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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Bischof mit einer Stimme, die tief befriedigt klang. Er betrat das Zimmer und verkeilte die Tür hinter sich. »Es ist lange her.«
    »Zehn Jahre.«
    »Es tut gut, Euch zu sehen«, sagte der Bischof, und seine Stimme nahm einen öligen, schmeichelnden Ton an.
    Father Peter griff nach seinen Stiefeln. »Ist es das?«
    »Father Peter hat Fieber«, erklärte Eva, die sich aufrichtete und vor das Bett stellte, die Arme ausgestreckt. »Er ist sehr krank.«
    Der Bischof sah sie an. »Mir kommt er gesund genug vor. Gleichwohl.« Der Bischof schwieg und lächelte. Eva konnte das Lächeln nur als böse bezeichnen. Sicherlich war es nicht so gemeint, wie es aussah. »Wir wollen nur die Unterlagen, die er bei sich hat. Dokumente, Bilder. Er kann in Eurer Obhut bleiben.«
    »Qu’est-ce que c’est, Dokument?« Sie gab vor, mit der englischen Aussprache des Wortes Probleme zu haben.
    Er lächelte wieder, dieses Mal herablassend. Ah, er mochte es, wenn eine Frau dumm war. Doch damit war er hier nicht am richtigen Ort. »Sie sind bedeutungslos«, versicherte er mit begütigender Stimme. »Unbedeutend. Einige kleine Dinge, die der gute Father gesehen und unglücklicherweise skizziert hat.«
    Mit einer unsichtbaren Feder machte sie Schreibbewegungen in der Luft, in ihrem Gesicht spiegelte sich freundliche Verwirrung. »Écrire? Il y a une …« Sie starrte vor sich hin, dann lächelte sie. »Feuer. Alle die geliebten Pergamente des armen curé, kleine Blätter in den Flammen.«
    Die Güte im Lächeln des Bischofs verschwand. Er packte Eva am Arm.
    »Lass das Mädchen los, Aumary«, sagte Father Peter und erhob sich vom Bett, die Augen auf das feiste Gesicht des Bischofs gerichtet. »Sie ist nur eine einfache Dienstmagd.«
    Der Bischof ließ ihren Arm los.
    Father Peter setzte sich wieder auf das Bett, die Stiefel in der Hand. »Geh, Mädchen«, sagte er, ohne sie anzusehen – wie man eben mit einer Dienstmagd sprach.
    An der Wand entlang schlich sich Eva zur Tür, kaschierte ihre langsamen Bewegungen als Angst.
    »England ist kein gesunder Ort für dich, Peter«, sagte der Bischof.
    Father Peter zog sich den einen Stiefel an. »Das habe ich gehört.«
    »Du solltest abreisen. Ich sage dir das als alter Freund. Viel zu viele Leute sind an dir interessiert. Im König hast du keinen Freund, ganz gewiss nicht. Er ist nicht erfreut über diese Charta, diesen ›großen Freibrief‹, über den immer wieder geredet wird. Was du und Langton getan habt, war dumm – den Baronen diese Ideen einzupflanzen.«
    »Wohingegen der Kampf eine gute Idee ist«, sagte Father Peter lakonisch.
    »Du bist nicht wegen der Charta oder für Verhandlungen nach England geholt worden, Peter. Das weißt du doch.«
    »Ich weiß sehr gut, warum ich gerufen wurde. Und sehr gut, wofür ich gekommen bin.«
    »Es wird alles vereinfachen, Peter. Gib mir einfach die Dokumente, und ich werde sagen, dass du schon fort warst, als ich ankam. Du kannst wieder verschwinden, so, wie du in diesen letzten zehn Jahren verschwunden warst. Segle nach Frankreich. Gib mir die Sachen und geh. Geh nach Mont-Saint-Michel beten; lehre in Paris; es gibt immer einen Platz für einen Mann deines Formats.«
    Father Peter hielt beim Binden seines Stiefels inne und schaute auf. »Ich bin aus persönlicher Überzeugung hier, Aumary. Falls ich mich entscheide, mich auch mit meinem alten Freund Erzbischof Langton zu treffen, während ich in England bin, glaube mir, dient das nicht der Unterstützung der Rebellen. Und ebenso wenig«, fügte er hinzu, während er sich wieder zu seinem Stiefel hinunterbeugte, »der des Königs.«
    Des Bischofs Fassade der Fürsorglichkeit begann zu bröckeln. Er strich mit den Händen über sein langes Gewand, als wischte er sich Schweiß von den Händen. Sein Gesicht war rot angelaufen.
    »Gib mir die Dokumente, Peter.«
    Ah, da war der dunkle Klang der Drohung eines Mannes, der etwas haben wollte, was er nicht haben sollte. Eva drückte sich noch ein wenig langsamer an der Wand entlang, machte sich unsichtbar, um nicht aufzufallen.
    »König John zielt seit Jahren mit Armbrustpfeilen auf deinen Kopf«, sagte der Bischof, dessen Stimme steif und kalt klang. »Er weiß, dass du in England bist. Wenn er dich findet, wenn ihm diese Zeichnungen in die Hände fallen, wird es für das Königreich zum Schaden sein.«
    Father Peter beugte sich vor und stützte die Unterarme auf die von seinem Gewand verhüllten Oberschenkel, er schaute müde und wissend. In diesem Moment

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