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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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habe versucht, sie aufzuhalten.«
    Zum ersten Mal überhaupt während dieser Unternehmung hatte Eva Angst. »Das war dumm«, schimpfte sie ihn aus, obwohl sie sich eigentlich nichts mehr wünschte, als für eine Sekunde die Augen zu schließen. Roger war fünfzehn Jahre alt. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Wenn es im Verborgenen verbracht werden musste, nun, es gab Schlimmeres als das, zum Beispiel, gar nicht zu leben. Man hatte ein Leben, aber man hatte nicht die Wahl der Umstände, unter denen es verbracht wurde. Eva gefiel es nicht, dass Roger sein Leben so leichtsinnig in Gefahr gebracht hatte; das Leben, über das sie in den vergangenen zehn Jahren gewacht hatte.
    Er packte sie am Handgelenk und stoppte ihre Bewegung, als sie die Hand ausstreckte. »Hast du einen von ihnen erkannt, Eva?«
    »Erkannt? Natürlich nicht.«
    »Ich aber.«
    »Wen könntest du denn wiedererkennen, Gog?« Sie sagte es rasch, weil die Frage eine kalte Nervosität in ihrer Brust weckte, aus Furcht vor der Antwort. »Du kennst doch keine Menschenseele in England.«
    »Eine kenne ich.«
    Lähmende Angst packte sie. »Oh nein. Das ist nicht möglich.«
    »Oh doch«, sagte Roger, und seine Stimme war in ihrer düsteren Gereiftheit fast nicht wiederzuerkennen. »Ich habe sie seinen Namen nennen hören.«
    »Nein«, wisperte Eva.
    »Aye. Sie bringen Father Peter zu Guillaume Mouldin.«
    »Sind sie das?«, fragte Guillaume Mouldin seinen Sergeant. Sie standen oben auf der Kuppe eines Hügels, und blickten auf die Straße an seinem Fuß.
    Es war eine vertraute Situation, dieses Beobachten, wie seine Männer ihm jemanden brachten, der nicht hatte kommen wollen.
    Niemand war in seinem Beruf besser, als Mouldin es in seinem gewesen war: dem Warten der kostbarsten Schätze des Königreiches seiner Erben. Es war eine höchst befriedigende, höchst geschätzte, höchst einträgliche Arbeit gewesen.
    Bis die mächtigsten von ihnen flohen. Das hatte für Guillaume Mouldin das Ende bedeutet.
    Zehn Jahre der Jagd hatten keinen Hinweis auf die verschwundenen Erben gebracht. Obwohl alle Taktiken angewandt worden waren, die normalerweise funktionierten, um Informanten zum Reden zu bringen, hatte er das dunkelhaarige Mädchen und den Jungen, den sie mitgenommen hatte, nie gefunden. Selbst dieser verdammte Priester hatte sich als schwer fassbar erwiesen.
    König John war nicht erfreut gewesen, und Mouldin war in Ungnade gefallen. War geächtet worden. In einem Anfall von Wut hatte der König seine Besitzungen und sein Vermögen konfisziert und Jäger auf die Spur des Jägers gesetzt, und nachdem Mouldin geflohen war, hatte der König seine Wut an Mouldins Frau und Kind ausgelassen. Er hatte sie verhungern lassen, weil er Mouldins nicht habhaft werden konnte.
    Nun, inzwischen hatte sich die Lage geändert, und der König würde bezahlen.
    Oder die Rebellen.
    Wer immer das meiste Geld hatte, irgendjemand würde bezahlen und Peter von London bekommen. Den Priester samt seinen bemerkenswerten Zeichnungen. Den Mann, der ein wankendes Königreich in die Knie zwingen könnte.
    Mouldin war geradezu glücklich darüber, dabei helfen zu können.
    Sein Hengst tänzelte und scharrte mit dem Huf, ruhelos und voll guten Hafers und voller Energie, genau wie Mouldin es für den langen Ritt geplant hatte, der vor ihm lag. Er sah seinen Sergeant an. »Überbringt die Botschaft. Meldet Lord Robert FitzWalter, dass seine Entlohnung nach meinem Dafürhalten viel zu gering war und dass ich die Dinge jetzt selbst in die Hand genommen habe. Wenn er ein besseres Angebot machen möchte, kann er mich in Gracious Hill treffen. Lasst ihn wissen, dass er gegen den König bieten wird.« Er lächelte leicht. »Und erwähnt auch, dass Jamie ebenfalls auf der Jagd nach dem Priester ist. Ich habe weder Lust noch Mittel, um ihn aufzuhalten, aber FitzWalter könnte vielleicht beides haben.«
    Mouldin gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte den Hügel hinunter.
    Eva legte Gog die zitternde Hand auf die Schulter. »Hast du gesehen, wohin sie geritten sind?«
    »Aye.« Erregung schwang in Rogers Antwort mit. Seine Augen leuchteten, und er drückte Evas Hand.
    »Das ist gut.« Sie nahm seinen Arm. »Sie sind nach Süden geritten? Nach Osten – nein? Also nach Norden?«
    Gog nickte.
    »Das ist gut«, sagte Eva, auch wenn sie keine Freude darüber empfand. »Ich kenne mich dort aus. Sattle du die Pferde, ich werde unser Gepäck holen. Und dann werden wir uns wie rachedurstige kleine

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