Gefangene der Magie
schon vor diesem Haus auf dich warte?«, fragte Ares mit tiefer, kehliger Stimme. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und Hitze erfasste ihren Körper.
»Nein«, gestand sie. Auf einmal bekam sie es mit der Angst zu tun. Wie lange hatte sie unter dem Bann des Magiers gestanden? Monate? Oder etwa gar Jahre? »Wie …?«, sie schluckte schwer. »Wie lange?«
»Zwei Wochen«, knurrte der Werwolf. Kira atmete erleichtert auf. Das war weniger, als sie befürchtet hatte. »Zwei Wochen, in denen ich keine Ahnung hatte, was da drin vor sich ging. Keine Ahnung, wie ich hineinkommen sollte, und dann tauchten gestern Abend lauter Verräter auf.« Ares spie das für Magier gebräuchliche Schimpfwort aus, als wäre es ein Fluch.
»Das Anwesen gehört Ryan McNamara und ich kann nicht behaupten, freiwillig dort gewesen zu sein.« Der Name ließ Ares wie unter einem Peitschenhieb zusammenfahren. »Er wird jedoch nicht noch einmal versuchen, mich festzuhalten.«
»Das denke ich auch«, meinte Ares mit einem grimmigen Lächeln und zog an ihrem Handgelenk. Erst da hatte Kira freien Blick auf die Gerätschaft, die ihre und seine Hand umklammert hielt. Ihr sackte die Kinnlade herunter. Ares hatte sie in Handschellen gelegt. »Ich habe nämlich nicht vor, dich noch einmal gehen zu lassen.«
Fesselspielchen mit Ares wären an jedem anderen Tag ein feuchter Traum gewesen. War man hundemüde und hatte einen eifersüchtigen Magier im Kopf wüten, gestaltete sich das Szenario jedoch zu einem fleischgewordenen Albtraum. Das Eisen brannte auf ihrer Haut, der Funken Magie in ihr war erneut erloschen.
Kira konnte nicht fassen, Ryans Fesseln entkommen zu sein, um sich kurz darauf wieder gefangen zu sehen. Sie hatte es satt, ständig von einer Ecke in die nächste geschubst zu werden. Was war nur los mit den Männern in ihrer Umgebung? Von den Magiern hatte sie nie etwas anderes erwartet, aber dass Ares sie mit Eisen band, war Verrat auf einer viel höheren Ebene.
»Dass du es wagst!«, zischte sie und zerrte an den Handschellen.
Ares’ Größe und Muskelmasse reichten bereits aus, ihre Befreiungsversuche erbärmlich aussehen zu lassen. Wenn dann noch die Kraft des Werwolfs ins Spiel kam, war jede Auflehnung ein schlechter Witz.
»Es tut mir leid, Kira.« Es machte sie nur noch wütender, dass Ares es ehrlich zu meinen schien. »Aber nach der Aktion mit dem Drachen kann ich nicht riskieren, dass Sina dich noch einmal zu fassen bekommt. Wenn du stirbst, gibt es niemanden mehr, dem die Rebellen folgen würden.«
»Du redest, als wäre ich die einzige Túatha Dé Danann auf diesem Planeten!«, fauchte sie und langte nach seinem Gesicht, um es zu zerkratzen. Der Werwolf brauchte nur den Arm nach oben zu strecken und sie baumelte hilflos zappelnd in seinem Griff. Die harte Linie seiner Lippen verschwand, als er belustigt die Mundwinkel verzog. »Dabei gibt es noch hundert andere und jede von ihnen ist besser geeignet für den Job als ich.«
»Ach, Kira. Ich dachte, das hätten wir bereits geklärt.« Mit einer plötzlichen Bewegung seines Handgelenks zog er sie an seine steinharte Brust. »Die Alten unter den Túatha Dé Danann haben sich zu sehr in ihre eigene Unsterblichkeit verliebt. Sie sehen es nicht gerne, dass die Magier ihnen genau diese Unsterblichkeit rauben könnten.« Ares senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Sag mir, Kira, wie viele Magier waren nötig, deiner Mutter all ihre Magie zu stehlen? Wie lange hat es gedauert, bis der Schock sie tötete?«
Ein Schlag ins Gesicht hätte Kira nicht härter treffen können.
»Und du glaubst, mich mit solchen Mitteln zur Mitarbeit überreden zu können?«, fragte sie fassungslos. »Du benutzt Eisen, Ares! Du bist doch nicht besser als sie.«
Der Blick des Werwolfs verdunkelte sich. »Fürs Erste genügt es mir, dich in Sicherheit zu bringen. Da ist mir jedes Mittel recht.«
»Ares!« Ein Mann trat hinter einer Mauer hervor. Das bärtige Gesicht voller grimmiger Falten. Wildheit im Blick. Es konnte nur ein Werwolf sein. »Da drin wimmelt es immer noch von Magiern. Wir sollten weiterziehen.«
Ares nickte. Mit einem Ruck an ihrer Fessel setzte er sie in Bewegung. Schamesröte stieg ihr in die Wangen. Kira stemmte ihre nackten Fersen in den Asphalt, aber mit wenig Erfolg. Sie wurde hinter dem Werwolf hergezerrt, als wäre sie ein Sack Kartoffeln. Dafür, dass Ares so viel an ihrem Prinzessinnenstatus lag, ließ sein Benehmen gehörig zu wünschen übrig.
»Du willst mit unfairen
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