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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Vögel auf den Weg machen.«
    Sie verließen die Gaststube, Gog, um in den Stall zu gehen, Eva, um die Treppe hinaufzugehen. Kalte Luft strömte herein, als die Eingangstür aufgestoßen wurde.
    »Ich sage weiterhin, dass sie verrückt sein muss, würde sie hierherkommen«, murmelte Ry, als er die Tür des Gasthauses hinter ihnen schloss.
    Jamie schaute sich im Vorraum um. Ein Ausgang hinten, eine Treppe genau vor ihm, die Gaststube zu seiner Rechten. »Verzweifelt«, murmelte er und wandte sich zur Gaststube. »Die Frau ist verzweifelt. Und sie versucht, eine rasche, heimliche Überfahrt nach Frankreich zu bekommen. Dieses Gasthaus und seine kleine Bucht sind sehr passend für beides.«
    Er beugte sich vor, um sich die Schenke gründlicher anzusehen.
    »Jamie!«, rief jemand hinter ihm. Roland, der Wirt, kam aus dem Hinterzimmer und strahlte vor Freude. »Das ist ja Jahre her!«
    Jamie wandte sich um.
    Eva erstarrte, als die Eingangstür aufgestoßen wurde und – wollte Gott ihr denn nie mehr gnädig sein? – Jamie hereinkam.
    Hatte ihr Verstand auch nur noch geringste Zweifel an der Identität des waffenstarrenden Ritters im Vorraum gehabt – die es natürlich nicht gegeben hatte –, so hatte der laute, freudige Ausruf des sonst so übellaunigen Gastwirts diese vertrieben wie der Wind die Spreu.
    Es war Jamie, und bei Tageslicht sah er noch machtvoller, noch entschlossener und sehr viel gefährlicher aus als je zuvor.
    Gogs Gesicht wurde blass. Vielleicht als eine Reaktion darauf, dass sie blass geworden war. Sie hatte gespürt, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht gewichen war.
    »Ist er das?«, flüsterte er. »Der Ritter? Der Hammer am Wegesrand?«
    »Ja.« Sie wandte sich mit dem Rücken zum Rundbogendurchgang. »Geh jetzt, Roger. So schnell du kannst.«
    Er machte einen Schritt zum Bogen. »Und falls er dich erkennt?«
    » Ich kümmere mich um dich , Roger. Nicht du dich um mich. Geh die Pferde satteln. Ich werde mich zum Hinterausgang hinausstehlen und zu dir kommen.« Sie lächelte ihm aufmunternd zu und drückte ihm den Rest ihres Geldes in die Hand. »Für den Fall der Fälle. Du wirst ein Schiff mieten und …«
    »Das werde ich nicht.«
    »… wirst auf mich warten – in dieser kleinen Stadt an der Garonne, wo es die Artischocken gab.«
    Gog wandte sich ab, widerstrebend zwar, aber gehorsam. Um sein Leben rennen zu müssen hatte diese Wirkung. Sie verließen sich jetzt schon seit vielen Jahren aufeinander, und die acht Jahre Altersvorsprung hatten Eva mit genügend Durchsetzungsvermögen ausgestattet, ihre Anweisungen Gesetz sein zu lassen.
    Plötzlich wandte sich Roger noch einmal um. Er hielt den Kopf gesenkt, als er hervorstieß: »Falls etwas passiert, werde ich dir folgen.«
    »Nein …«, flüsterte sie, aber er ging schon davon, ging im Vorraum mit großen Schritten kühn an Jamie und seinem Begleiter und all ihren stählernen Klingen in großer Ruhe vorbei, ja, schaute nicht einmal zu ihnen hin. Eva empfand einen Anflug von Stolz. Gog würde ein brillanter Mann sein, würde er nur alt genug werden.
    Sie ließ ihm einen kleinen Vorsprung, um die Ställe zu erreichen. Das war nicht nur sinnvoll, es gab ihr auch einen Moment Zeit, um Mut zu schöpfen. Denn er schwand in dem Moment, in dem Gog außer Sichtweite war. Sie war immer mutig, wenn es galt, Roger zu beschützen. Ohne ihn war sie eine Mauer, die nichts und niemandem standhielt.
    Aber Mägde standen nicht herum und starrten die Wände an, um sich Mut, sei er auch noch so fragil, zu machen. Sie räumten ab, brachten Essen, riefen dem Koch etwas zu, eilten geschäftig hin und her und zogen nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich als eine Fliege. Eva würde so unauffällig sein wie ebendiese Fliege.
    Den Rücken zum Bogen gewandt, griff sie nach der Suppenschale auf dem nächsten Tisch. Die drei Esser schauten verwirrt auf, vermutlich weil Eva eine Schale weggenommen hatte, die noch halb gefüllt war.
    »Schimmel«, erklärte sie und wies mit einem Kopfnicken auf das Brot, das noch in den Eintopf eingetunkt war. »Es ist schrecklich mit dem Regen. Ich werde Euch sofort ein anderes Brot bringen.« Sie griff nach der nächsten Suppenschale. Der Mann hielt seine Schüssel mit beiden Händen fest und sah Eva mit gerunzelter Stirn an.
    Die Menschen sahen Fliegen nicht mit gerunzelter Stirn an. Sie erregte zu viel Aufmerksamkeit.
    Eva ging weiter, von Tisch zu Tisch, nahm halb leer gegessene Schalen von dem einen, stellte halb leer getrunkene Becher auf

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