Gefangene der Magie
du etwa, ich würde dich für immer und ewig in diesem Käfig halten? Ich bin doch kein Teufel.«
»Aber mich an den Höchstbietenden zu verscherbeln, ist weniger teuflisch?« Am liebsten hätte sie dem Ekelpaket ins Gesicht gespuckt.
»Reg dich nicht auf, kleine Elfe«, meinte Ryan grinsend. »Wie ich dich kenne, kannst du jeden noch so aufgeblasenen Geldsack in Windeseile überlisten. Schon bist du wieder frei, um mir das Leben schwer zu machen. Betrachte es als Entlassung nach draußen, nur dass ich dabei etwas verdiene.«
»Bist du von Dämonen befallen? Ich lasse mich doch nicht einfach verkaufen!« Aufgebracht schlug sie auf die Gitterstäbe ihres Käfigs ein. Eisen brannte wie Feuer auf ihrer Haut und versengte die Magie in ihren Fingerspitzen. »Lass mich hier raus!«
»Hör auf. Du wirst dir noch wehtun.« Ryans Worte strichen wie warmer Honig über ihren aufgewühlten Geist. Gegen ihren Willen wurde sie wieder ruhiger.
Kein Wunder, dass Kira es nie bemerkte hatte, wenn er seine Zauber wirkte. Seine Magie war so subtil wie die der Sidhe, flüchtig wie Rauch im Wind. Selbst jetzt, wo sie greifbar nah schien, bekam Kira sie nicht zu fassen. Es war, als wollte sie Schmetterlinge mit einem Lasso fangen. Sie fragte sich, wie er das anstellte.
»Was hast du erwartet?«, fuhr Ryan fort. »Dass ich dich neben dem Chinaporzellan und den Perserteppichen in meinem Salon unterbringe?«
Er hockte sich vor ihren Käfig, die blassgrünen Augen schalkhaft funkelnd. Zwischen Ryan und ihr waren nur noch wenige Zentimeter. Wenn die Eisenketten sie nicht behindert hätten, hätte sie ihn glatt erwürgt.
Als sie nichts erwiderte, sprach er einfach weiter. »Ja, es stimmt. Ich habe gerne schöne und seltene Dinge um mich.« Er langte durch die Gitterstäbe und strich ihr fast schon liebevoll übers Haar. »Aber ich bin nicht so dumm, eine tickende Zeitbombe im Haus zu behalten. Und wie ich bereits sagte, halte ich hier niemanden gegen seinen Willen fest.«
Ryan stand zu seinem Wort. Kurz nachdem er verschwunden war, tauchte Jinny auf. Kira konnte nicht sagen, wo im Haus sich ihr Käfig befand, aber das Fehlen von Fenstern ließ sie auf einen der Kellerräume tippen.
Wenn Jinny es merkwürdig fand, dass Kira von einem großen, pompösen Zimmer in ein enges, tristes Loch verlegt worden war, ließ sie es sich nicht anmerken.
Jegliches Mitgefühl, das Kira für die Nymphe empfunden hatte, verpuffte in der Viertelstunde, die sie miteinander verbrachten. All ihr Flehen und Jammern half nichts, Jinny blieb stumm wie ein Fisch. Ihre großmütigste Geste war noch, dass sie Kira genug Zeit für eine schnelle Dusche ließ. Danach ging es wieder zurück in den Käfig.
Erst als Jinny weg war, wurde Kira das Ausmaß ihrer Lage vollends bewusst. Sie fühlte sich einsamer als je zuvor. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie immer noch Pooka an ihrer Seite gehabt. Später, im Reservat, waren dann auch noch ihre Mitbewohner Elly und Nick hinzugekommen. Bei Danu, wie sehr sie die beiden vermisste!
Elly, die Königin der Eitelkeit. Wie sie Kira mitfühlend über das zerzauste Haar strich und ihr sagte, dass sie vielleicht nie so hübsch sein würde wie sie selbst, aber innere Werte ja auch nicht zu unterschätzen wären.
Und Nick, der es mit seinem vampirischen Charme irgendwie geschafft hatte, ihre Vorurteile Lügen zu strafen und ihr Freund zu werden. Sie vermisste seine Albernheiten und wie sein Blick kurz nach dem Aufstehen fast beiläufig zu ihrer Halsschlagader wanderte.
Aber es war merkwürdig. Erst seit Kingsley verschwunden war, fühlte sie sich wirklich allein. Wie viel Zeit sie damit verbracht hatten, einander wieder loszuwerden – sollte sie da nicht erleichtert sein, dass er endlich weg war?
Auch wenn sie über seine Witze inzwischen lachen konnte und seine direkte Art zu schätzen gelernt hatte, war er immer noch Cian Kingsley. Der Meistermagier, der sie mit seiner Politik hinter Eisenmauern gesperrt hatte.
Wieso also fühlte sie sich, als würde ein Teil von ihr fehlen? Ein großes Loch in ihrem Herzen klaffen? Warum dürstete jede Faser ihres Körpers nach dem Mann, den sie doch eigentlich hassen sollte?
Ryan schien fest entschlossen, ihr auch den letzten Nerv zu rauben. Es war der Tag der Auktion und Kira stand kurz davor, an den nächstbesten Tölpel verkauft zu werden. Ihr Leben hatte eindeutig einen neuen Tiefpunkt erreicht. Und nun versuchte Ryan ihr auch noch zu erklären, wie unglaublich wichtig es für ihn
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