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Gefangene der Magie

Gefangene der Magie

Titel: Gefangene der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Wild
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war Ares absolut sprachlos.
    »Danke«, sagte Cian, als sie durch den Eingang am Fuß der Eiche in das unterirdische Tunnelsystem kletterten.
    Sinas Illusionszauber endete hier. Wurzeln, so dick wie die Arme eines Riesen, wanden sich die braunen Wände entlang und gruben sich tief in die Erde. Genau wie Cian es in Erinnerung hatte.
    Nur das warme magische Licht fehlte, das zuvor jeden Zentimeter des Lagers beleuchtet hatte. Vereinzelt säumten Fackeln den Weg, aber es war dennoch so dunkel, dass Cian ein Licht an die Spitze seines Zeigefingers zaubern musste, um nicht über seine eigenen Füße zu stolpern.
    Und es war ruhig. Ruhiger, als er es in Erinnerung hatte. Es herrschte eine angespannte Stille.
    »Sina verwendet fast all ihre Magie für den Illusionszauber«, erklärte Ares, als er Cians fragenden Blick bemerkte. »Der dramatische Schnickschnack, den sie sonst so liebt, bleibt da auf der Strecke. Und danke mir nicht zu früh. An den Wachen habe ich dich heil vorbeischleusen können, aber ich kann nicht versprechen, dass Sina uns nicht beide töten wird, sobald du einen Schritt in ihre Gemächer machst.«
    »Das Risiko werde ich eingehen müssen.«
    »Außerdem tue ich das nicht für dich«, brummte Ares. »Ich brauche Kira.«
    Cian schluckte die scharfe Bemerkung hinunter, die ihm auf der Zunge lag. Sobald Kira gerettet war, konnte er sich immer noch mit dem Werwolf prügeln.
    Das letzte Wegstück legten sie in grimmigem Schweigen zurück. Cian hatte erwartet, Ares würde ihn zu dem großen Saal führen, in dem er Sina sonst immer begegnet war, und war überrascht, als sie eine ihm unbekannte Abzweigung nahmen. Der letzte Tunnel war eng und unbeleuchtet und ließ Cian mehr als einmal straucheln. Als sie ihr Ziel endlich erreicht hatten, atmete Cian erleichtert auf. Eine wie regenbogenfarbenes Glas schimmernde Doppeltür ragte vor ihnen auf. Reich geschmückt und mit den Symbolen der Sidhe versehen, passte sie mehr an die Fassade eines Märchenschlosses als in die dunklen Gänge des Rebellenlagers. Noch bevor Cian gegen die Türe stieß und kalten Stein berührte, wusste er, dass es eine Illusion war.
    Energisch zog Ares ihn zurück und schob sich vor ihn. Cian sah ein, dass es in dieser Situation das Beste war, den Werwolf vorgehen zu lassen. Trotzdem nagte das Verlangen an ihm, nach Ares zu treten, während dieser die Tür aufschob und eintrat. Der Werwolf brachte immer das Schlimmste in ihm zum Vorschein.
    Ihrer Begrüßung folgte ein Schrei.
    Zwei Vampire hatten Cian bei den Armen gepackt, kaum dass er die Schwelle überschritten hatte, und bleckten ihr giftiges Gebiss in seine Richtung. Ares knurrte, Cian fluchte und irgendwo hörte er den überraschten Ausruf eines alten Freundes.
    »Evan, was …?«, fragte Cian, bevor einer der Vampire ihm in den Bauch boxte.
    »Cian?«
    »Ares!«, kreischte Sina.
    »Er kommt in Frieden. Alles in Ordnung«, sagte der Werwolf und trat vorsichtig auf die bebende Sidhekönigin zu.
    »In Frieden?« Sina lag wie eine leblose Puppe in einem Sessel. Nur ihr Kopf bewegte sich, während ihr Körper reglos verharrte. Das Gesicht war schon immer blass gewesen, doch früher hatte es die Schönheit einer Porzellanfigur besessen. Jetzt glich es einer Toten. »Willst du damit sagen, du hast ihn hierhergeführt? Zu mir? In meinem Zustand?«
    Evan, der zuvor wie eine Säule in einer Ecke des Raums gestanden hatte, erwachte aus seiner Starre und eilte an die Seite seiner Herrin, um ihr einen Schluck Wasser aus einer gläsernen Karaffe anzubieten.
    Sina schlug Evan beiseite, als wäre er ein lästiges Insekt. Der kalte Ausdruck in ihrem Gesicht brachte Cians Blut zum Kochen.
    »Es geht um Kira«, sagte Ares und zeigte den Vampiren seine scharfen Zähne. »Lasst ihn sprechen.«
    »Den Teufel werdet ihr tun!«, blaffte Sina. »Tötet den Magier!«
    Die Vampire grinsten triumphierend. Das Weiß ihrer Zähne blitzte unheimlich auf, während sich Cian vergebens in ihrem Griff wand.
    Ihre tote Magie waberte wie ein öliger Schleier um seine Sinne und es zuckte in Cians Fingern, danach zu greifen. Er musste die Kiefer aufeinanderpressen, um sich zu beherrschen.
    »Krümmt dem Magier ein Haar und ich reiß euch die fauligen Kehlen aus den Leibern«, knurrte Ares warnend und überwand den letzten Meter zwischen sich und der Sidhekönigin.
    Cian hätte es nicht für möglich gehalten, aber Sinas Gesicht verlor noch den letzten Rest an Farbe. Ihr goldenes Haar nahm den Ton von weißer Asche an.

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