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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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–, zeugte nichts an ihm von Ungezwungenheit.
    Eine Narbe zog sich durch seine rechte Augenbraue, und Eva war sich sicher, dass der Bart mehr solcher Narben verdeckte. Sein Gesicht war hart und kantig, seine Nase leicht höckerig, als wäre sie vor langer Zeit gebrochen gewesen. Seine Hände waren Waffen für sich. Ihr war die Kehle noch immer eng vom Griff seiner in Kettenhandschuhen steckenden Hände. Gott allein wusste, was ihn vorhin davon abgehalten hatte, das Leben aus ihr herauszupressen. Seine Augen würden den Grund nicht preisgeben – sie waren wunderschön, und in ihnen war absolut nichts zu lesen. Ozeantief, indigoblau im schwindenden Licht, erfüllt von Gefahr und verborgenen Gedanken. Er war ein Mann, der ein hartes Leben geführt hatte und das jeden fühlen ließ.
    »Das ist gut«, sagte er schließlich auf diese ruhige, brummige Art, die er hatte. Jamie hatte viele »Arten« an sich. Und sie alle waren gefährlich. »Ihr lügt nicht, was diese Hütte angeht.«
    Diese Feststellung ließ eine ganze Bandbreite von Dingen offen, über die sie lügen könnte, aber keiner von beiden sprach das aus.
    Er wies sie an, sich zu setzen, während Roger losgeschickt wurde, Zweige und Äste zu sammeln. Jamie hob rasch eine kleine, tiefe Grube aus und forderte Eva dann auf: »Ihr könnt das Feuer machen, das geht auch mit gefesselten Händen.« Er warf ihr Stahl und Feuerstein aus seiner Satteltasche zu und ging davon.
    Eva starrte finster auf den kleinen grauen Stein. Dies war nicht wahr. Sie konnte kein Feuer entfachen, nicht einmal, wenn es um ihr Leben ging, und in einigen Winternächten war es genau darum gegangen. Oh, diese Schmach – ein Fünfjähriger machte Feuer für eine Dreizehnjährige.
    Sie starrte erbittert in die dunkle Grube, das Kinn fest angespannt, und tat das Einzige, zu dem sie im Moment fähig war: Sie legte kleine Stücke Anzündholz – kleine Zweige – und trockene Blätter in die kalte Feuergrube.
    Die Männer kehrten zurück. Jamie schaute hinunter auf die dunkle Feuergrube und den kleinen Haufen von Blättern und Anzündholz, dann sah er Eva an. Sie schnaubte und wandte den Blick ab. Er griff nach Stahl und Feuerstein, und bald fing sich eine zarte Flamme in einem der trockenen Blätter. Jamie beugte sich vor und blies darauf. Das helle bernsteinfarbene Licht betonte die harten Flächen seines Gesichts. Die Flammen leckten höher und fingen sich knisternd in den Zweigen.
    Eva unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Wie sehr sie die Dunkelheit hasste. Roger drückte sich fest an ihre Seite.
    Jamie sah sie beide von jenseits des Feuers an, dann zog er ein Messer aus der Scheide an seiner Seite und begann, eine verschrumpelte Zwiebel in dicke Scheiben zu schneiden und sie auf einen Stock zu spießen. Sie schluckte.
    »Eva?« Roger wagte ein Flüstern.
    »Ja?«
    »Ich hätte mich nicht schnappen lassen dürfen. Es tut mir leid.«
    Sie tätschelte ihm geistesabwesend das Knie. »Es ist nicht deine Schuld, Gog.«
    »Doch, das ist es.« Jamies tiefe Stimme trieb wie heiße Seide durch die Flammen.
    Das erregte ihre volle Aufmerksamkeit. »Verzeihung?«, fragte sie kalt.
    Er legte die Zwiebeln neben die Flammen und zuckte lässig mit den Schultern. »Während unseres ganzen Rittes habe ich ihn durchs Unterholz brechen hören wie einen Bären.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Und doch schien es, als wäret Ihr am Ende höchst überrascht gewesen.«
    Roger starrte sie an. Jamie schaute auf, sagte aber nichts, sah sie nur einen Moment lang an, dann wandte er sich Roger zu. »Du musst besonnener sein, wenn du jemandem folgst.«
    »Ja, Sir!« Roger nickte eifrig. Er schien … erfreut zu sein über Jamies Ermahnung.
    »Gog«, sagte sie erschöpft. »Bitte drück dein Knie nicht so an meine …« Sie schaute auf Jamie, der das nächste Wort aus ihrem Mund mit offensichtlichem Interesse zu erwarten schien. »… Hüfte.«
    Es war ein schweigendes Mal. Das Feuer knisterte und spie kleine rote Zweige in die dunkle Luft. Ein kühler Wind trug sie höher, bis sie verbrannten und zu grauer Asche wurden, die ins Nichts geweht wurde.
    Innerhalb kürzester Zeit war Ry auf Wacht und Gog eingeschlafen. Auf der Seite liegend, Mund offen, eine Hand unter der Wange, sah er aus wie ein Kind und schnarchte wie ein Mann. Oder ein Bär. Noch war er weder Mann noch Junge.
    Aber er war verloren. Es sei denn, sie konnte ihn retten.
    Die eingestürzte Hütte ragte am Rande ihres Blickfeldes auf. Sie sah aus wie

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