Gefangene der Magie
nicht einmal in seine Richtung.
Unweigerlich musste er daran denken, wie sich Kira, von der plötzlichen Einsamkeit in ihrem Kopf überwältigt, tränenüberströmt an ihn geklammert hatte. An die Momente, in denen sie wider Willen über seine Kommentare gelacht oder ihm bissig Kontra gegeben hatte. Es waren Momente, in denen sie ihre Vorurteile und ihre Selbstbeherrschung für ein paar Sekunden vergaß. In denen sie vor allem aber auch vergaß, was oder wer er war.
Irgendwie waren diese Momente gerade deswegen so kostbar, weil Kira dann wirklich ihn sah und nicht sein Geld oder seinen Status, womit er für gewöhnlich die Frauen zu beeindrucken versuchte. Kira sah etwas, was niemand sonst sah, und mochte es trotzdem – ganz egal, ob sie so fühlen wollte oder nicht.
Zwischen ihnen stand eine Menge unbeantworteter Fragen, aber es waren die gleichen, die sich jeder am Anfang einer Beziehung stellen musste. Oder nicht? Und war das Herausfinden der Antworten nicht der Spaß an der ganzen Sache? Es war dieser Gedanke, der Cian schließlich dazu bewog, mitten auf der Landstraße auf die Bremse zu steigen und den Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen zu bringen.
Pooka flatterte mit einem besorgten Zirpen zu ihrem Fenster, verschwand aber wieder, als er die Insassen des Wagens wohlauf fand.
»Was ist?«, fragte Kira irritiert, als sie sich aufrichtete und weder Ochse noch Nashorn auf der Fahrbahn sah. Hastig löste sie ihren Sicherheitsgurt. »Werden wir angegriffen?«
Cian hielt ihre Hand fest, als diese nach dem Türgriff langte. Er musste wissen, ob Kira genauso dachte wie er. »Komm mit mir.«
Kira hielt in ihrer Bewegung inne. Langsam drehte sie den Kopf in Cians Richtung.
Er war beerdigt und wieder ausgegraben worden und trotzdem sah er gut aus. Die Presse würde sich über sein unordentliches Auftreten sicher pikieren, aber Kira mochte den Mann mit dem zerknitterten Anzug und den wild abstehenden Haaren. Zu dem top gestylten Mr Perfekt im Fernsehen hatte sie nie irgendeine Verbindung gespürt.
»Komm mit mir«, wiederholte Cian.
»Da werde ich wohl keine andere Wahl haben«, antwortete sie mit plötzlich heiserer Stimme. »Du bist der Fahrer.«
»Nein, komm mit mir«, sagte er noch eindringlicher und zog sie weiter von ihrer Tür weg.
Kira wusste nicht, ob sie ihn richtig verstand. Sie konnte ihn nicht richtig verstehen. Der Gedanke war so absurd, so abwegig, so …
»Wohin denn?«, fragte sie trotzdem.
Ein Lächeln erschien in Cians Gesicht, das Kira bis zu den Zehen erwärmte.
»Das spielt doch keine Rolle«, sagte er und dann beugte er sich vor und küsste sie.
Während sich Kira seinen seidigen Lippen, den neckenden Zähnen und der liebkosenden Zunge hingab, beschloss sie, dass er Recht hatte.
Ja, er war ein Magier und Kira wusste, dass sie wahrscheinlich niemals eine Zukunft haben würden. Aber bei Danu, es fühlte sich so gut an. So richtig. Cian schmeckte so verheißungsvoll, nach all den Dingen, von denen man besser nicht naschen sollte, weil sie angeblich schlecht für einen waren.
Aber in dem Moment waren Kira ihre Vorbehalte egal. Sie war gefangen in dem hypnotisierenden Spiel ihrer Münder, dem Knistern ihrer aneinanderstreichenden Geister und dem Gefühl, wieder eins mit ihm zu sein.
Kira brauchte Cians Gedanken, die so bereitwillig gegen ihre Schilde drückten, gar nicht zu lesen. Ihr reichte die Gewissheit, dass sie es konnte, dass sie doch nicht allein war.
Erst das aufdringliche Dröhnen einer Autohupe hinter ihnen ließ sie den Kuss abbrechen. Jetzt erst wurde ihnen bewusst, dass sie immer noch mitten auf der Landstraße standen und die Fahrbahn blockierten.
Die Hupe schimpfte ein weiteres Mal, aber Cian machte immer noch keine Anstalten, den Wagen wieder zu starten. Sie saßen beide einfach nur da, nach Luft japsend und grinsend wie zwei verliebte Teenager, die in der Besenkammer vom Hausmeister erwischt worden waren.
»Wir könnten nach Mexiko gehen«, schlug Cian vor. »Die Gesetze für die Paranormalen sind dort sehr mild. Wir könnten ein fast normales Leben führen.«
Kira bezweifelte, dass ihr Leben je den Stempel normal tragen würde. »Nach Mexiko? Aber … die Küstenbereiche und Häfen werden alle streng kontrolliert. Eine Auswanderung ist für Paranormale so gut wie unmöglich.«
»Vertrau mir«, sagte Cian mit einem Lächeln, das sämtliche ihrer Zweifel beiseitefegte. Bereits im Fernsehen und auf der Titelseite des Magican war es an Charme nicht zu
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