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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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John hatte gehofft, diese Nachricht würde sich nicht verbreiten; er war der Nächste in der Thronfolge. Meine Mutter wurde Jahre später ermordet, nachdem John bereits gekrönt war. Ich weiß nicht, warum er sie getötet hat.«
    Aber du weißt es , dachte er.
    Eva sah ihn an durch das dämmrige Licht einer einzigen Kerze, des Kohlenbeckens und des Mondscheins, der durch die Ritzen der Läden fiel, an. »Wie kann das sein, Jamie?«
    »Wie kann was sein?«, fragte er zurück und war überrascht, dass seine Stimme heiser klang.
    »Wie könnt Ihr dem Mann dienen, der Eure Eltern ermordet hat?«
    Er lächelte verzerrt. »Rache.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das macht keinen Sinn.«
    »Bis jetzt habe ich sie noch nicht geübt. Gibt es noch mehr? Oder sind wir fertig?«
    Sie holte tief Luft und reckte das Kinn hoch. »Warum habt Ihr mich bei Angus zurückgelassen?«
    Er stieß sich von der Wand ab. »Eva, dies führt doch zu nichts. Ihr habt Euch nicht in mir geirrt. Ihr solltet gehen.«
    »Warum nennen sie Euch Jamie Lost?«
    Er griff nach dem Krug mit dem Wein, der auf dem Boden stand, schenkte sich davon ein und reichte Eva den Becher. Sie schaute darauf, nahm ihn aber nicht.
    »Ihr seid wegen Roger gekommen«, sagte er, stellte den Becher zur Seite und wandte sich ab. »Geht zu ihm. Ich werde Euch nicht abhalten – von gar nichts, das Ihr zu tun wünscht.«
    »Das ist gut.« Sie bewegte sich, und er sah, dass sie sich in die Bettfelle eingewickelt hatte. »Denn ich bin nicht wegen Roger zurückgekommen.«
    Tief drinnen, in seinem Innersten, leuchtete plötzlich der kleine Funken auf, der seit Jahren dort zugedeckt geglommen hatte. Langsam streckte Eva die Hand aus, ihr blasser Arm bewegte sich durch die vom Feuerschein erhellte Dunkelheit wie der einer Tänzerin. Über ihrer Hand hingen fünf dunkelrote Bänder.
    »Was ist das?«
    »Bänder.« Er erkannte seine eigene Stimme nicht.
    »Warum?«
    »Für Euer Haar.« Seine Worte klangen, als müsste er sie durch seine verdrehte Kehle zwingen.
    Eva nickte. Sie stand auf. Die Felle glitten von ihren Schultern und ihrem Rücken, bis sie nur von ihren Ellbogen und Unterarmen gehalten wurden. Ihr Körper schimmerte in der Dunkelheit.
    Sie ging durch das Zimmer, langsam kam sie auf ihn zu, ihr Blick auf ihn gerichtet, ihr Körper geschmeidig, ihr Haar offen, feucht. Sein Bad. Sie hatte nackt in seinem Badezuber gesessen.
    »Ich bin, was ich bin, Eva«, sagte er heiser. »Das Beste von mir kennt Ihr bereits, und das ist nicht gerade erhebend.«
    »Das werden wir sehen, oder nicht?«
    »Was werden wir sehen?« Fast knurrte er diese Frage.
    »Wer der gute Mann ist«, sagte sie, und es war lächerlich, denn er würde das niemals sein.
    Er fühlte einen Drang von … etwas ohne Namen. Nicht Wut, nicht Verlangen, nicht Zorn oder Rachedurst oder Hass. Diese Dinge kannte er gut, aber was er jetzt fühlte, schmeckte nicht danach. Es war nicht einmal Begehren. Es war nichts, was er je zuvor gefühlt hatte, und es schlug mit harten, festen Schwingen plötzlich in sein Gesicht und gegen seine Brust, wie ein Drache, der zu fliegen begann. Es rauschte.
    Dies war es, das nicht verloren gehen sollte. All diese Jahre, in denen er es unterdrückt hatte, und jetzt glaubte Eva so kühn an etwas, was es in ihm nicht gab. Aber was stattdessen in ihm lag, die ganze verdammte Erbitterung, könnte hervorbrechen und niemals aufhören zu zerstören.
    Er bliebe unbeugsam, die Hände an der Seite zu Fäusten geballt. »Wisset eines, Eva: Ihr begebt Euch auf gefährlichen Boden. Täuscht Euch nicht. Ich werde Euch nehmen, wenn es das ist, was Ihr wollt. Aber Ihr seid für etwas anderes bestimmt. Für Besseres.«
    Sie kam weiter auf ihn zu. »Und Ihr, Jamie, wisset dies: Ihr irrt Euch, was mich betrifft. Von dem Augenblick meiner Geburt an war ich bestimmt, ein Spielball der Politik und des Geldes zu sein, aber ich habe magisches Blut in mir. Ich will die Dinge nicht, für die ich gemacht worden bin. Ich will Euch.«
    Sein Blut rauschte. Sie war jetzt nur noch einen Schritt weit von ihm entfernt.
    »Ihr wisst nicht, was Ihr sagt«, stieß er hervor, aber er streckte die Hand aus und fuhr mit der Fingerspitze in das Tal zwischen ihren Brüsten. Sie reckte das Kinn hoch, um auszuatmen, ihre Augen auf ihn gerichtet. Sein Verlangen drängte heiß und hart. Er öffnete eine Hand, spreizte die Finger, umfasste die Kurve ihres Rückens, zog sie grob an sich. Ihre Körper drängten sich aneinander, Bauch an Bauch,

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