Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
Vom Netzwerk:
erzählt.«
    Jamie nickte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Ry den Blick wachsam durch die Gaststube schweifen ließ. Sie hatten ihr Leben in ständiger Wachsamkeit verbracht. Gott allein wusste, dass er das leid war. Plötzlich und endgültig leid.
    »Manchmal träume ich noch von dieser Nacht«, murmelte Roger.
    Jamie sah ihn an. »So wie ich.«
    Roger starrte ihn überrascht an. »Ihr, Sir?«
    »Wir haben sehr viel gemeinsam, Roger. Auch mein Vater wurde ermordet. Ich musste es mit ansehen.«
    Und dann davonlaufen. Er hatte zehn Fuß entfernt gestanden, als sie seinen Vater ermordet hatten, dann war er davongelaufen. Und dafür schmorte er auf ewig in der Hölle.
    »Ich musste es nicht mit ansehen, Sir«, sagte Roger, und seine Stimme war so leise wie Jamies. »Eva hat sich vor mich gestellt.«
    Sie beide starrten in ihre Becher.
    Dann leerte Roger seinen mit zwei großen Schlucken. Ry machte ein Zeichen nachzuschenken. Das Schankmädchen brachte neue Becher, schlängelte sich durch die schwankenden Körper, die den Raum bevölkerten. Roger lehnte sich zurück, lehnte die Schultern an die Wand und stieß hervor: »Wie sieht diese Wahl aus? Entweder die Rebellen oder der König?«
    »Manch einer sagt: Tu das, was dein Gewissen dir befiehlt.«
    »Sagt Ihr das auch, Sir?«
    Jamie zögerte leicht. »Ich sage, leg dein Geld auf die Seite, die gewinnen wird.«
    Roger beugte sich vor. »Dann denkt Ihr, John wird sich durchsetzen?«
    Jamie sagte nichts.
    »Aber wenn Ihr zu wählen hättet, Sir …?«
    Jamie strich sich mit der Hand über den Oberschenkel, er war plötzlich unruhig. Vielleicht lag es an Rogers eifriger, bewundernder Energie, die auf ihn gerichtet war. »Ich wähle, Roger. Jeden Tag. Meine Entscheidungen gehören mir. Deine dir.«
    Roger sah verblüfft aus angesichts der plötzlichen Schärfe in Jamies Stimme.
    Ry beugte sich vor in diese Anspannung, um sie abzulenken oder vielleicht auch, sie zu nehmen. »Jamie. Was ist los?«, fragte er ruhig.
    Der schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Und es war auch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Angus’ vierschrötiges, bärtiges Gesicht tauchte plötzlich inmitten der sich hin und her bewegenden Gestalten am anderen Ende der Gaststube auf. Er kam herangestapft und stieß einen tiefen, schweren Seufzer aus, als er ihren Tisch erreicht hatte. »Es tut mir sehr leid, Lost, aber sie ist mir entwischt. Genau wie du gesagt hast.«
    Der heftige Ansturm von Zufriedenheit überraschte ihn, diese einfache, sich ausbreitende Erfahrung dieses Gefühls. Dies war also Glück. Freude. Sie erfüllte ihn, füllte ihn, als tränke er heißen Honigwein.
    »Es tut mir schrecklich leid, Jamie.« Angus ließ den Kopf hängen. »Sie hat genau das getan, was du gesagt hattest.«
    »Was war?«
    »Ich schäme mich, es zu sagen.« Angus’ folgende Worte klangen gedämpft. »Sie hat mich um Wein gebeten.«
    Jamie nickte. Der Drang zu lächeln war stark.
    »Und das, nachdem wir schon Mams Ale getrunken hatten«, sagte der Schotte elend.
    Gog beugte sich interessiert vor. »Eva hat Ale getrunken?«
    Angus neigte das schamgebeugte Haupt ein wenig zur Seite und starrte Roger an, den er nie zuvor gesehen hatte. »Aye«, gab er dann argwöhnisch zu.
    »Mochte sie es?«
    »Aye.« Angus klang jetzt gekränkt. »Es war nach dem Rezept meiner Mutter gebraut.« Er wandte sich Jamie zu. »Jahrelang habe ich alles bewacht, von Schafen bis zu Soldaten, wie du sehr gut weißt, und niemals ist mir jemand entwischt. Ich kann dir nicht sagen, wie … verdammt überrascht ich bin. Und wie leid es mir tut.« Wieder ließ er den Kopf sinken.
    Jamie betrachtete den riesigen, zerknirschten Schotten, der im Angesicht von Evas Flucht vor ihm das Knie beugte. Es war höchst befriedigend. In all diesen Jahren, in denen sich Angus geweigert hatte, mehr zu tun, als die Schuld anzuerkennen, in der er bei Jamie stand, weil dieser einst König Johns Zorn auf ihn abgewendet und dafür selbst viel Argwohn und Nachteile in Kauf genommen hatte, hatte Angus niemals aufrichtig Reue gezeigt. Oder Bedauern. Bis jetzt. Eva machte Geschenke, selbst wenn sie fort war.
    »Aber ich sage dir, Lost, dass dieses Mädchen jeden überlistet hätte.«
    »Ist das so?«
    »Du solltest sehen, was sie auf meinem Tisch gemacht hat«, sagte Angus finster.
    »Auf deinem … Tisch?«
    Angus nickte grimmig. »Aye. Meine Mam.«
    Jamie blickte verständnislos drein. »Deine Mutter?«
    Angus fuhr mit den Händen durch die Luft, als

Weitere Kostenlose Bücher