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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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wahrmachen, solltet Ihr mir Grund dazu geben.«
    Oh, du lieber Gott, sie verdiente es zu sterben, und zwar dafür, wie lüstern ihr Körper allein schon bei dem Gedanken wurde, Jamie könnte sie wieder berühren. Wieder und wieder.
    Er zügelte sein Pferd und ließ es eine lebhafte Pirouette machen. »Ihr habt es von Anfang an richtig erkannt, Eva: Ich bin nicht gut. Glaubt es. Verführt mich nicht noch einmal.«
    Ihr Mund blieb offen stehen. Sie zwang sich, ihn zu schließen. »Euch verführen?«
    Er ließ seinen Blick über sie gleiten, ehe er ihr gleichmütig direkt in die Augen sah. Gleichmütig, ja, und am schlimmsten von allem: leidenschaftslos und ungerührt.
    »Aye. Denn ich werde Euch nehmen, Eva; und danach werde ich Euch fortwerfen. Das schwöre ich. Das ist alles, was von mir zu erwarten ist.«

40
    L ange Schlangen von Besuchern und Kaufleuten und Karren schoben sich durch das Tor von Gracious Hill, einem geschäftigen, ehemals kleinen Ort, der sich bis zur Stadt mit Marktrecht gemausert hatte.
    An diesem Morgen sollte der Frühjahrsmarkt eröffnen, und die Stadt war voller Leben. Sie war fast schon überfüllt, und die Wiesen vor der Stadtmauer waren voll von Zelten und Feuerstellen – eine Zeltstadt für Kaufleute und Käufer, die von weit her hierhergekommen waren.
    Trotz der Feststimmung lag etwas Dunkles und Wachsames in der Luft, als sie durch die Reihen der Zelte ritten. In diesen unruhigen Zeiten eines drohenden Bürgerkrieges kam der Ärger in vielerlei Gestalt daher. Freibeuter und Banditen tummelten sich in den dunklen Wäldern, weil Gesetzlosigkeit eine viel sicherere Methode war, als sein Schicksal einem heißen Eisen in der Hand oder der Fähigkeit, in kaltem Wasser zu schwimmen, anzuvertrauen. Aber es gab auch andere Bedrohungen. Und meistens kam der Ärger von rebellischen Lords, die ihre eigenen Leute ausplünderten. Und jetzt zogen Heere durchs Land.
    Alles in allem war man innerhalb der Stadtmauern sicherer, wenn es Abend wurde.
    Jamie war zwiegespalten, was das anging. Als durchaus befriedigend empfand er die Aussicht, ein frisch gebrautes Ale trinken und in einem Bett schlafen zu können. Und die Möglichkeit, ein gründliches Bad zu nehmen.
    Was ihn nervös machte, war das Gefühl, innerhalb der Mauern gefangen zu sein.
    Zudem stanken Städte abscheuerregend. In freier Natur zu reiten, weitab von Menschenansammlungen und deren angehäuftem Dreck, war es leicht, sich an den nur leicht moschusartigen Geruch des eigenen Körpers und dem der frischen Luft zu gewöhnen. Aber in der Stadt sammelten sich alle Abfälle der Welt. Abwasser liefen die Gossen der kopfsteingepflasterten Straßen hinunter. Abfälle, die beim Gerben entstanden waren. Eingeweide. Ungewaschene Körper dicht beieinander. Brennende Feuer. Hundekot, Kuhmist, menschliche Exkremente. Ein absolutes, übelst stinkendes Chaos.
    Sie näherten sich dem Stadttor.
    »Bereit?«, murmelte Jamie und wandte sich Ry zu; dann fiel sein Blick auf Eva. Jamie verstummte für einige Herzschläge lang.
    Sie warf das Haar zurück und fuhr mit den Fingern hindurch, um es zu lockern. Trotz aller Unbill der letzten Tage fiel es wie ein seidiger dunkler Vorhang um ihr fein geschnittenes Gesicht und über ihre stolzen Schultern. Sie schlug ihren Umhang über eine Schulter zurück und lockerte ein wenig die Schnürung des Mieders ihres Kleides.
    Jamies Herz zog sich zusammen. Er hatte gestern Abend das Privileg gehabt, diese Bänder zu öffnen, aber hatte er auch die Chance genutzt, mit seinen Fingern durch ihr Haar zu fahren, es zu fühlen? Kaum. Ihr Haar war von niedriger Priorität gewesen, als seine Hände sie berührt hatten.
    Doch sollte es eine andere Gelegenheit geben, er schwor sich, er würde es mit Ehrerbietung behandeln. Er würde damit machen, was sie eben getan hatte. Er würde seine Finger hindurchgleiten lassen, durch diesen fließenden schwarzen Strom.
    Eva schob ihren Arm in seinen angewinkelten und hob ihr Gesicht.
    »Ich bin absolut bereit. Und damit Euch nicht einfällt, etwas zu tun, ›dass es mir leidtut‹«, fügte sie hinzu, »betrachtet dies nicht als Verführung. Ihr habt keinen Anlass, mir irgendetwas zu beweisen. Mir ist durchaus bewusst, was für ein schlechter Mensch Ihr seid.«
    Sie erreichten das Tor als Nächste in der Reihe.
    Der Wächter musterte ihre Gesichter, während sein Kamerad begann, Pferde, Waffen und das Gepäck zu durchsuchen. Er musterte Jamies wettergegerbten Umhang, die dreckverkrusteten

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