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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Sie widerstand dem Drang, ihm das blonde Haar aus der Stirn zu streichen, als er die Läden weit aufstieß, um auf den gewundenen Pfad zu schauen, der zur Landstraße führte. Hübsche Frühlingsblumen wuchsen an ihr, schimmerten golden und rosa in der Sonne des Spätnachmittags.
    Es war eine unglückliche Fügung, dass diese schönen Blumen einen Weg säumten, der genau zu dem Gasthaus führte, das Jamie ihr in der vergangenen Nacht genannt hatte, als er gelogen und sie geküsst und alle möglichen unziemlichen Dinge getan hatte.
    Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er hierherkommen würde? Natürlich würde er ihr schnell wie der Wind nachjagen, aber sie hätte viele, viele Wege gehen können. Er würde niemals annehmen, dass sie so dumm sein könnte, genau zu dem Ort zu gehen, den er vorgeschlagen hatte.
    Oder würde er doch?
    Egal. Sie hatte keine andere Wahl. William, der Fischer, sollte sie hier treffen, sollte sie mit seinem kleinen Boot zu einem größeren Schiff bringen, mit dem sie nach Saint-Malo segeln würden. Dann würden sie in die Wildnis Südfrankreichs fliehen, wo niemand jemals nach ihnen suchen würde.
    »Der Fischer wird nicht kommen«, murrte Gog. Seine Finger umklammerten das Simsbrett, krampften sich darum. Er würde es nicht lange in dieser kleinen Kammer aushalten, eingepfercht wie ein Huhn.
    »Vielleicht ist das so«, sagte sie ruhig. »Gog, geh in den Weiler, und frage den Fischer, warum er nicht gekommen ist.«
    Als hätte sie einen kleinen Pfeil abgeschossen, schnellte Gog ans andere Ende des Zimmers und schnappte sich seine Sachen: Schwertgürtel, ein altes, halb verrostetes kleines Beil, ein Paar dicke Handschuhe. Sie ging zu ihm und legte ihm leicht die Hand auf den Arm.
    Er hielt dabei inne, sich den Schwertgurt umzulegen, und neigte den Kopf, um sie anzusehen. Die blonde Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Dieses Mal gab Eva ihrem Impuls nach und schob sie ihm zurück hinter das Ohr.
    »Ob der Fischer sein Wort hält oder nicht, wir müssen England sofort verlassen. Wenn du ihn nicht findest, arrangiere mit jemand anderem die Überfahrt. Nutze die Pferde als Tauschobjekte.«
    Ihre Blicke trafen sich. Es war nicht nötig, es laut auszusprechen; jeder von ihnen konnte verschiedene Gründe nennen, warum der Fischer nicht länger bereit sein mochte, Flüchtlinge über den Kanal zu bringen.
    Oder nicht mehr in der Lage dazu war.
    »Sei vorsichtig.«
    Er legte Eva die Hand auf die Schulter, als wollte er sie beruhigen, der dumme Junge, und verließ das Zimmer. Father Peter hielt dabei inne, seine Schreibutensilien in einem weichen Lederbeutel zu verstauen, und betrachtete Eva schweigend.
    »Denkt Ihr, Ihr könnt Eure sturen Knochen noch ein letztes Mal bewegen, mon père? «
    »Ich bin müde, Mädchen, nicht entkräftet«, entgegnete er unwillig. Sie verbarg ihr Lächeln. »Und ich werde in kein Boot steigen. Aber ich werde dafür sorgen, dass du und Roger es tut.«
    »Wir werden sehen, wer in irgendein Boot einsteigt«, entgegnete sie sanft.
    Im Zimmer wurde es still. Die Stille nagte an Eva. Sie befand sich mittendrin, war schockiert und dachte, Jahre meines Lebens sind in ständiger Bewegung vorbeigegangen. Ich weiß nicht, was Ruhe ist.
    Es gab nichts zu tun, als in der nagenden Stille zu stehen und über diese beunruhigende Tatsache nachzudenken. Dann klopfte es an der Tür.
    Eva erstarrte. Father Peter hob abrupt den Kopf.
    Da war es wieder, ein leises Klopfen. »Ich komme wegen des Priesters«, kam ein Flüstern durch das Schlüsselloch. »Ich bin ein Freund.«
    Sie wandte sich zu Father Peter um. Er schüttelte langsam den Kopf.
    Alle Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf, wie der Stachel einer Biene und zitternd. Sie beugte sich zur Tür, so nah, dass ihre Lippen fast das Holz berührten. »Ihr habt Euch im Zimmer geirrt.«
    Die leise Stimme erklang erneut, noch ruhiger dieses Mal, noch einschmeichelnder. »Ich bitte Euch, lasst mich eintreten. Ich bin hier, um zu helfen.«
    »Nein«, lehnte sie flüsternd ab. Eine seltsame heimliche Verbindung bestand plötzlich zwischen ihr und dem Fremden vor der Tür. »Ich weiß nicht, wer …«
    Plötzlich bebte die Tür in ihrem Rahmen. Das alte, morsche Holz krachte, dann splitterte der Rahmen, und die Tür schwang auf. Eva sprang zur Seite, griff nach dem Dolch in ihrem Kleid, aber der Anblick des Kirchenmannes auf der Schwelle ließ sie innehalten. Er sah an ihr vorbei zu Father Peter.
    »Peter von London«, sagte der

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