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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Stiefel sowie den schmutzigen Rock, und sein Gesicht nahm einen misstrauischen Ausdruck an. Das Aufblitzen von Jamies grauem Kettenhemd, das sich an den Handgelenken zeigte, und die schimmernden Schwerter, die er und Ry und Roger an der Hüfte trugen, hielten ihn davon ab, eine Bemerkung zu machen. Nichtsdestotrotz sah er aus, als wollte er dieser kleinen Gruppe gut bewaffneter Männer, die Ärger machen könnten, den Zutritt zur Stadt verweigern.
    »Erklärt Euer Begehr«, forderte er barsch.
    Dann glitt sein Blick zu Eva und ihrem offenen Haar und der gelockerten Schnürung ihres Mieders und der Weichheit, die darunterlag. Für eine Sekunde erstarrte er. Dann schnaufte er wie ein Kaninchen. Er straffte die Schultern, und seine Augen verloren ihren skeptischen, misstrauischen Ausdruck. Sie wurden entschieden freundlicher.
    Jamie sagte: »Unser Begehr ist der Markt.«
    Eva nickte und lächelte. Jamie war sich ziemlich sicher, dass das, was als Nächstes kam, mehr diesem lockenden Lächeln geschuldet war als dem, was er sagte oder nicht sagte.
    »Es ist ein sehr schöner Markt, Sir, und es gibt keinen schöneren hier im Westen. Aber Ihr werdet nicht leicht eine Unterkunft finden«, plapperte der Torwächter weiter und erwiderte Evas Lächeln. Ihm fehlten zwei Zähne auf der rechten Seite, oben und unten. Die Lücke formte einen schmalen Durchgang in seinen Mund. »Die Stadt ist nahezu voll. Ihr solltet es am nördlichen Ende versuchen, in der Nähe von Chandler’s Way. Unter dem Bogen, auf der linken Seite. Da wohnt eine Frau, die Logiergäste aufnimmt, aber sie lebt oben auf dem Hügel, und manch einer möchte diesen langen Weg nicht auf sich nehmen oder weiß gar nicht, dass es sie gibt. Sauber und ehrlich ist sie, und es ist eine richtig gute Unterkunft.«
    Er nickte, und sein Lächeln wurde breiter, ohne Zweifel freute er sich, so viele Informationen geben zu können, und darüber, wie auch Evas Lächeln als Antwort darauf noch strahlender wurde.
    Der Torwächter schaute zurück zu Jamie, dann zu Ry und Gog, der dabei war, die Taschen und Bündel wieder festzuzurren, die inspiziert worden waren. Die drei sahen gefährlich aus. Sogar der blonde Roger mit seiner welpengleichen Begeisterung und den schlaksigen Gliedern strahlte eine Härte aus, die von den Jahren des Lebens auf der Flucht herrührte und die er während der Durchsuchung in einen scharfen, auf den Torwächter gezielten Blick umgesetzt hatte.
    Der Blick des Torwächters verengte sich erneut zu Argwohn und Misstrauen, eine einem Torwächter angemessenere Haltung, als mit großen Augen eine Frau anzustarren und redselig zu sein. »Und woher kommt ihr alle?«
    »Wie ist Euer Name?«, fragte Jamie scharf.
    Das Gesicht des Wächters verfinsterte sich jetzt, aber der befehlende Ton lockte ein mürrisches »Richard« aus ihm heraus.
    Jamie beugte sich weit vor zu ihm, sodass niemand hinter ihnen seine Worte hörte, aber doch dafür sorgte, dass Richard der Torwächter, der sich leicht vorgebeugt hatte, jede Silbe deutlich verstand. »Ich komme vom König, Richard Torwächter, und ich bin auf einer Mission. Falls Ihr mich auch nur noch einen Moment länger aufhaltet, werde ich mich an Euren Namen erinnern. Gegenüber dem König.«
    Der Wächter verharrte einen Moment in seiner vorgebeugten Haltung, und in seinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung. Doch dann schnellte er hoch.
    »Passiert! Einen Halfpenny für jeden«, verkündete er und sah Jamie nicht noch einmal an.
    Jamie umfasste Evas Arm fester, als er sie durch den Torbogen hindurchführte und dem Wächter die geforderten Münzen zuwarf. Ry und Gog folgten einen Augenblick später mit durchsuchten Taschen, in denen nichts gefunden worden war als deren eigene Waffen. Mit anderen Worten, es gab keine gesetzwidrig hereingeschafften Waren, die auf dem Markt verkauft werden sollten, keine zollpflichtigen Gegenstände.
    Jetzt waren sie also in Gracious Hill, standen innerhalb der Mauern der Stadt und hatten ihr erstes Ziel erreicht. Es war ein Moment des Aufatmens, und sie alle empfanden ihn als solchen.
    Die Stadt brummte vor Geschäftigkeit. Menschen gingen von Läden zu Häusern und zu Schenken, die vor Ausgelassenheit barsten, bevor es zur Nacht hin ruhiger werden würde. Das Licht des Nachmittags beschien die Dächer der zwei- und dreigeschossigen Gebäude, gelangte aber kaum hinunter zu dem Kopfsteinpflaster und dem Dreck darauf. Die Giebel der Häuser glänzten strahlend hell, bernsteinfarbenes Licht

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