er die ganze Zeit darüber nach, was er gerade zu seinem Vater gesagt hatte:
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