Gefangene der Magie
euch irgendwas aufschwatzen und am Ende wäre ich nur eine ganz gewöhnliche Elfe.«
Die mollige Frau, die schon Kingsley erstanden hatte, bot jetzt auch bei ihr mit.
Kalter Schweiß bedeckte Kiras Nacken. Sie griff nach oben, um ihr Haar von der feuchten Haut zu lösen, scheiterte aber an den Eisenfesseln. Sie wollte fluchen, doch es kam als ein Schluchzen heraus.
Eine kaum wahrnehmbare Erhebung streifte ihre Fingerspitzen knapp unterhalb des Haaransatzes. Wie ein Blitz schoss ihr die Berührung durch sämtliche Glieder. Kira senkte langsam die Hände, während ihre Gedanken nur so rasten.
Eine Idee formte sich in ihrem Kopf. Ein Hoffnungsschimmer, an den sie sich klammern konnte. Ihr Blick traf Ryans. Seine Augen strahlten vor Selbstsicherheit und Arroganz. Was wohl, wenn sie dieses Strahlen zum Erlöschen brachte?
»Zahltag«, formte sie lautlos mit den Lippen. Sie sah noch die Irritation in Ryans Zügen aufflackern, dann beugte sie ihren Kopf und ließ ihr Haar nach vorne fallen.
Kira wurde um weitere zwanzigtausend hochgehandelt, ehe der erste Aufschrei ertönte und der Tumult seinen Anfang nahm. Die Menschen in den ersten beiden Reihen fanden Kiras Makel sofort. Der Rest von ihnen wurde von aufgeregt flüsternden Sitznachbarn aufgeklärt.
»Was treiben Sie hier für ein Spiel mit uns, McNamara?«, zischte ein älterer Herr in einem stahlgrauen Businessanzug. Sein russischer Akzent war so stark, dass Kira seine Worte dreimal im Kopf wiederholen musste, ehe sie ihren Sinn verstand.
Ryan antwortete ihm nicht. Aus dem sonst so gleichmütigen Gesicht war alle Farbe gewichen. Kira hob den Kopf, um ihm zuzuzwinkern.
»Ich dachte, die Sidhe wären frei von solchen Makeln«, sagte Kingsleys neue Besitzerin mit einer Stimme, die Kira frösteln ließ.
»Das stimmt auch«, bemerkte Kira. »Zumindest für vollblütige Túatha Dé Danann.« Man mochte es Wortklauberei nennen, aber genau genommen war sie tatsächlich keine vollblütige Túatha Dé Danann. Sie war zur Hälfte Magierin. Und somit zur Hälfte das, was sie aus tiefster Seele verabscheute.
Sie schalt sich innerlich. Jetzt war wirklich nicht der richtige Augenblick, um in Selbstmitleid zu versinken. Ehe sie sich wieder sammeln konnte, stürzte Ryan auch schon nach vorne und packte ihren Hals durch die Gitterstäbe.
Im ersten, entsetzlichen Moment war sie fest davon überzeugt, dass Ryan sie vor versammelter Mannschaft erwürgen würde. Ihre Fingernägel kratzten vor Panik über seinen Unterarm. Ihre jämmerlichen Selbstverteidigungsversuche fanden jedoch kaum Beachtung. Seine Finger tasteten unbeirrt über ihren Nacken, wo sich die leichte Erhebung ihres Muttermals verbarg. Sie fauchte wie ein kleines Kätzchen und genauso hilflos fühlte sie sich in seinem Griff.
»Was für ein Trick ist das?«, grollte Ryan und schüttelte sie so stark, dass ihre Zähne klapperten. Ein gefährliches Feuer flackerte in seinen Augen. »Bei all dem Eisen solltest du nicht einmal in der Lage sein, Sahne wie Butter aussehen zu lassen.«
»Wohl doch nicht so allwissend, wie du dachtest, was?«, höhnte sie.
Ryan schüttelte sie noch heftiger. Kira schrie auf und zog ihr Knie abrupt hoch. Sie traf Ryans Arm und er ließ los.
Ein Keuchen entschlüpfte ihren Lippen. Ihr Nacken pochte schmerzhaft, wo seine Hände sie gepackt hatten. Tränen brannten in ihren Augen, aber sie würde sich niemals die Blöße geben, vor Ryan zu weinen.
Kingsley klimperte wütend im Hintergrund. Ein lautes, kreischendes Geräusch, das ihr in den Ohren schmerzte.
Sie schickte ein zuversichtliches Lächeln in seine Richtung, dann wandte sie sich wieder Ryan zu.
»Ich will die Flöte«, sagte sie mit so viel Selbstsicherheit, wie man als Gefangene in einem Eisenkäfig nur aufbringen konnte.
Ryan schnaubte. »Aber sicher.«
»Gib mir die Flöte und ich liefere allen den Beweis für meine Herkunft. Überleg es dir gut, Ryan McNamara. Oder willst du jegliche Glaubwürdigkeit vor den Leuten hier im Saal verlieren?«
»Du spielst ein gefährliches Spiel«, erwiderte Ryan, die Stimme zu einem bedrohlichen Flüstern gesenkt. »Und wie du sicher schon bemerkt hast, habe ich die Flöte längst verkauft.«
»Du wirst überhaupt nichts mehr verkaufen, wenn du sie mir nicht gibst.«
Ryan schlug mit der Handfläche gegen die Gitterstäbe. »Hältst du mich für so dumm? Ich kenne zwar nicht die Macht dieser Flöte, aber alle Objekte der Sidhe sind Waffen auf die eine oder andere Art. Ich müsste
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