Gefangene der Magie
Es war einige Zeit vergangen, seit Kira sich das letzte Mal aus ihrer Ecke im Hinterkopf gemeldet hatte. Überhaupt hatte sie sich stiller verhalten, als Cian es von ihr gewohnt war. Keine wüsten Beschimpfungen, er möge ihr endlich ihren Körper wiedergeben. Keine Flüche über seine barbarische Magiernatur. Im Gegenteil: Tiefe Zufriedenheit durchströmte ihn. Warme Energie, die sich wie eine weiche Decke um seinen Geist legte. Es war fast so, als hätte sie …
Cian stockte. »Hast du mich vermisst?«
Kira straffte die Schilde zwischen ihnen, bis ihre Emotionen nicht mehr zu ihm durchkamen. Ich … red keinen Unsinn.
Aber du hast mich gerettet , beharrte er. Du hättest mich in dem Windspiel zurücklassen können. Du hast es nicht getan, genauso wie du mich damals in meinem Apartment nicht hast sterben lassen. Cian konnte sich nicht erklären wieso, aber ihre Antwort war ihm unglaublich wichtig.
In beiden Fällen muss ich geistig umnachtet gewesen sein, konterte sie.
Wieso kannst du dir nicht einfach eingestehen, dass du mich magst?
Ich mag dich nicht, sagte sie.
Wieso nicht?
Weil ich einen Magier nicht mögen kann!
Cian schnaubte. Er suchte nach den passenden Worten, als etwas Weiches seinen Oberarm streifte. Etwas, was verdächtig nach dem Kopf eines Werwolfs aussah und sich gegen seine Schulter schmiegte.
»Sicher habe ich deine nervtötende, selbstmordgefährdete Art vermisst«, murmelte Ares. »Weißt du, ich hatte Grippen, die waren erträglicher als du.«
Cian fluchte innerlich. Hatte er das mit dem Vermissen etwa laut ausgesprochen? Mit Schrecken blickte er auf den besänftigten Werwolf. Er wäre ja stolz auf seine Fähigkeiten als Bestienbändiger gewesen, wenn die Sache sich nicht in die völlig falsche Richtung entwickeln würde. Hatte Ares vergessen, wer gerade die Kontrolle über diesen Körper hatte?
Er bewegte seine Schulter, um den Werwolf abzuschütteln, aber dieser ließ sich nicht vertreiben. Ein leises Schnarchen verriet, dass sich daran auch so bald nichts ändern würde.
Ihr Taxifahrer stellte sich doch noch als recht gesprächig heraus, als er feststellte, dass Cian kein Geld dabeihatte.
»Puta!«
»Ich sagte doch, ich schreibe Ihnen einen Scheck.«
»No cheque«, schimpfte der Fahrer auf Spanisch. »Quiero dinero en efectivo!«
Lass mich mal , meldete sich Kiras Stimme in seinem Kopf. Er spürte ihren Geist nach oben drücken, doch anstatt seinen zu verdrängen, wand sie sich um ihn wie ein Fluss um einen großen Stein. Ein Prickeln breitete sich aus, wo ihr Geist den seinen streifte. Ein Gefühl wie Schnee auf heißer Haut oder Minze auf der Zunge.
Wie von selbst streckte sich sein Arm nach vorne. Mit angehaltenem Atem sah Cian, dass seine Hand sich öffnete, und wo zuvor nur Staubkörner gewesen waren, fielen Geldscheine herab. Es war eine gut gearbeitete Illusion. Es würden mit Sicherheit mehrere Stunden vergehen, bis das Geld in den Taschen des Fahrers wieder zu Staub zerfiel.
Ach ja, das waren noch Zeiten, als ich den Leuten wegen Illusionsgeld hinterhergejagt bin , sagte Cian.
Schreib den Betrag einfach auf mein Kopfgeld. Cian konnte ihr Lächeln auf seinen eigenen Lippen spüren.
Der Taxifahrer grunzte besänftigt, dann scheuchte er sie mit einer Handbewegung aus dem Wagen. Cian folgte dem nur zu gern. Der Werwolf an seinem Handgelenk stellte sich als kleines Hindernis heraus, aber zwei Minuten und einige wüste Beschimpfungen später standen sie erneut vor dem Vorstadthäuschen der Totenbeschwörerin.
Vögel zwitscherten in der trügerischen Idylle, während sich die ersten Sonnenstrahlen durch die dunkle Wolkendecke kämpften.
Cians Herz sank ein Stück tiefer. Wenn Pooka noch hier gewesen wäre, hätte er Kira längst aufgeregt schimpfend in Empfang genommen.
Er würde niemals einfach so gehen , trat Kira für den Deamhan ein.
Nicht, ohne dass irgendetwas Schlimmes passiert wäre, war der Satz, den keiner von ihnen auch nur zu denken wagte.
Kiras Sorge ließ Cians Puls schneller schlagen, bis er selbst nervös und zappelig wurde und vergaß, den verschlafenen Werwolf mit Vorsicht zu behandeln.
»Was wollen wir hier?«, brummte Ares und stemmte sich gegen Cians Versuche, ihn mitzuziehen. Die griesgrämigen Falten hatten das Gesicht des Werwolfs erneut in Beschlag genommen. Eine besonders große Falte auf der Mitte der Stirn verriet, dass der Zauber seine Wirkung verloren und den stets folgenden Kopfschmerzen Platz gemacht hatte. »Ist das nicht der
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